Bundesliga

Minimalismus und Momentum: Werder plötzlich auf Europa-Kurs

Vor sechs Wochen waren noch "alle Alarmglocken an"

Minimalismus und Momentum: Werder plötzlich auf Europa-Kurs

Abheben nach Europa? Beim SV Werder Bremen läuft es derzeit.

Abheben nach Europa? Beim SV Werder Bremen läuft es derzeit. IMAGO/Sven Simon

Der Treffer von Michael Gregoritsch in der 90. Minute rettete dem SC Freiburg am Sonntagabend gegen Eintracht Frankfurt zwar noch spät diesen einen Punkt - doch für die Bundesliga-Tabelle bedeutete der Ausgleich zum 3:3-Endstand letztlich zu wenig, um Platz sieben zurückzuerobern. Diesen hatte bereits am Freitagabend der SV Werder Bremen eingenommen, und dass es dabei blieb, dazu reichte bei der aktuellen Punktegleichheit (29) beider Teams sogar ein negatives Bremer Gesamttorverhältnis von -3; die Freiburger liegen bei -11.

Es braucht aktuell eben nicht übermäßig viel für den SV Werder, um erfolgreich zu sein. Der 1:0-Auswärtssieg in Köln fußte eigentlich wie zuvor auch schon in Mainz auf einem nicht wirklich überzeugenden Auftritt. Doch indem die Mannschaft von Ole Werner zumindest einmal mehr mit einer tadellosen Defensivleistung die Voraussetzungen für einen Sieg geschaffen hatte, konnte sie die wenigen Gelegenheiten dazu letztlich auch nutzen. Das mag minimalistisch sein, hat aber mittlerweile dazu geführt, dass der Klub in der Tabelle nun so gut dasteht wie lange nicht.

Werner: "Ich werde nicht über die Schultern gucken"

Dass man sich als Siebter plötzlich auf Europa-Kurs befindet - sollte Topfavorit Bayer Leverkusen am Ende der Saison tatsächlich den DFB-Pokal gewinnen - damit befasst sich der Werder-Cheftrainer bislang jedoch eher weniger. "Jeder weiß ganz genau, an welchem Spieltag wir stehen", sagt er: "Wenn ich richtig gerechnet habe, ist noch nicht mal das letzte Drittel der Saison angebrochen." Dass manch ein anderer aber schon jetzt auf dieses Thema anspringt, plant Werner jedenfalls nicht zu unterbinden: "Ich werde nicht über die Schultern gucken, was die Leute auf ihrem Handy machen."

Spiele des SV Werder Bremen

Auch Clemens Fritz geht der Themenumschwung noch etwas schnell. Vor dem Bundesliga-Restart im Januar hatte eine 1:3-Testspielniederlage in Braunschweig noch Anlass geboten, den Klassenerhalt möglicherweise in Gefahr rücken zu sehen. "Da waren alle Alarmglocken an", erinnert der Leiter Profifußball. Mehr als sechs Wochen später haben sich die Dinge in die entgegengesetzte Richtung entwickelt, Werder holte vier Siege aus den bisherigen fünf Spielen der Rückrunde. "Gegen Köln war es auf einem schwierigen Platz wieder nicht einfach für die Jungs", so Fritz, "aber sie hatten den Glauben: 'Wir sind immer für ein Tor gut.'"

Fritz: "Davon profitieren wir jetzt auch"

Zur Wahrheit gehört indes auch, dass FC-Keeper Marvin Schwäbe den Siegtreffer maßgeblich begünstigte. Dass man das Einsteigen von Michael Zetterer gegen Luca Kilian auch mit Strafstoß hätte ahnden können. Dass Marco Friedl den Ball gerade noch so auf der Linie rettete. Selbst der entscheidenden Szene in Mainz war eine Slapstick-Einlage des Gegners vorausgegangen.

"Wir hatten dieses Thema doch auch in der Hinrunde", erklärt Fritz etwa mit Blick auf die knappen Niederlagen in Freiburg (0:1) und gegen Hoffenheim (2:3), als derlei Aktionen eben zuungunsten von Werder verlaufen waren: "Es ging darum, dieses Momentum wieder auf unsere Seite zu ziehen. Das ist uns gelungen, davon profitieren wir jetzt auch - aber das ist ja nicht selbstverständlich", so der 43-Jährige: "Das haben wir uns erarbeitet."

Tim Lüddecke

Bilder zur Partie 1. FC Köln gegen Werder Bremen