Anders als beim ernüchternden 2:2 in Wolfsburg ging RB Leipzig gegen Union Berlin mit einem echten Stoßstürmer ins Rennen - und zwar mit Sörloth. Klostermann (Knie) und Nkunku (Sprunggelenk) feierten nach langer Verletzungspause ihr Startelf-Comeback. Letzterer hatte nach seiner Einwechslung im letzten Spiel Werbung für sich gemacht und von Julian Nagelsmann quasi eine Einsatzgarantie erhalten. Orban, Haidara und Forsberg mussten auf die Bank weichen.
Auf Seiten der Gäste gab es bereits vor der Partie eine faustdicke Überraschung: Kapitän Trimmel saß erstmals in Unions anderthalbjähriger Bundesliga-Geschichte auf der Bank. Ryerson erhielt dafür die Chance, sich zu beweisen. Ebenso Stürmer Teuchert, der mit seinem dritten Jokertor in dieser Saison zum Matchwinner beim 1:0 gegen Leverkusen avanciert war und Becker (Knöchelblessur) in der Doppelspitze vertrat. Der angeschlagene Prömel wurde von Griesbeck ersetzt.
Leipzig fehlen die zündenden Ideen
In der Anfangsphase legten die Roten Bullen ein brutales Tempo an den Tag, unterdrückten die Offensivbemühungen der Hauptstädter und näherten sich durch Kampl (2.) und Sabitzer (6.) vorsichtig an. Der ganz große Druck war nach etwas mehr als zehn Minuten wieder verflogen, doch Leipzig blieb am Drücker und gestaltete das Spielgeschehen nach Belieben. Trotz 74 Prozent Ballbesitz verbuchten die Sachsen nur eine hochkarätige Möglichkeit, weil das Berliner Bollwerk einmal mehr seinem Ruf gerecht wurde und potenzielle Gefahr im Keim erstickte.
Bundesliga - 17. Spieltag
In der 38. Minute wurden die Eisernen etwas übermütig, gingen am gegnerischen Strafraum mit mehreren Spielern aggressiv ins Pressing und liefen ins offene Messer. Am Ende kamen die Köpenicker mit dem blauen Auge davon, weil Nkunku das Spielgerät im Eins-gegen-eins-Duell mit Luthe meilenweit über den Querbalken feuerte.
Teuchert und Awoniyi starten zu früh
Selbst lauerten die primär defensiv bedachten Eisernen auf schnelles Umschaltspiel, gingen aber zu ambitioniert ans Werk - Teuchert (8.) und Awoniyi (11.) starteten jeweils aus dem Abseits. Ingvartsen hatte für den Hauptstadtklub die einzige Schusschance, verfehlte mit seinem flachen Versuch allerdings knapp das Tor von Gulacsi (14.).
Nagelsmanns Joker sticht
Nach dem Seitenwechsel zeigte sich ein identisches Bild: Leipzig übernahm erneut das Kommando und investierte viel, ließ aber nach wie vor die nötige Kreativität und Präzision vermissen. Nagelsmann musste reagieren und brachte mit Forsberg frische Offensivpower. Diese Einwechslung sollte sich bereits zehn Minuten später bezahlt machen, weil Union in einer Szene am eigenen Strafraum zu inkonsequent agierte: Forsberg schnappte sich das Spielgerät von Hübner und vollendete nach blitzschnellem Doppelpass mit Olmo zum lang ersehnten Führungstreffer (70.). Zuvor hatte sich bereits Nkunku die Möglichkeit auf das 1:0 offenbart, der aber war an Schlussmann Luthe gescheitert (65.).
In der Schlussphase fehlte den Köpenickern zwar nur ein Treffer für einen schmeichelhaften Ausgleich, doch von den nur sporadisch in der gegnerischen Hälfte auftauchenden Eisernen kam schlichtweg zu wenig. Außerdem hatte die Leipziger Dreierkette gegen die Unioner alles unter Kontrolle - bis ein Stück weit in die Nachspielzeit. In dieser verbuchte Berlin durch den zuvor eingewechselten Bülter seine beste Möglichkeit, doch an Gulacsi gab es kein Vorbeikommen (90.+2).
So blieb das zuvor seit sechs Bundesliga-Spielen ungeschlagene Union zum ersten Mal in dieser Saison ohne eigenen erzielten Treffer und verpasste den Sprung auf einen Champions-League-Rang, während Leipzig den ersten Erfolg gegen eine der Top-Acht-Mannschaften feierte und dadurch den Anschluss an Spitzenreiter Bayern München wahrte (vier Punkte Rückstand).
RB Leipzig gastiert zum Start der Rückrunde am Samstagnachmittag (15.30 Uhr) beim abstiegsbedrohten Klub in Mainz. Die Berliner spielen dann zur selben Zeit in Augsburg.