Bundesliga

Schwarz' Sturm-Puzzle: Der Spagat mit Dodi Lukebakio

Hertha ohne Jovetic nach Freiburg

Schwarz' Sturm-Puzzle: Der Spagat mit Lukebakio

Beide für den nächsten Hertha-Sieg verantwortlich? Sandro Schwarz (li.) und Dodi Lukebakio.

Beide für den nächsten Hertha-Sieg verantwortlich? Sandro Schwarz (li.) und Dodi Lukebakio. imago images (2)

Es klang wie eine Eloge, was daran gelegen haben könnte, dass es nichts anderes war als - eine Eloge. "Ich wollte einen Spieler, der im Eins-gegen-eins stark ist. Dodi Lukebakio ist schnell, dynamisch, ballsicher und stark über außen, er arbeitet für die Mannschaft. Er hat gut gepresst", sprach Domenico Tedesco nach seinem Debüt als belgischer Nationaltrainer am vergangenen Samstag in Schweden (3:0). "Wenn Dodi spielt, ist er eine Waffe für uns."

Tedesco schwärmte, und der von ihm derart Gelobte twitterte nach den belgischen Siegen in der EM-Qualifikation in Schweden und im Prestige-Duell am Dienstagabend in Köln gegen Deutschland (3:2): "Was für eine unvergessliche Länderspielpause." Lukebakio, der im November das WM-Ticket unter Tedesco-Vorgänger Roberto Martinez um Haaresbreite verpasst und daran eine Weile zu knabbern hatte, hat binnen vier Tagen seine Zahl an Startelf-Einsätzen für die belgische Nationalmannschaft mal eben verdoppelt.

In Schweden bereitete er die ersten beiden Tore von Romelu Lukaku vor, und René Vandereycken, der frühere Nationalspieler (Vize-Europameister 1980) und -trainer (2006-2009), brachte das Gefühl eines ganzen Landes auf den Punkt, als er nach dem klaren Erfolg zum Start der EM-Qualifikation bilanzierte: "Von den fünf offensivsten Spielern, die Tedesco aufgestellt hat, war Lukebakio der fleißigste und gefährlichste."

Niederlechner und Ngankam liefen ihm den Rang ab

Derart hymnisch ist Lukebakio in den vergangenen Wochen bei seinem Arbeitgeber eher selten besungen worden. Nach einem starken Herbst folgten zu Beginn des Jahres 2023 eher unscheinbarere Auftritte - und alsbald die Versetzung auf die Bank. Neben der Systemumstellung vom 4-3-3 aufs 3-5-2, in dem es die zuvor von Lukebakio meist bekleidete Position des Rechtsaußen in einem Dreier-Angriff nicht mehr gibt, und der Moll-Stimmung wegen der verpassten WM rückten plötzlich die alten Themen ins Blickfeld: Lukebakios mangelnde Konsequenz und Stringenz im Pressing, eine bisweilen die Grenze zur Teilnahmslosigkeit streifende Körpersprache und das gelegentliche Verweigern des Rückwärtsgangs.

Jetzt werden die nächsten zwei Trainingstage entscheidend sein.

Schwarz über Lukebakio

Winter-Zugang Florian Niederlechner und Jessic Ngankam, nach eineinhalb mit Verletzungen gespickten Jahren ebenfalls eine Art gefühlter Neuzugang, liefen dem Belgier den Rang ab. Mit hoher Intensität und taktischer Disziplin setzten sie des Trainers Anforderungen gegen den Ball um, sie nervten vor allem in den Heimspielen den Gegner schon beim Aufbau empfindlich. Allerdings: Niederlechner ist nach acht Einsätzen für Hertha noch ohne Tor - Lukebakio, obschon zuletzt im Rang des Edel-Jokers, hat mit zehn Treffern eine deutlich stattlichere Ausbeute als die Konkurrenten Ngankam (2), Niederlechner (0), Wilfried Kanga (2) und Stevan Jovetic (2) zusammen.

Da Hertha in der Offensive dringend mehr Tempo, Tiefe und Torgefährlichkeit braucht, kommt Trainer Sandro Schwarz jetzt an Lukebakio vermutlich kaum mehr vorbei - selbst wenn das einige Prozent an Pressing-Wirksamkeit kostet. "Wir sind natürlich glücklich darüber, dass Dodi zwei solche Länderspiele absolviert hat", sagte Schwarz am Donnerstag in Herthas Spieltagspressekonferenz. "Er ist mit einem guten Gefühl wieder bei uns. Jetzt werden die nächsten zwei Trainingstage entscheidend sein, wie dann die Entscheidung für Samstag ausfällt."

"Willy hat die Länderspielpause sehr gut genutzt"

Um die zwei Plätze im Sturm bewerben sich in Lukebakio, Niederlechner, Ngankam und Kanga vier Kandidaten. Jovetic, der zuletzt für Hertha gegen Hoffenheim (1:3) traf und danach zwei passable Länderspiele für Montenegro in der EM-Qualifikation hinlegte (1:0 in Bulgarien, 0:2 gegen Serbien), fällt wegen einer Wadenblessur aus. Kanga, der zwischen Ende Januar und Anfang März wegen einer hartnäckigen Zehenverletzung gefehlt hatte, nähert sich nach den Worten seines Vorgesetzten der Topform.

"Willy hat die Länderspielpause sehr gut genutzt", lobte Schwarz am Donnerstag. "In den Trainingseinheiten siehst du, was ihn auszeichnet: Torgefahr, gute Tiefenläufe. Wir müssen schauen, wie wir es vorn zusammenstellen und was gut passen könnte für das Spiel in Freiburg." Während Kanga für die Auswahl der Elfenbeinküste nur auf Abruf stand und in Berlin blieb, waren Lukebakio und Ngankam (U 21 des DFB) unterwegs. Der Coach will "schauen, welchen Eindruck die Nationalspieler heute und morgen im Training machen". Schwarz weiß: Es ist ein kniffliges Sturm-Puzzle. Aber er weiß auch, dass Lukebakio Argumente in eigener Sache geliefert hat - und dass Hertha seine Tore für den Klassenerhalt braucht.

Steffen Rohr

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