Bundesliga

Kommentar zum 0:3 der Bayern in Leverkusen: Tuchel verzockt sich

Kommentar

Tuchel verzockt sich - aber das Kernproblem bleibt die Mannschaft

Der FC Bayern - hier der aktuelle Trainer Thomas Tuchel - hat zuletzt 2012 so chancenlos ausgesehen.

Der FC Bayern - hier der aktuelle Trainer Thomas Tuchel - hat zuletzt 2012 so chancenlos ausgesehen. AFP via Getty Images

Dreierkette, Neuzugang Sacha Boey als überforderter Linksverteidiger, keine Umstellungen oder personellen Wechsel zur Halbzeit: Diese drei Fehler muss sich Bayerns Trainer Thomas Tuchel ankreiden lassen, hinterher ist man eben immer schlauer.

Einer Mannschaft ein neues System überzustülpen, die weder vor Selbstvertrauen strotzt noch über Automatismen im Offensivspiel verfügt, war von Tuchel mehr als mutig und schon vor dem Anpfiff ein fragwürdiges Zeichen. Ein starker FC Bayern richtet sich nicht nach dem Gegner, er zieht sein Spiel durch. Doch dieser FC Bayern ist alles andere als stark.

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Und es war das Signal an Leverkusen, dass ein Gegner voller Respekt auf sie wartet. Grotesk mutete es an, nicht spätestens zur Halbzeit ein Zeichen personeller und taktischer Natur zu setzen, nach dem 0:2 kamen Tuchels Umstellungen viel zu spät.

Die Bosse müssen einen Kaderumbruch in Angriff nehmen

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Als Konsequenz muss der FC Bayern mit einer bitteren 0:3-Niederlage leben und dem drohenden Ende der Serie von elf Meisterschaften. Das Dutzend ist seit Samstagabend in weite Ferne gerückt, gar in unerreichbare?

Seit dem 2:5 gegen Borussia Dortmund im DFB-Pokal-Finale 2012 ist der Rekordmeister national nicht mehr so dominiert worden wie aktuell von Bayer Leverkusen. Die Mannschaft von Xabi Alonso leistet und spielt das, was man vom FC Bayern erwarten darf. Die Münchner finden sich genau dort wieder, wo sie nach einem 1:3 gegen RB Leipzig nach dem 33. Spieltag der vergangenen Saison standen. Schon damals schienen sie entthront, nur Borussia Dortmunds Versagen und einem Geniestreich von Jamal Musiala verdankten sie eine Woche später den erneuten Meistertitel.

Es droht die erste titellose Saison seit 2012

Der FC Bayern tauschte seine Bosse aus, er verpflichtete mit Harry Kane einen Weltklassestürmer, doch wirklich besser geworden ist seitdem nichts. Diesem Kader fehlt es an Klasse und Spielern, die das Bayern-Gen verkörpern. "Mia san nimmer Mia", zumal Tuchel in Leverkusen freiwillig auf Thomas Müller ("Mir fehlen - und da können wir jetzt unseren Oliver Kahn zitieren - teilweise die Eier") und Joshua Kimmich verzichtete.

Der Rest? Eine Ansammlung von Einzelkämpfern unter den Feldspielern, Führungskräfte Fehlanzeige. Eine Aufzählung verbietet sich, positiv stach niemand heraus. Eine sportliche Weiterentwicklung, auch das gehört zur Wahrheit, ist unter Tuchel kaum zu erkennen. Dennoch müssen die Bosse nach der Saison vor allem einen Kaderumbruch in Angriff nehmen. Ob Tuchel diesen noch anleitet, ist die andere, aber nicht ganz so drängende Frage.

Es droht die erste titellose Saison seit 2012. Und die würde ganz sicher nicht ohne Konsequenzen bleiben.

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