Das insgesamt 103. Bundesliga-Duell zwischen Dortmund und Bayern war mit Spannung erwartet worden - und lieferte in den ersten Minuten eine hochtaktische Angelegenheit. Das Team von BVB-Coach Lucien Favre, der im Vergleich zum 3:0-Champions-League-Erfolg in Brügge wieder auf den zuletzt angeschlagenen Hummels zurückgreifen konnte (außerdem kamen Kapitän Reus und Sancho für Brandt und Hazard rein), stand defensiv wie gewohnt sicher und ließ kaum etwas zu. Lediglich Lewandowski konnte sich frühzeitig anmelden (1. Minute, Außennetz), während Goretzka aus nächster Nähe an Bürki verzweifelte (14.).
Hochpressende Münchner, bei denen Bayern-Trainer Hansi Flick nach dem am Ende klaren 6:2 bei RB Salzburg auf Pavard (Prellung im Obeschenkel) verzichten musste und dafür Sarr brachte (zudem Goretzka für Tolisso in der Startelf), ließen sich von nach Balleroberung schnell umschaltenden Westfalen ein ums andere Mal überrennen. Nur konnten Reyna, Sancho, Haaland & Co. keine der wenigen Möglichkeiten nutzen. Am nähesten kam noch Haaland, der nach Reus-Pass überhastet verzog (17.) und ein weiteres Mal rechts am Kasten von Neuer vorbeischoss (21.).
Lewandowski jubelt und verstummt wieder - Sorgen um Kimmich
Dann schlug mal wieder die Stunde von Lewandowski, der nach schönem Angriff und Gnabry-Vorlage rechts unten zum 1:0 traf (24.). Nach VAR-Eingriff wurde jedoch auf Abseits entschieden, das rechte Knie des Polen war beim Zuspiel offenbar minimal zu weit vorne (26.). Apropos Knie: Nach einem eigenen Fehler im Mittelfeld setzte Kimmich gegen Haaland mit einer harten Grätsche nach und zog sich dabei eine Verletzung zu (34.). Dem deutschen Nationalspieler kamen bei der folgenden Behandlung die Tränen, er musste runter - Tolisso ersetzte ihn (37.).
Bundesliga, 7. Spieltag
Reus feiert, Alaba kontert
Auserzählt waren die ersten 45 Minuten damit aber auch noch nicht, kurz vor der Pause sollte es nochmals rund gehen: BVB-Kapitän Reus erzielte nach einem tollen Vorstoß und nach präziser Guerreiro-Vorarbeit mit einem unhaltbaren Direktschuss das 1:0 (45.), was zugleich sein achtes Tor seiner Laufbahn gegen Bayern war (kein aktueller Bundesliga-Profi hat mehr). Die Halbzeitführung? Mitnichten! Denn in der vierten Minute der Nachspielzeit hatte Delaney den Münchnern noch einen aussichtsreichen Freistoß beschert, den ausgerechnet der zuletzt für Schlagzeilen sorgende Alaba mit etwas Glück (Meunier fälschte leicht ab) verwandelte.
Lewandowski baut eindrucksvolle Serie aus
Leid und Freude in einem Bild: Mats Hummels senkt den Kopf, die Münchner feiern derweil den nächsten Sieg über den BVB. imago images
Der zweite Abschnitt bot direkt noch mehr - und zwar auf beiden Seiten. Zunächst köpfte der gedankenschnelle Lewandowski den Ball nach Hernandez-Flanke vor seinem Gegenspieler Hummels zum 2:1 rechts unten ins Eck (48.). Für den Polen, zwischen 2010 und 2014 noch BVB-Profi, war dies im 13. Duell mit Dortmund bereits das 17. Tor. Kein anderer Spieler hatte in der Bundesliga-Geschichte bis dato so häufig gegen seinen Ex-Klub getroffen! Mit dem 2:1 im Rücken schoben die Münchner weiterhin an: Coman traf den rechten Pfosten (51.) und scheiterte kurz darauf an Bürki (53.). Auf der anderen Seite hing Haaland Gegenspieler Boateng eindrucksvoll ab, verzog alledings aus spitzem Winkel (53.). Außerdem verpasste Reyna nach einem Sarr-Patzer das 2:2, weil Neuer aufmerksam abtauchte (63.) - und auch Reus (68.) sowie Joker Hazard (69.) verzweifelten an der nach wie vor zuverlässigen Nummer 1 Deutschlands.
Haaland und Reus lassen das 3:3 liegen
Die Schlussphase brachte früh verzogene Fehlschüsse von Lewandowski (72.) und Gnabry (74.) sowie das vorentscheidende 3:1. Joker Sané traf nach Lewandowski-Zuspiel gerade noch vor dem attackierenden Akanji perfekt ins linke untere Eck (83.). Restzweifel waren damit aber noch nicht ausgeräumt: Denn erst stellte Haaland nach starkem Guerreiro-Pass auf 2:3 (83.), ehe Alaba kurz vor dem erneut einschussbereiten Haaland rettete (85.) und zudem noch Reus überhastet verzog (87.).
Das 3:3 für Borussia Dortmund, das nach der Länderspielpause am 21. November (20.30 Uhr) mit dem Auswärtsspiel bei Hertha BSC weiter machen wird, wäre also durchaus drin gewesen. Es sollte aber nicht mehr sein. Der FC Bayern unterdessen, der als nächstes Werder Bremen zu Gast hat, gewann am Ende verdient mit 3:2 - und siegte nun schon zum siebten Mal in den jüngsten acht Bundesliga-Partien gegen den BVB.