Bundesliga

Die DFL nimmt "die Bedenken und Fragezeichen der Fans ernst"

DFL-Geschäftsführer Steffen Merkel äußerst sich ausführlich

Die DFL nimmt "die Bedenken und Fragezeichen der Fans ernst"

Das klare Ziel im Kopf: Steffen Merkel, der Geschäftsführer der DFL GmbH, will das Tischtuch mit den wütenden Bundesliga-Fans wieder zusammennähen.

Das klare Ziel im Kopf: Steffen Merkel, der Geschäftsführer der DFL GmbH, will das Tischtuch mit den wütenden Bundesliga-Fans wieder zusammennähen. IMAGO/Revierfoto

Die Fanproteste gegen die Abstimmung innerhalb der DFL, künftig Investoren zuzulassen, reißen nicht ab. So waren die Bundesliga-Partie am Freitagabend zwischen dem 1. FC Köln und Werder Bremen (0:1) unter anderem nach geworfenen und im Anschluss ferngesteuert über den Rasen fahrenden Spielzeugautos ebenso unterbrochen worden wie die beiden Zweitliga-Partien vorher. Beim Vergleich zwischen Hertha BSC und dem 1. FC Magdeburg (3:2) hatte es gar eine kuriose Spielunterbrechungen sowie -fortsetzung gegeben, während beim 2:1 zwischen Hannover 96 und der SpVgg Greuther Fürth ein kompletter Abbruch nicht mehr weit entfernt war.

Fast eine halbe Stunde hatte Schiedsrichter Patrick Ittrich dieses Fußballspiel stoppen müssen, ehe er später den drohenden Abbruch zugab. Die Kommunikation mit allen Beteiligten auf und neben dem Spielfeld sei gut gewesen. "Und trotzdem hast du immer im Hinterkopf: Was ist, wenn das jetzt passiert? Du willst das ja nicht. Wir haben hier ein tolles Produkt, alle haben Bock darauf und wir müssen alle mitnehmen. Deswegen versuche ich das so durchzuziehen, dass wir alle das Spiel zu Ende kriegen. Aber wenn es nicht geht, dann geht's nicht und vielleicht muss man irgendwann diese Entscheidung treffen", sagte Ittrich, während Fürths Trainer Alexander Zorniger diesbezüglich richtig deutlich wurde.

Eine verzwickte Situation

zum Thema

Seit Wochen begehren die Fans in den Kurven der Bundesliga-Stadion dagegen auf, dass die DFL sich auf der Zielgeraden wähnt, für 20 Jahre einem Investor aus der Finanzbranche die Tür zu öffnen. Das Dilemma könnte größer kaum sein.

Mit einem Investor auf dem Spielfeld - der mögliche Kandidat Blackstone ist bereits ausgestiegen - möchte die DFL die Marke Bundesliga aufhübschen. Derzeit passiert jedoch das komplette Gegenteil: Die Fanproteste schaden. Im Frühjahr sollen die Sender und Streaming-Plattformen ihre Gebote für die nationalen Bundesliga-Übertragungen 2025 bis 2029 abgeben. Schon bei der letzten Auktion sanken die Preise. Um zu verhindern, dass sich das wiederholt, muss der Ball verlässlich rollen. Noch nie in 61 Jahren Bundesliga war die Macht der Kurven so groß wie jetzt.

In der hitzigen Debatte um den Investoren-Einstieg bei der DFL mehren sich zudem die Befürworter für eine weitere Abstimmung unter den Klubs. Der 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach machten am Freitag als nächste DFL-Mitglieder ihren Willen zu einem neuerlichen Votum über den möglichen Milliarden-Deal öffentlichFür großen Unmut sorgt allen voran die umstrittene Rolle von Geschäftsführer Martin Kind von Zweitligist Hannover und der Verdacht, dass bei seinem Votum in der Investorenfrage ein Verstoß gegen die 50+1-Regel vorgelegen haben könnte. Die 50+1-Regel soll im Kern eine Stimmenmehrheit von Investoren an den Kapitalgesellschaften von Vereinen verhindern. Hannovers Vereinsführung hatte Kind angewiesen, gegen den Investoren-Einstieg zu stimmen. Das Abstimmungsergebnis und die öffentlichen Bekenntnisse von Antragsgegnern lassen jedoch darauf schließen, dass Kind mit Ja gestimmt und dem DFL-Plan damit zur nötigen Mehrheit verholfen hat.

DFL-Geschäftsführer Merkel adressiert die großen Themen

In diese große und noch lange nicht am Ende erscheinende Debatte hat sich inzwischen auch Dr. Steffen Merkel, der Geschäftsführer der DFL GmbH, zu Wort gemeldet. "Bei einer geheimen Wahl ist die einzige belegbare Grundlage für das Abstimmungsergebnis die Auszählung der abgegebenen Stimmen. Die fiel in unserem Fall nun mit 24 'Ja-Stimmen', zehn 'Nein-Stimmen' und zwei Enthaltungen aus. Dieses Stimmergebnis ist für das DFL-Präsidium, auch für uns persönlich als Geschäftsführung, ein Mandat, das wir mit auf den Weg bekommen haben und das wir nicht einfach ablegen können", erklärte Merkel bei Sky. "Wir haben das Ganze juristisch überprüfen lassen, weil sich mit Blick auf die Ausführung Haftungsfragen ergeben. Diese juristischen Gutachten haben zum Ausdruck gebracht, dass das Abstimmungsergebnis und das Vorgehen der DFL haltbar sind. Auf dieser Basis führen wir das Mandat fort."

    Michael Zetterer

    Während die Zweitliga-Partien in Berlin und Hannover am Freitag länger unterbrochen waren, hielt es sich in der Bundesliga in Köln (hier Bremens Torwart Michael Zetterer) in Grenzen - hier waren allerdings ferngesteuerte Spielzeugautos unterwegs gewesen. picture alliance/dpa

    Zu einer möglichen Neuabstimmung esagt er: "In den letzten Wochen haben uns einige Klubs Briefe geschrieben, und wir haben gemerkt, dass aus Transparenzgründen vielleicht eine neue Abstimmung gefragt ist. Das ist momentan noch nicht die Mehrzahl der Klubs. Wir werden uns diesbezüglich in den nächsten Tagen mit den Klubs zusammensetzen und dieses Thema diskutieren."

    Ich erachte die Proteste in erster Linie für legitim. Proteste müssen auch mal laut sein dürfen.

    Dr. Steffen Merkel, Geschäftsführer der DFL

    Grundsätzlich gehe es der DFL darum, "langfristig und nachhaltig zu investieren, beispielsweise in eine Stärkung des Themas Rechtsschutzes gegen digitale Piraterie. Investieren in Vertriebsstrukturen, beispielsweise im Ausland, um auch unsere internationalen Medienrechte besser vertreiben zu können. Wir wollen eine Streamingplattform für die DFL und die Bundesliga, damit Fans im Ausland ihre Liga sehen können. Das sind die Ideen, die auch hinter dieser Partnerschaft stecken. Der Grundgedanke ist beide Ligen über den Zeitraum von 20 Jahren zu stärken."

    Bei all diesen Punkten versicherte Merkel aber auch ausdrücklich, dass die Stimmen und Proteste der Fans gehört werden: "Wir nehmen die Bedenken und Fragezeichen der Fans ernst und respektieren sie. Ich erachte die Proteste in erster Linie für legitim. Proteste müssen auch mal laut sein dürfen." Deswegen müsse schnellstmöglich mit den Fans eine Zusammenkunft angestrebt werden: "Auf Klubebene, bei allen 36 Klubs bestehen sehr gute etablierte Strukturen. Es werden Dialoge mit den Fans gesucht und geführt. Unser Ziel ist es, das in den nächsten Tagen und Wochen auf zentraler Ebene stärker zusammenzuführen. Deswegen haben wir letzte Woche ein Gesprächsangebot an die organisierten Fanszenen unterbreitet, was bislang noch nicht angenommen worden ist."

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