Gegen den Champions-League-Achtelfinalisten konnte Urs Fischer keineswegs seine Bestbesetzung aufbieten. Lenz, Becker und Prömel fehlten aufgrund von muskulären Problemen, der etatmäßige Kapitän Trimmel hatte sich bei der 1:2-Pleite in Augsburg seine 5. Gelbe Karte abgeholt. Dafür rückten mit Gießelmann, Ryerson und Teuchert hauptsächlich Spieler aus der zweiten Reihe nach, aber auch Routinier Gentner war nach überstandener Wadenverletzung erstmals seit dem 7. Spieltag wieder von Beginn an mit dabei.
Angesichts der beeindruckenden Form, die Borussia holte 13 Punkte aus den ersten fünf Spielen nach dem Jahreswechsel, könnte man meinen, es bestünde kein Anlass für Veränderungen. Marco Rose entschied sich jedoch für zwei Wechsel - wohl im Zuge der Belastungssteuerung. Neuhaus und Kapitän Stindl bekamen nach dem 4:2-Erfolg im furiosen Borussen-Duell gegen den BVB eine Pause, hielten sich aber an der Seitenlinie für einen Einsatz bereit. Ersetzt wurden die beiden Leistungsträger von Wolf und Thuram. Letzterer stand erstmals nach seiner langen Rot-Sperre im Startaufgebot.
Sicherheit vor Risiko
Rose war vor dem Spiel bestens informiert darüber, dass Union "gleich in der Anfangsphase Signale senden will". Die Zahlen gaben ihm Recht: Acht Saisontreffer erzielten die Köpenicker in der Anfangsviertelstunde. Deshalb war es gar nicht mal so überraschend, dass die Borussia den Eisernen den Ball überließ und indes auf gefährliche Kontersituationen lauerte. Genau so eine offenbarte sich der Fohlen-Elf bereits in der 3. Minute, Lainer konnte Luthe mit seinem Versuch aus relativ spitzem Winkel jedoch nicht überwinden.
Der 19. Spieltag
Knoche und Plea förmlich aus dem Nichts
Union war grundsätzlich spielbestimmend, konnte aber zu keiner Zeit für zwingende Gefahr sorgen. Aber auch Gladbach kam nicht entscheidend hinter die letzte Linie des Berliner Bollwerks. So verstrich Minute für Minute ohne wirkliche Highlights, ehe das Spielgerät plötzlich im Netz zappelte. Die Eisernen stellten - mal wieder - ihre Standardstärke unter Beweis und setzten sich durch den Kopfball von Knoche mit einem Treffer ab (31.). Bereits zum zwölften Mal jubelten die Hauptstädter nach einem ruhenden Ball - nur Mönchengladbach (16) ist effektiver bei Standards.
Bundesliga-Comeback für Karius
Folglich stand der Champions-League-Achtelfinalist unter Zugzwang, bot offensiv allerdings nach wie vor nicht allzu viel an. Es fehlte nicht nur die zündende Idee, sondern oft auch die nötige Präzision. Doch wie auch im ersten Durchgang bei Unions Führungstreffer schlug die Borussia eiskalt zu. Plea nahm nach Ablage von Hofmann an der Strafraumkante Maß und egalisierte mit einem Schuss ins untere rechte Eck (59.). Zehn Minuten später der nächste Schock für Union: Luthe musste nach einer Kollision mit Knoche und Thuram vom Platz. So hatte die Stunde von Karius geschlagen, der unverhofft sein Bundesliga-Debüt für die Eisernen feierte und damit nach knapp fünf Jahren wieder im deutschen Oberhaus zwischen den Pfosten stand.
Karius bekam allerdings nahezu keine Möglichkeit, um seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, weil an seinen Vorderleuten kein Weg vorbeiführte. Im restlichen Spielverlauf waren beide Teams um Offensivaktionen bemüht, doch auch Gladbachs Defensive erledigte ihren Job souverän. In den letzten Zügen der sechsminütigen Nachspielzeit mussten die Gastgeber noch einmal zittern, weil die standardstärkste Mannschaft der Bundesliga eine Ecke nach der anderen bekam, doch letztlich blieb es beim gerechtfertigten 1:1.
Union Berlin hat somit An der Alten Försterei gegen das nächste Bundesliga-Spitzenteam gepunktet und seine Heimserie dadurch auf neun ungeschlagene Spiele (vier Siege, fünf Unentschieden) ausgebaut. Borussia Mönchengladbach ist im neuen Kalenderjahr zwar weiterhin ungeschlagen, verpasst aber erneut den Sprung auf die Champions-League-Plätze.
Im Rahmen des 20. Bundesliga-Spieltags geht es am kommenden Samstag sowohl für Union Berlin als auch für Borussia Mönchengladbach gegen eine abstiegsgefährdete Mannschaft: Die Eisernen treten um 15.30 Uhr in Mainz an, die Fohlen-Elf hat im späten Spiel den 1. FC Köln zu Gast. Zuvor muss sich die Borussia aber am Mittwoch (20.45 Uhr) im Achtelfinale des DFB-Pokals beim VfB Stuttgart beweisen.