Für Heiko Herrlich war es seit seinem Amtsantritt in Augsburg im März letzten Jahres kurioserweise das erste Duell mit dem VfL Wolfsburg - erst fehlte er aufgrund eines Verstoßes gegen die Corona-Regeln, dann wegen eines Pneumothoraxes. Im Vergleich zur 1:3-Niederlage gegen den BVB setzte der FCA-Trainer auf Gumny und Pedersen anstatt Oxford (Bank) und dem angeschlagenen Iago (Sprunggelenk). Außerdem feierte Gladbach-Leihgabe Benes seine Premiere im neuen Trikot, verdrängte Richter auf die Bank. Mit den personellen Anpassungen ging eine Systemumstellung einher: Erstmals nach dem Jahreswechsel agierte Augsburg mit einer defensiven Viererkette.
In der Bundesliga seit zuvor fünf Spielen ungeschlagen, im DFB-Pokal dank des glanzlosen 1:0-Erfolges gegen ein wehrhaftes Schalke eine Runde weiter. Kurzum: Beim VfL Wolfsburg lief es in letzter Zeit besonders gut. Demnach bestand für Oliver Glasner, der aus dem Vollen schöpfen konnte, kein Anlass für Veränderungen, und so schickte der VfL-Coach zum vierten Mal in Serie die identische Startformation auf den Rasen.
Mit dem nötigen Selbstbewusstsein im Gepäck rissen die Gäste aus Niedersachsen in einem zunächst sehr taktisch geprägten Spiel das Zepter an sich - und gaben es so schnell auch nicht wieder her. Flüssig ließ Wolfsburg das Spielgerät durch die eigenen Reihen sowie die gegnerische Hälfte laufen, fand aber nur selten den Weg an der neu formierten Defensive der Augsburger vorbei. So waren wirklich gefährliche Aktionen Mangelware - auf beiden Seiten.
Weghorst erwischt Augsburg eiskalt
Der primär auf die Defensive bedachte FCA probierte es nach vorne zumeist mit langen Bällen und kam durch Caligiuri zur ersten vielversprechenden Möglichkeit der Partie, der ehemalige Wolfsburger hatte die Rechnung aber ohne Casteels gemacht (33.). Nur fünf Minuten später liefen die Fuggerstädter dann ins offene Messer: Im Zuge eines schnell ausgespielten Konters wurde Weghorst von Gerhardt rechts im Strafraum freigespielt, blieb gewohnt lässig und stellte mit einem Heber über Gikiewicz hinweg den 1:0-Halbzeitstand für die zum Ende hin zwingender werdenden Wolfsburger her. Es war der 14. Saisontreffer des Holländers.
Bundesliga, 20. Spieltag
Baku freut sich zweimal nur kurz
Auch nach dem Wiederanpfiff setzte Augsburg auf lange Bälle in die Spitze, schaffte es aber nach wie vor nicht, die zweitbeste Defensive der Liga dadurch auszuhebeln. Und Wolfsburg? Machte munter weiter und erhöhte in der 55. Minute durch Baku vermeintlich, doch der deutsche U-21-Nationalspieler stand leicht im Abseits, wie Video-Assistent Dr. Matthias Jöllenbeck seinem Kollegen Robert Hartmann mitteilte. Nur vier Zeigerumdrehungen später versenkte Baku das Spielgerät nach einem Weghorst-Querschläger zum zweiten Mal im FCA-Kasten - und diesmal zählte der Treffer zum 2:0.
Die Fuggerstädter waren um eine Reaktion bemüht, liefen aber Mal für Mal vor die Wolfsburger Wand und kamen folglich zu keinen nennenswerten Torraumszenen mehr. Die Gäste aus Niedersachsen wiederum schienen nach einem Schuss von Arnold bereits in der 69. Minute den Deckel drauf gemacht zu haben, doch es stellte sich heraus, dass Baku den Ball vor dem Einschlag noch leicht abgefälscht hatte und dabei hauchzart im Abseits stand. Nach VAR-Überprüfung wurde somit zum zweiten Mal an diesem Samstagnachmittag ein Treffer von Baku aberkannt. Das änderte allerdings nichts am Resultat: Der VfL Wolfsburg behielt im fünften Pflichtspiel in Serie die weiße Weste und festigte dadurch Rang drei, während der FCA nur drei Punkte aus den vergangenen sechs Spielen holte.
Augsburgs Mammutprogramm geht am Freitag (20.30 Uhr) mit dem Gastspiel in Leipzig weiter. Wolfsburg hat am Sonntag (18 Uhr) mit Champions-League-Achtelfinalist Mönchengladbach ebenfalls einen dicken Brocken vor der Brust.