Bundesliga

"Keiner hat die Freiheit, einfach mal zu zocken": Müller ist frustriert und zitiert Kahn

FC Bayern ist chancenlos bei Tabellenführer Leverkusen

"Keiner hat die Freiheit, einfach mal zu zocken": Müller ist frustriert und zitiert Kahn

Ließ kein gutes Blatt an der Bayern-Darbietung beim 0:3 in Leverkusen: Führungsspieler Thomas Müller.

Ließ kein gutes Blatt an der Bayern-Darbietung beim 0:3 in Leverkusen: Führungsspieler Thomas Müller. DeFodi Images via Getty Images

Der erfolgreichste Angriff dieser Bundesliga-Saison zahnlos, Torgarant Harry Kane (24 Treffer) komplett abgemeldet sowie über den gesamten Spielverlauf mit nur 18 Ballkontakten quasi links liegengelassen und die eigene Abwehr dreimal geschlagen: Der FC Bayern München hatte am Samstagabend beim mit Spannung erwarteten Topspiel in Leverkusen nichts zu melden.

Vor allem dem in der zweiten Hälfte in der 60. Minute gebrachten Thomas Müller stieß das sauer auf - richtig sauer.

"Es gibt natürlich einige Symptome (bei uns; Anm. d. Red.), die man auch auf dem Platz sieht - dementsprechend bin ich angefressen", leitete der Weltmeister von 2014 seine kernige Analyse bei Sky direkt nach Spielschluss ein, um zunächst ein Kompliment auszusprechen. "Man muss Leverkusen erst einmal gratulieren. Absolut verdienter Sieg." Da brauche man gar nicht um den heißen Brei herumreden.

Schnell bog Müller aber wieder zurück aufs eigene Team ab, um richtig deutlich bei seiner Mannschaftskritik zu werden: "Was mir fehlt - und deswegen sage ich es auch öffentlich - ist von uns Spielern, dass wir im Training deutlich bessere Ansätze zeigen und weil wir da mutig sind. Und weil wir da frei Fußball spielen. Und da fehlen mir (dann beim Spiel; Anm. d. Red.) - und jetzt können wir jetzt unseren Oliver Kahn zitieren - teilweise die Eier."

Der langjährige Bayern-Keeper und deutsche Titan hatte in der Bundesliga-Saison 2003/2004 am 01. November 2003 mit 0:2 auf Schalke verloren und im Anschluss in Rage sein legendäres Zitat ins Mikrofon geschmettert: "Eier, wir brauchen Eier."

Müller: "Das vermisse ich im Spiel bei meiner Mannschaft"

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Müller griff das bewusst auf, weil er einfach reihenweise falsche Entscheidungen, zu kompliziertes Denkverhalten, fehlende Einstellung, fehlende Bissigkeit und fehlende Gier im Gesamtverhalten seiner Bayern-Mannschaft auch an diesem Samstagabend festgestellt hatte: "Es fehlt die Freiheit. Wir haben teilweise eine Verkopftheit in unserem Spiel. Wenn du da im Vergleich Leverkusen siehst: Da ist doch nicht jeder Schachzug geplant, wenn der Grimaldo rechts auftaucht, obwohl er Linksverteidiger ist. Die zocken einfach Fußball, die suchen Lösungen."

Und das fehle ihm ganz klar, "das vermisse ich im Spiel bei meiner Mannschaft". Genauso störe es ihn, dass oft immer nach Plan von hinten heraus gespielt wurde. Ihm gefalle es auch mal, "wenn einfach mal ein langer Ball von mir aus ins Aus gespielt wird, dann können wir zustellen. Doch wir spielen von A nach B, von B nach C - und keiner hat die Freiheit, einfach mal zu zocken."

Thomas Müller & Co. stellten sich nach Spielfluss den mitgereisten Fans.

Niedergeschlagene Münchner: Thomas Müller & Co. stellten sich nach Spielfluss den mitgereisten Fans. FC Bayern via Getty Images

Doch woran liege das? An der falschen Einstellung im Team, vom Trainer?  "Es gibt nicht immer ein 'Warum'", stellte Müller klar. "Wir müssen einfach auch mal die Spieler anpacken. Wir waren heute einfach nicht da, wir haben 3:0 verloren - und es waren genügend Spieler auf dem Platz von internationalem Format. Da braucht man gar nicht Richtung Trainer gehen." Das liege an den gestandenen Profis selbst, zumal es aus seiner Sicht eben zuhauf im Training klappt und hier eben Dinge auch mal einfach fußballerisch angegangen werden.

Müller fordert Spielintelligenz ein

Müller sprach sich deshalb nochmals klar dafür aus, dass der taktische Ansatz "nichts damit zu tun hat", dass der amtierende Titelträger nichts in der BayArena bewerkstelligen konnte. "Wovon ich spreche sind Entscheidungen vor allem mit Ball. Es hat mit Spielintelligenz und eigenen Entscheidungen zu tun wie 'Welche Laufwege mach ich? Wie erkenne ich etwas?'"

Und genau daran soll und muss gearbeitet werden, um bei den kommenden Aufgabe wieder zurück zum erfolgreichen Fußball finden zu können. Denn, so Müller: "Man darf den Druck spüren, aber das muss einem Energie geben."

mag

Bilder zur Partie Bayer 04 Leverkusen gegen FC Bayern München