Darmstadts Coach Torsten Lieberknecht hatte noch mit den Nachwirkungen vom 1:2 in Düsseldorf zu kämpfen. So stand Mittelfeldmann Gjasula (Gelb-Rot-Sperre) nicht zur Verfügung, außerdem fanden sich Isherwood und Manu auf der Bank wieder. Neu dabei: Müller, Marvin Mehlem und Karic. Das hatte zur Folge, dass die Lilien taktisch in einem 3-4-3 aufliefen, das gegen den Ball zu einem 5-3-2 wurde.
Bei den Gästen hatte Paderborns Trainer Lukas Kwasniok bereits im Vorfeld angekündigt, das Spiel nicht abschenken zu wollen und unterstrich dies dann auch, indem er keine B-Elf ins Rennen schickte. Im Vergleich zum 2:0 gegen Sandhausen gab es lediglich einen Wechsel - der aber wog schwer: Kapitän Schallenberg fiel aus und wurde von Pröger ersetzt.
Der 34. Spieltag
Simplizität als Erfolgsrezept
Erstmals in der Geschichte der 2. Liga standen damit die beiden Brüder Marvin und Marcel Mehlem gemeinsam auf dem Platz, wenn auch als Konkurrenten. Marvin hatte dabei mehr zu Lachen, denn Darmstadt legte einen Traumstart hin: Aus einem Einwurf heraus landete der Ball bei Skarke, der aus 17 Metern Maß nahm, die Kugel im kurzen Eck versenkte und so den Blitzstart perfekt machte (2.).
Die Lilien spielten wie aufgedreht, verzichteten dabei weitgehend auf längere Ballbesitzphasen. Das Rezept der Hausherren war so simpel, wie der Fußball manchmal sein kann. Gallig in den Zweikämpfen sein und nach Ballgewinn den Ball rasch nach vorne tragen, häufig lang und hoch auf Zielspieler Tietz, der mit seiner Kopfballstärke den Ballverteiler gab und so schnelle Abschlüsse forcierte.
Der SCP kam damit so gar nicht zurecht, erlaubte sich aber auch zu viele Unzulänglichkeiten und entwickelte kaum Gefahr. Muslijas listiger Schlenzer nach einem Freistoß stellte dabei eine Ausnahme dar (8.).
Luca Pfeiffer glänzt mit Doppelpack
Es läuft rund: Luca Pfeiffer, Phillip Tietz und Emir Karic (v.li.) beim Torjubel. IMAGO/HMB-Media
Ansonsten spielte die Musik fast nur vor SCP-Torhüter Huth, der nach 19 Minuten gegen Tietz das 0:2 noch verhinderte, sich kurz darauf aber ein zweites Mal geschlagen geben musste. Wieder war ein Einwurf der Ausgangspunkt, Bader führte schnell aus, Kempe zog zwei Mann auf sich und passte zurück zu Bader, der dann von rechts Luca Pfeiffer fand - 2:0 (25.).
Während die Stimmung bei Paderborns Kwasniok in den Keller sank, war sie auf den Tribünen euphorisch. Die Relegation winkte, weil zu diesem Zeitpunkt Bremen zwar führte, der HSV aber in Rostock zurück lag - die Relegation winkte.
Als dann Schuhen stark gegen Pröger parierte (36.) und Pfeiffer kurz darauf seinen Doppelpack schnürte (38.), tobte das Bölle umso mehr - Felix Magath war vor Ort und bekam so einen Eindruck davon, was ihn und die Hertha in der Relegation hätte erwarten können.
Lange Gesichter am Bölle
Das war aber noch nicht in Stein gemeißelt. Denn: Eine Hälfte galt es aber noch zu spielen - und Durchgang zwei bot nochmal so richtig Spannung. Weniger auf dem Rasen direkt. Paderborn gestaltete das Match zwar offener und ließ sich auch ab und an vorne blicken (Doppelchance Klement/Mehlem, 46.), doch in Summe plätscherte das Spiel vor sich hin. Darmstadt hatte auf Verwaltung umgestellt und ließ im Grunde nicht wirklich etwas anbrennen. Das Problem der Lilien war, dass der HSV im Parallelspiel in Rostock ausgeglichen hatte und nur noch einen weiteren Treffer benötigte, um die Darmstädter Aufstiegsträume zum Platzen zu bringen.
Nachdem Luca Pfeiffers Treffer zum vermeintlichen 4:0 vom VAR wegen einer knappen Abseitsentscheidung wieder einkassiert wurde, gab es lange Gesichter - auf den Tribünen und im SCP-Lager. Auf den Tribünen, weil der HSV in Rostock das 2:1 erzielt und den SVD damit wieder auf Platz vier geschubst hatte, beim SCP, weil der eingewechselte Cuni wegen groben Foulspiels an Manu glatt Rot sah (78.).
Als dann auch noch die Kunde vom 3:2-Sieg der Hamburger eintrudelte, flossen bei so manchem Spieler die Tränen, weil klar war, dass die Darmstädter ihre Aufstiegshoffnungen begraben mussten und im kommenden Jahr ebenso wie der SC Paderborn erneut zweitklassig spielen werden - da half auch der Applaus von den Tribünen und das gute Zureden von Lieberknecht nur bedingt. Nun steht die Sommerpause für alle an, ehe am 15. Juli 2022 die 2. Liga wieder ihre Pforten öffnet.