2. Bundesliga

Seitenwechsel in Hälfte zwei: Kuriose Spielfortsetzung in Berlin

Erneute Fanproteste - Referee nutzt neue Regel

Seitenwechsel in Hälfte zwei: Kuriose Spielunterbrechung und -fortsetzung in Berlin

Nicht alltäglich: Referee Florian Exner setzte die Partie zwischen Hertha und Magdeburg ungewöhnlich fort.

Nicht alltäglich: Referee Florian Exner setzte die Partie zwischen Hertha und Magdeburg ungewöhnlich fort. IMAGO/Nordphoto

Schiedsrichter Florian Exner aus Münster hat gegen Ende der ersten Hälfte beim Duell zwischen Hertha BSC und dem 1. FC Magdeburg im Zuge erneuter Fan-Proteste gegen die Investorenentscheidung der DFL eine diplomatische Lösung gefunden.

Nachdem ab der 44. Minute am Freitag bei einem Magdeburger Eckball Tennisbälle aus der Berliner Ostkurve auf das Feld geworfen worden waren und das Spiel rund sechs Minuten unterbrochen werden musste, beorderte der Referee die Mannschaften kurzerhand in die Halbzeitpause.

Die Folge war ein ungewöhnlicher Umstand: Zunächst durften die beiden Teams beim Stand von 2:1 für Hertha BSC ihre reguläre Pause von rund 15 Minuten abhalten, ehe das Gespann zur Fortsetzung bat. Das Spiel wurde im Anschluss mit dem aus den ersten 45 Minuten noch notwendigen Eckball fortgesetzt. Anschließend wurden die vor dem Seitenwechsel bereits angezeigten vier Minuten Nachspielzeit angehängt, ehe die Seiten für den dann direkt anbrechenden zweiten Abschnitt gewechselt wurden - ohne Pause.

Beide Teams marschierten lediglich jeweils zügig auf die anderen Seite, um direkt weiterspielen zu können.

"Der Schiedsrichter hat uns gesagt: 'Das ist ein Novum, es ist eine neue Regel'"

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Während der Proteste der Fans hatte Schiedsrichter Exner übrigens etwa fünf Minuten abgewartet, ehe er nach Rücksprache mit beiden Kapitänen beide Mannschaften in die Kabine geführt und somit diese ungewöhnliche Lösung auserkoren hatte.

Hertha-Angreifer Fabian Reese, der dieses rein sportlich wilde Fußballspiel samt 3:2-Sieg für die Alte Dame am Ende des Tages mit einem Doppelpack entschieden hatte, kommentierte dieses Prozedere nach Schlusspfiff wie folgt: "Der Schiedsrichter hat uns gesagt: 'Das ist ein Novum, es ist eine neue Regel.' Die Trainer finden es gut, doch in letzter Instanz entscheiden wir es (die Kapitäne der Teams; Anm. d. Red.). Und da dachten wir dann: 'Ok, machen wir es so. Das ist wirklich besser, als dann nochmals fünf bis zehn Minuten zu warten, um dann drei, vier Minuten wieder zu spielen."

Den Gedanken an einen möglichen Spielabbruch trug der Torschütze ebenfalls zwischendurch in sich - gerade als sein Team geführt hatte: "Ganz egoistisch gesehen - gerade wenn man selbst noch getroffen hat, denkt man sich schon: 'Boah, das könnte jetzt schon ein anderes Spiel (mit einer Unterbrechung; Anm. d. Red.) sein.' Vielleicht eines, wo man schon 0:3 zurückliegt, was dann wiederholt werden müsste. Das Thema hat große Brisanz, jeder hat seinen Standpunkt klar festgemacht - und jetzt ist es höchste Zeit, an einen runden Tisch zu gehen, gemeinsam eine Entscheidung zu fällen, aufeinander zuzugehen und dann den Sport, den wir alle zusammen lieben, wieder auszuleben."

Exner: "Wir haben regeltechnisch die Möglichkeit, die Halbzeitpause vorzuziehen"

Florian Exner

Hatte die neue Regel im Blick - und nutzte sie: Hertha-Magdeburg-Schiedsrichter Florian Exner. IMAGO/Oliver Ruhnke

Referee Exner höchst selbst erklärte den Sachverhalt im Anschluss auch noch detailliert. So sagte der 33-jährige Schiedsrichter: "Wir haben regeltechnisch die Möglichkeit, die Halbzeitpause vorzuziehen - bei Verletzungen oder bei so einem Szenario. Demnach muss man dann die erste Hälfte zu Ende spielen, das haben wir heute so gemacht, so ging es mit dem Eckstoß weiter. Dann geht das Spiel nach einem direkten Seitenwechsel weiter. Ich hab das mit beiden Kapitänen und auch Trainern abgesprochen - und alle waren damit einverstanden und waren der Meinung, dass das eine gute Entscheidung heute war. Es war am Ende des Tages eine gute Lösung, das haben wir auch mit Köln und eben den Kapitänen und Trainern besprochen. Und es dann eben auch genauso ausgeführt kurz vor der Pause."

Protestwelle ebbt nicht ab

Seit Wochen schon konzentrieren sich die DFL-Proteste in den Bundesliga-Stadien auf derartig gewaltfreie Störungen des Spielverlaufs. Einige Spiele standen dadurch gar kurz vor dem Abbruch. Am vergangenen Freitag etwa zeigten Fans von Hannover 96 während des Auswärtsspiels beim Hamburger SV (4:3) dann auch ein Banner mit unter anderem Martin Kinds Konterfei in einem Fadenkreuz.

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Harry-Potter-Plakat der Hannoveraner

Auch in Hannover war es an diesem Freitag nach Tennisballwürfen zu langen Unterbrechungen (insgesamt drei für beinahe 30 Minuten) und letztlich einem Fast-Abbruch gekommen. Um kurz nach 20 Uhr, als schon das Bundesliga-Spiel zwischen Köln und Bremen am Horizont immer näher gerückt war, rollte der Ball wieder. Schiedsrichter Patrick Ittrich stand hier in der Verantwortung und bat die Profis einige Male zum Spielfeldrand.

Auch war an diesem Abend von den 96-Anhängern erneut ein Fadenkreuz-Plakat im Block hochgehalten worden - dieses Mal war die Aktion jedoch nicht direkt mit Kind verbunden. Denn auf dem Plakat war das Film-Gesicht von Harry Potter (Darsteller Daniel Radcliffe) aus den Romanen von Joanne K. Rowling zu sehen. Auf einem weiteren Banner stand das aus den Filmen bekannte Zitat: "Angst, Potter?"

Wenn der Schiedsrichter und die Vereine so am Nasenring durch die Arena gezogen werden - was ist denn dann, wenn wir wirklich mal abbrechen? Das geht so nicht weiter.

Fürths Trainer Alexander Zorniger

Beide Plakate waren nach wenigen Minuten wieder eingerollt worden. Vorgezeigt worden war auch ein Plakat mit Kind-Konterfei und einem roten Kreis drum herum, während aus dem Gästeblock Fürther Fans ein Plakat mit Lord Voldemort samt Fadenkreuz präsentiert hatten. Fürths Trainer Alexander Zorniger war wegen diesem Dauerthema mächtig bedient: "Wenn der Schiedsrichter und die Vereine so am Nasenring durch die Arena gezogen werden - was ist denn dann, wenn wir wirklich mal abbrechen? Das geht so nicht weiter, es hat sich ja auch nichts getan. Jeder hat Schiss, kein Schiedsrichter will natürlich der erste sein, der das macht. Aber man muss doch gewährleisten, dass das Spiel unter regulären Bedingungen stattfindet.

Schiedsrichter Patrick Ittrich unterstrich später in der Tat, dass das Spiel "sehr nah" an einem Abbruch war. "Ich bin sehr froh, dass wir es zu Ende gebracht haben, denn du willst das ja nicht."

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