2. Bundesliga

Tabula rasa beim TSV 1860 München: Geschäftsführer Ian Ayre weg, Präsident Peter Cassalette auch

1860 München vor einer ungewissen Zukunft

Tabula rasa bei 1860: Ayre weg, Cassalette auch

Trauriger Abgang: Münchner Profis nach dem besiegelten Abstieg.

Trauriger Abgang: Münchner Profis nach dem besiegelten Abstieg. imago

Der Mannschaftsbus war aus Sicherheitsgründen schon von der Allianz Arena im Münchner Norden weggefahren worden, als 1860-Coach Vitor Pereira mit seinen Co-Trainern im Privatwagen von dannen fuhr. Zuvor hatte sich der portugiesische Coach auf der Pressekonferenz und später auch in der Mixed Zone von Mitarbeitern, Fans und Journalisten verabschiedet. Klar verkündete Pereira seinen Abschied zwar nicht, sicher ist er dennoch.

Der Trainer ist nicht der Einzige, der sich an diesem denkwürdigen Abend verabschiedete. Wie der kicker erfuhr, war Geschäftsführer Ian Ayre bereits am Morgen zurückgetreten. Am Abend bestätigten die Löwen die Meldung und gaben zudem bekannt, dass auch Präsident Peter Cassalette sein Amt niederlegt.

Trainersteckbrief de Oliveira Lopes Pereira
de Oliveira Lopes Pereira

de Oliveira Lopes Pereira Vitor Manuel

TSV 1860 München - Vereinsdaten
TSV 1860 München

Gründungsdatum

17.05.1860

Vereinsfarben

Grün-Gold. Abteilungsfarben: Weiß-Blau

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TSV 1860 München - Die letzten Spiele
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Ayre erklärte seinen Rücktritt in einem Statement. "Ich den acht Wochen meiner Amtszeit habe ich leider eine Struktur vorgefunden, in der die Anteilseigner nicht dieselben Interessen und dieselbe Vision für die Zukunft dieses Klubs haben", schrieb der Brite unter anderem: "Obwohl ein Budget für die kommende Saison verabschiedet wurde, blieben ernsthafte Unstimmigkeiten zwischen den Anteilseignern, was es mir unmöglich macht, in der Position als Geschäftsführer weiterzumachen."

Der Engländer Ayre war erst im April angetreten. Grabenkämpfe innerhalb des Vereins, vor allem mit dem Leiter der unter anderem für die Jugend zuständigen Fußballabteilung des e.V., Roman Beer, haben Ayre schnell ermüdet. Das Verhältnis zu Cassalette war grundsätzlich gut, allerdings gab es nach kicker-Informationen auch Unstimmigkeiten mit dem Präsidenten wegen eines nicht autorisiertes Interviews mit einer Münchener Zeitung.

"Das ist schwer zu verkraften"

Cassalette stand nach Spielschluss nicht für ein Statement zur Verfügung, und die Zukunft von Hasan Ismaik ist ebenfalls offen, zuletzt hatte der Mehrheitseigner allerdings mehrfach betont, dass er weitermachen wolle. Investor Ismaik war nicht im Stadion, seine beiden im Aufsichtsrat vertretenen Brüder Yahya und Abdelrahman hatten die Arena bei Schlusspfiff schon verlassen. Es blieb die tapfere Pressesprecherin Lil Zercher, die den wartenden Journalisten mitteilen musste, dass sich kein eigentlich Verantwortlicher seiner Verantwortung stellte.

Ich habe ein gutes Gewissen, dass ich alles gemacht habe, was ich machen konnte.

Vitor Pereira

Während die Spieler nach und nach das Stadion verließen, außer Kai Bülow (30), Michael Liendl (31) und Leihspieler Levent Aycicek (23) allesamt kommentarlos, formulierte Coach Pereira im Medienraum der Arena seine Abschiedsworte. "Das ist schwer zu verkraften, das ist ein harter Moment", sagte der 48-Jährige nach der Niederlage auf der Pressekonferenz: "Ich habe ein gutes Gewissen, dass ich alles gemacht habe, was ich machen konnte." Rückfragen ließ der Coach nicht zu. Als ein Pressevertreter nachhaken wollte, wurde die Medienrunde kurzerhand beendet, der Trainer stand auf.

Auch von den Spielern werden nur wenige bleiben, für die 3. Liga hat kaum einer der Profis einen gültigen Vertrag. Als die meisten Schuldigen dieser katastrophalen Saison bei 1860 München das Stadion in Fröttmaning bereits verlassen hatten, tobte über München ein heftiges Gewitter. Die symbolische Reinigung im Klub war da bereits im vollen Gange.

Patrick Kleinmann

Der Absturz der Münchner Löwen