Als wäre die bisherige Saison für Bundesliga-Schlusslicht Schalke 04 nicht schon schlimm genug gewesen, so hatten sich unter der Woche und im Vorfeld des Samstagabendspiels in Gladbach weitere turbulente Tage ereignet. Die Zusammenfassung: ein hochverdientes 0:2 gegen den VfL Wolfsburg, der Technische Direktor Michael Reschke verlässt den Verein, der Vertrag mit Ibisevic wird zum 31. Dezember aufgelöst und Harit sowie Bentaleb trainieren ab sofort nur noch individuell. Außerdem gab Trainer Manuel Baum im Vorfeld noch zu, dass Angreifer Kutucu der Spieler sei, der aktuell positiv auf das Coronavirus getestet worden war - und zauberte neben Skrzybski, Raman und Kabak zugleich einen 19-jährigen US-Amerikaner aus dem Hut: Der im Sommer von der Barça-Akademie in Arizona gekommene Stürmer Hoppe durfte anstelle von Paciencia (Knie) ran und spielte damit direkt bei seinem Bundesliga-Debüt von Beginn an.
Und siehe da, S04 zeigte sich vom Start weg mutig, zielstrebig, defensiv stabil und offensivfreudig. Allen voran Uth schob ein ums andere Mal mit den Kollegen an, sodass Gastgeber Gladbach den Schwung vom jüngsten 4:0 gegen Schachtar Donezk in der Champions League nicht mitnehmen konnte. Das Team von Coach Marco Rose, der Jantschke, Zakaria, Herrmann und Plea für die auf der Bank sitzenden Lainer, Elvedi, Kramer und Kapitän Stindl frisch reinbrachte, fiel anfangs vor allem mit vielen Ungenauigkeiten auf. Das stärkte S04 zusätzlich.
Tore von Neuhaus, Raman, Wendt
Auch wenn es zunächst einen Rückschlag für die Königsblauen gab: Nach einem harten wie fairen Tackling von Zakaria gegen Uth griffen nämlich einmal die Borussen effektiv an - und erzielten direkt das 1:0. Embolo scheiterte dabei zunächst an Torwart Rönnow, ehe Neuhaus aus einigen Metern Abstand den Ball bekam und mit Glück durch die Beine von Mascarell traf (15.). Ein Schock für Schalke? Mitnichten: Uth überragte wenig später mit einem Chip hinter die Kette zu Raman, der volley rechts oben in den Knick traf - 1:1 (20.). In Minute 28 dann fast das 2:1, doch Uth schlenzte einen Freistoß nur an den linken Pfosten.
Bundesliga, 9. Spieltag
Das war zugleich der Weckruf für lange Zeit fahrige Fohlen, die mit fortschreitender Zeit mehr und mehr Druck entfachten, ihre individuelle Klasse ausspielten. Mit dem letztlich gerechten Lohn: Nach schöner Eröffnung trieb Neuhaus die Kugel nach vorn und steckte herrlich für den nicht gedeckten Wendt links in die Box durch. Der Verteidiger schoss aus leicht spitzem Winkel vor Rönnow links unten ein (36.). Thuram (39. aufs Tordach und an die Latte) sowie Embolo (45.) standen außerdem noch kurz vor dem 3:1.
Thuram eiskalt, Neuhaus krachend
Dieses fiel schließlich nach dem Seitenwechsel in Minute 52, als nach einer Freistoßvariante Plea erst an Rönnow scheiterte - dieser aber zu kurz vor die Füße von Thuram abwehrte. Der Franzose fackelte nicht lang und schoss die Kugel unter die Latte (52.). Damit war das Duell mit Königsblau freilich entschieden, zumal Plea frei vor Rönnow (62.), Neuhaus mit einem krachenden Volley (66.) sowie Embolo und Plea mit Abschlüssen aus wenigen Metern (jeweils 68.) das 4:1 liegen ließen. Genauso wie Herrmann, der den linken Pfosten traf (76.).
Joker Wolf darf noch
Joker Wolf sollte es am Ende vorbehalten sein, das vierte Gladbacher Tor des Abends zu erzielen: Der von RB Leipzig ausgeliehene Tempodribbler traf nach schöner Vorlage von Plea rechts unten (80.) - und zog damit einen Strich unter den nächsten wichtigen Dreier der Fohlen, die den Kontakt nach oben halten.
Ein Bild spricht Bände: Die Spieler des FC Schalke 04 zeigen ihre Enttäuschung nach der nächsten Niederlage. imago images
Für die Gladbacher geht es in der Champions League bereits am Dienstag (21 Uhr) weiter, wenn Inter Mailand in den Borussia-Park kommt. Am Samstag (15.30 Uhr) muss die Elf vom Niederrhein dann zum SC Freiburg. Das weiterhin bei mageren drei Punkten stehende S04 hat am Sonntag (18 Uhr) Bayer 04 Leverkusen zu Gast - und wird nach 25 Bundesliga-Spielen ohne Sieg einen neuen Anlauf auf den Dreier starten.