Daniel Brosinski, der die Mainzer am Saisonende nach über 200 Bundesligaspielen und insgesamt acht erfolgreichen Jahren verlassen wird, erhielt von FSV-Trainer Bo Svensson ein Abschiedsgeschenk: Der 33-Jährige lief vor 33.305 Zuschauern und ausverkauftem Haus ein letztes Mal von Beginn an auf. Es war nicht der einzige Wechsel, den Svensson nach dem 2:1 bei Hertha BSC vollzog. Auch Boetius und Ingvartsen waren neu in der Startelf, in der Widmer (krank), Barreiro (Bank) und Onisiwo (Zehenprellung) fehlten.
Bei den in Europa auf Wolke sieben schwebenden, in der Liga aber durchaus schwächelnden Frankfurtern (sieben Spiele sieglos) hatte Trainer Oliver Glasner in der Vorwoche mit Blick auf die Belastungssteuerung beim 1:1 gegen Gladbach eine B-Elf aufgeboten. Nun aber spielte bei der SGE wieder die erste Geige: Toure, Knauff, Rode, Sow, Kostic, Hauge, Kamada und Borré ersetzten Hasebe, da Costa, Ilsanker, Barkok, Chandler, Hrustic, Paciencia und Lammers.
Frankfurts fahriger Start
Bundesliga, 34. Spieltag
Die vermeintliche A-Elf der Hessen legte bei sommerlichen Bedingungen jedoch einen diskreten Start hin. Die Eintracht erwartete die 05er tief in der eigenen Hälfte, attackierte erst in Strafraumnähe und erlaubte sich zudem im Spielaufbau zu viele Fehler. Das führte zu einem einseitigen Spiel, denn Mainz hatte sich etwas vorgenommen.
Der FSV spielte nach vorne, sorgte für Betrieb und ging bereits nach zehn Minuten verdientermaßen in Führung: Ndicka hatte in der Torentstehung gleich zweimal Pech, als er zuerst unfreiwillig zu Stach abfälschte und Sekunden später Stachs Schuss zwar vor der Linie klärte, der Abpraller dann aber beim nachsetzenden Ingvartsen landete - das führte schließlich zum 1:0 der Gastgeber.
Auch in der Folge änderte sich nicht viel, was bei Glasner den Puls hochschnallen ließ. Der brüllte an der Außenlinie immer wieder rein, war sichtlich unzufrieden - und das musste er auch sein. 6:0 Torschüsse, 56 Prozent Ballbesitz und eine Zweikampfquote von satten 77 Prozent nach 20 Minuten - die Mainzer Zahlen sprachen Bände. Das sollte aber nicht so bleiben.
Eintracht wendet das Blatt
Fingerzeig: Rafael Borré bejubelt sein soeben erzieltes 2:1. IMAGO/Jan Huebner
Zuerst fiel der überraschende Ausgleich - und zwar im Anschluss an einen ruhenden Ball: Nach Kostic-Freistoß scheiterte Borré zwar an Dahmen, doch Tuta setzte nach, war einen Schritt schneller als Hack und drückte den Ball zum schmeichelhaften 1:1 über die Linie (25.) - es war zugleich der Wachmacher für die bis dato schläfrige Eintracht.
Die wurde nun von Minute zu Minute besser, brachte Stabilität ins eigene Spiel und stellte das Spiel etwas später gänzlich auf den Kopf: Knauff trieb das Leder dynamisch nach vorne und passte im richtigen Moment in die Gasse zu Borré, der sich bedankte und eiskalt zum 2:1 vollstreckte (35.). Das war dann auch der Pausenstand, auch weil Stachs sehenswerte Direktabnahme knapp drüber ging (44.).
Zum Wiederanpfiff blieb Rode plangemäß draußen, Jakic kam rein - und die Eintracht versemmelte abermals den Start: Erst setzte Burkardt den Ball nach einer Ecke knapp rechts vorbei, dann missglückte nur Sekunden später Ndickas Abwehraktion, sodass der Ball bei Stach landete. Der fand anschließend Ingvartsen in der Mitte - 2:2 (49.).
Flottes Spiel mit Chancen hüben wie drüben
Es war der Auftakt einer lebhaften Phase, in der beide Mannschaften nicht mehr ganz so konzentriert verteidigten, dafür aber lustvoll nach vorne spielten. Gefährliche Situationen häuften sich, Tore fielen aber dennoch keine - Kostics vermeintliches 3:2 zählte wegen einer Abseitsposition von Borré nicht (52.), während auf der Gegenseite Aaron den rechten Pfosten traf (55.). Pech hatte Burkardt, dessen vermeintlichem 3:2 aufgrund einer kniffligen Hand-Entscheidung die Anerkennung verweigert wurde (73.).
Weil der eingewechselte Stöger in der zweiten Minute der Nachspielzeit auch noch den Siegtreffer liegenließ, indem er hauchknapp rechts vorbeischob, blieb es beim unter dem Strich gerechten Remis. Die Eintracht blieb damit auch im achten Bundesligaspiel in Folge sieglos, während die Mainzer auch im vierten Derby keinen Dreier landeten. Dennoch verabschiedet sich der FSV nicht unzufrieden aus einer Saison, in der man schlussendlich Achter wurde.
Die Eintracht indes hat noch ihr großes Spiel vor der Brust: Am kommenden Mittwoch (LIVE! ab 21 Uhr bei kicker) geht es in Sevilla gegen die Glasgow Rangers um nicht mehr und nicht weniger als den Triumph in der Europa League - es wäre 42 Jahre nach dem Sieg im UEFA-Cup der zweite Europapokalsieg der Klubgeschichte und zugleich die direkte Qualifikation für die kommende Champions-League-Saison.