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Neu-Abstimmung? Nur sechs bis acht Klubs dafür oder offen

Kontroverse Diskussion um Liga-Partner

Neu-Abstimmung? Nur sechs bis acht Klubs dafür oder offen

Wie geht es in der Investoren-Causa der DFL weiter?

Wie geht es in der Investoren-Causa der DFL weiter? IMAGO/Sven Simon

Mit einem klaren "Ja" auf eine kicker-Umfrage antworteten aus der Bundesliga der 1. FC Union Berlin sowie aus der 2. Liga der VfL Osnabrück und der Karlsruher SC. Michael Becker, Geschäftsführer der Badener, erklärt: "Bei einer so wichtigen und langfristigen Entscheidung dürfen keine Zweifel aufkommen, ob die demokratische Meinungsbildung korrekt zustande gekommen ist. Ganz wichtig ist, dass es ausgeschlossen sein muss, dass kein möglicher Verstoß gegen die wichtigste Grundregel des deutschen Fußballs, nämlich 50+1, vorliegt. Aus diesem Grund präferieren wir auch eine offene Abstimmung." Ebenfalls offen für eine Neuabstimmung zeigen sich der 1. FC Kaiserslautern, Hertha BSC und Eintracht Braunschweig, wenn sich entsprechende Mehrheiten abzeichnen.

"Seit der Abstimmung im Dezember gibt es ein ganz offensichtliches Bedürfnis nach Aussprache und Klärung, das sich nun auch deutlich in der Öffentlichkeit abzeichnet. Dass sich jetzt offenkundig auch in den Klubs die Stimmen mehren, wonach die Situation in einem erneuten Austausch diskutiert und sich mit dem Prozedere der Abstimmung in transparentem Rahmen auseinandergesetzt werden sollte, zeigt, dass eine solch substanzielle Entscheidung von Anbeginn auf einer stabilen Basis stehen muss", fordert etwa Hertha-Geschäftsführer Thomas Herrich. "In diesem Fall würden wir uns diesem Verfahren selbstverständlich anschließen und können an dieser Stelle deutlich unsere Offenheit dafür signalisieren."

"Die 36 Erst- und Zweitligisten haben im Dezember eine Entscheidung getroffen"

Mutmaßlich hatte bei der geheimen Wahl im Dezember Hannover-96-Geschäftsführer Kind mit "Ja" gestimmt und damit die für das Verhandlungsmandat nötige Zweidrittel-Mehrheit zustande kommen lassen, obgleich ihn der Stammverein der Niedersachsen angewiesen hatte, mit "Nein" zu stimmen. Neben allgemeiner Kritik an einer möglichen Partnerschaft mit einer Private-Equity-Firma - mittlerweile ist mit CVC nur noch ein Bieter im Rennen - entzünden sich die Fanproteste, die zuletzt für mehrere Unterbrechungen von Bundesliga-Partien sorgten, vor allem an diesem Vorgang. Die Ultras sehen 50+1, das die Stimmrechtsmehrheit der eingetragenen Vereine im deutschen Fußball sicherstellen soll, durch die Kind-Kontroverse verletzt. Die DFL betont, Kind sei vertretungsberechtigt gewesen und für das Binnenverhältnis zwischen e.V. und Geschäftsführer sei sie nicht zuständig.

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Gegen eine Neu-Abstimmung positionierten sich Eintracht Frankfurt, Schalke 04, Mainz 05, der 1. FC Heidenheim, Greuther Fürth, der SC Paderborn und RB Leipzig. Der Geschäftsführer der Sachsen, Johann Plenge, argumentiert: "Wir, die 36 Erst- und Zweitligisten, haben im Dezember 2023 eine wichtige Entscheidung getroffen und diese satzungskonform beschlossen. Im Übrigen mit einem sehr klaren Stimmungsbild in der 1. Liga. Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass dies die richtige Entscheidung für die Bundesliga sowie ihre Fans und Zuschauer ist. Entsprechend liegt es auch an uns Klubs, an uns Verantwortlichen, sich geäußerter Kritik zu stellen und darüber zu sprechen. Dafür braucht es beide Seiten."

"Eine offene und direkte Kommunikation zwischen DFL und den Fan-Gruppen"

Der 39-Jährige erinnert an die vom Präsidium in den Verhandlungen vorgegebenen "roten Linien": "Die Entscheidungsgewalt über mögliche Veränderungen lagen und liegen auch in Zukunft einzig und allein bei uns Klubs. Aktuell wird sich fast ausschließlich mit Ängsten und Mutmaßungen beschäftigt, anstatt gemeinsam über die Chancen einer solchen Zusammenarbeit zu sprechen. Es ist doch in unser aller Interesse, auch weiterhin in die Attraktivität der Bundesliga zu investieren. Wir möchten das, was auf dem Platz und in den Stadien passiert, noch mehr Fans zugänglich und auch anfassbarer machen - mit zeitgemäßen Formaten und Angeboten."

Für Darmstadt 98 käme nur im Falle eines Rechtsfehlers eine Neu-Abstimmung infrage, für die TSG Hoffenheim wäre dies lediglich die letzte Maßnahme, wie ihre Geschäftsführer erklären: "Eine offene und direkte Kommunikation zwischen DFL und den Fan-Gruppen schlagen wir auch in der aktuellen Situation vor, um Missverständnisse auszuräumen, für Klarheit zu sorgen und damit eine weitere Eskalation zu verhindern. Eine dritte Abstimmung halten wir allenfalls für die ultima ratio." Beide dürften also eher dem Nein-Lager zuzuordnen sein.

19 Vereine machten keine Angaben, wobei sich Aussagen von Vertretern des 1. FC Magdeburg und von Hansa Rostock zuletzt nach einem "Ja" für eine Neu-Abstimmung anhörten. Dies wären dann acht bejahende respektive offene Klubs, was noch lange nicht für die für eine Neu-Abstimmung laut Vereinsrechtsexperten nötige einfache Mehrheit von 19 reicht. Wobei die Dunkelziffer angesichts der vielen, sich bislang nicht öffentlich positionierenden Klubs hoch ist.

Kurios: Die Lizenzgesellschaft von Hannover 96 möchte sich nicht äußern, der Stammverein wäre für eine Neu-Abstimmung. Unter "keine Angabe" fällt auch der SC Freiburg, der allerdings mitteilt: "Der SC Freiburg hält eine Abstimmung über den finalen Abschluss einer Vermarktungspartnerschaft für den richtigen Weg." So denkt es das DFL-Präsidium offenbar an, wenn die Verhandlungen mit dem einzigen verbliebenen Interessenten, CVC, zu Ende geführt sind. Der VfL Bochum und Werder Bremen wollen der Entscheidung des Liga-Präsidiums folgen.

Benni Hofmann

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