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Neue Hoffnungsträger: Lazio, Milan, Atalanta und die Roma

Vier Teams im Schnellcheck vor dem Serie-A-Start

Schwere Verluste und neue Hoffnungsträger: Lazio, Milan, Atalanta und die Roma

Haben jeweils ihr römisches Team verlassen - und eventuell eine Lücke hinterlassen: das langjährige Lazio-Ass Sergej Milinkovic-Savic (li.) und Roger Ibanez.

Haben jeweils ihr römisches Team verlassen - und eventuell eine Lücke hinterlassen: das langjährige Lazio-Ass Sergej Milinkovic-Savic (li.) und Roger Ibanez. IMAGO/Xinhua

Milinkovic-Savic weg: Lazio muss sich strecken

Seit 2015 hatte Mittelfeld-Star Sergej Milinkovic-Savic Lazio Rom die Treue gehalten - schier unendliche viele Gerüchte hier, mögliche Ablösesummen in Höhe von 100 Millionen Euro dort. Doch in diesem Sommer, als sich das Team von Offensiv-Mastermind Maurizio Sarri erst zum zweiten Mal seit 2007/08 für die Champions League qualifiziert hatte, sprang der serbische Nationalspieler ab. Des Geldes wegen. Denn "SMS" wechselte nicht wie seit Jahren im Gespräch war zu Serie-A-Rivale Juventus, sondern nach Saudi-Arabien zu Al-Hilal.

Das tat und tut der Lazio-Seele weh. Doch der Blick geht nach vorn für das Überraschungsteam der vergangenen Spielzeit: Der Vizemeister muss sich darauf einstellen, in einer engen Spitzengruppe nicht abzufallen - und das während des Tanzes auf drei großen Hochzeiten in Liga, Königsklasse und Coppa Italia. Dazu muss sich zeigen, ob alterende Führungsspieler wie Ciro Immobile oder Pedro noch genug im Tank haben - und ob auf dem Papier noch nicht ganz so große europäische Namen wie Juventus-Leihkraft Nicolo Rovella oder Daichi Kamada (ablösefrei von der Eintracht gekommen) direkt weiterhelfen. Es wird auf jeden Fall schwer, unter den Top 4 zu bleiben.

Tonali weg: Milan teils neu, teils altbekannt

Als amtierender Meister das Minimalziel der erneuten Champions-League-Qualifikation erreicht und in der jüngsten Spielzeit der Königsklasse bis ins Halbfinale vorgestoßen: Milan hat auf dem Papier eine ordentliche Saison 2022/23 hinter sich - und zudem Juwel Rafael Leao langfristig an den Klub gebunden. Kann so weitergehen, oder?

Klar ist, dass die Rossoneri in besagtem Halbfinale gegen Stadtrivale Inter klar unterlegen waren (0:2, 0:1) und in der Serie A gut und gern auch nur in der Europa League hätten landen können. Außerdem mussten die Lombarden ihr Mittelfeldass Sandro Tonali - zugegeben für viel Geld - an CL-Teilnehmer Newcastle United abgeben und zusehen, wie dieser in seinem ersten Spiel direkt in der Premier League überzeugte. Als Führungsfigur im Kader, wenn auch zuletzt fast nur noch verletzt, brach obendrein Klubikone Zlatan Ibrahimovic (Karriereende) weg.

Dennoch wird mit dem Team von Trainer Stefano Pioli unter den Top 4 zu rechnen sein, dafür ist genug Qualität vorhanden: Olivier Giroud hat verlängert, Keeper Mike Maignan oder Flügelflitzer Theo sind geblieben. Außerdem sorgen die vielversprechenden Neuzugänge Ruben Loftus-Cheek (Chelsea), Christian Pulisic (Chelsea), Noah Okafor (Salzburg) und Samu Chukwueze (Villarreal) für mehr Kadertiefe.

Höjlund weg: Atalanta

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Nach seiner Ausbildungsstation FC Kopenhagen und seinem kurzen Österreich-Abenteuer bei Sturm Graz war Stürmer Rasmus Höjland erst vor einem Jahr zu Atalanta Bergamo gekommen - und hatte den Lombarden mit vielen starken Auftritten dabei geholfen, auf Platz 5 einzulaufen und wieder international (Europa League) mitmischen zu dürfen. Der 20-jährige Däne ist aber inzwischen nicht mehr zugegen, Manchester United hat 75 Millionen Euro auf den Tisch gelegt und Höjlund zum Hoffnungsträger auserkoren.

Im Umkehrschluss brauchte das weiterhin von Gian Piero Gasperini trainierte Atalanta frischen Nachschub für den Angriff - und stieß auf den auf der Insel nicht mehr glücklichen italienischen Nationalspieler Gianluca Scamacca. Zusammen mit weiteren neuen Spielern wie Ex-Schalker Sead Kolasinac, Ex-Leverkusener Mitchel Bakker, Milan-Leihprofi Charles de Ketelaere soll und kann einiges gelingen. Die Konkurrenz aber ist groß, für die Champions-League-Teilnahme dürfte es bei starker Konkurrenz (Meister Napoli, Lazio, Inter, Milan, Roma, Juve) Stand jetzt nicht reichen.

Ibanez weg: Die Roma und das Mittelfeld

Dass ein José Mourinho mit seinen Teams in die Champions League will, ist selbstverständlich. Und doch war seiner Roma in der vergangenen Serie-A-Saison letztlich doch ein wenig die Luft ausgegangen, weswegen nach Platz 6 wieder nur die Europa-League-Qualifikation zu Buche stand. In diesem Wettbewerb musste "The Special One" außerdem in diesem Jahr seine erste europäische Finalniederlage verkraften (1:4 i.E. gegen den FC Sevilla).

José Mourinho

Daumen hoch für eine erfolgreiche neue Saison? Roma-Coach José Mourinho. IMAGO/LaPresse

Das Gute aber aus Sicht der Giallorossi: Der geschätzte Trainer, der sich so manches Mal im Ton gegen Schiedsrichter vergriffen und deswegen einige Male gesperrt worden war, blieb seinem Roma-Projekt treu und will das Team weiterentwickeln. Auf diesem Weg brachen ihm im Sommer zwar wichtige Säulen wie Routinier Nemanja Matic (Stade Rennes) oder Abwehrgröße Roger Ibanez (Al-Ahli) weg - und Stürmer Tammy Abraham fehlt nach Kreuzbandverletzung wohl bis Anfang 2024. Dafür ist auf der anderen Seite viel passiert wie der Verbleib von Bryan Cristante und natürlich die äußerst vielversprechenden Neuzugänge Evan Ndicka (Eintracht Frankfurt), Houssem Aouar (Olympique Lyon), Argentiniens Weltmeister Leandro Paredes und Renato Sanches - die letzten drei allesamt fürs Mittelfeld.

Sollte sich also künftig mehr Konstanz in den Ergebnissen einstellen, dann könnte sich die Roma unter Mourinho wieder unter die Top 4 der Serie A schieben - und eventuell auch ins Finale der Europa League zurückkehren. Das wird der Anspruch in der "Ewigen Stadt" sein. Erst recht, wenn Offensivaushängeschild Paulo Dybala eine komplette Spielzeit mal ohne große Verletzungsproblematiken absolviert.

mag

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