Bundestrainer Hansi Flick brachte nach dem 2:0 gegen Peru Kehrer und Gnabry für die angeschlagen abgereisten Schlotterbeck und Havertz. Außerdem startete Goretzka für Can. An der neuen Grundordnung, die der Trainer bereits gegen Peru auf ein 4-2-2-2 umgestellt hatte, änderte der DFB-Coach gegen die Belgier zunächst nichts.
Deren neuer Trainer Domenico Tedesco feierte beim 3:0 in Schweden ein erfolgreiches Debüt zum Auftakt der EM-Qualifikation und sah eine starke Anfangsphase seiner Mannschaft gegen eine sichtlich überforderte DFB-Elf. Besonders der schnelle Carrasco überrumpelte die unsortierte Defensive Deutschlands im Umschaltspiel über die linke Seite - und belohnte sein Team bereits nach sechs Minuten mit der Führung. Lukaku machte einen Abschlag Casteels, der für den verletzten Courtois zwischen die Pfosten rückte, fest und nahm de Bruyne mit, dessen Steckpass Carrasco nach einfacher Finte gegen Wolf freistehend im Tor platzierte.
0:2 nach neun Minuten - Systemumstellung sorgt für Aufschwung
Ein früher Schock für die DFB-Elf, die auch im Anschluss die Tür nicht zubekam. Bereits drei Minuten später klingelte es erneut, nachdem De Bruyne wieder nicht vom Ball zu trennen war und Lukaku, gegen Schweden bereits dreimal als Torschütze auf dem Spielberichtsbogen vertreten, den chancenlosen ter Stegen überwand (9.). Dass dieser überfallartige Angang der Belgier nicht mit weiteren Toren belohnt wurde, hatte die deutsche Nationalmannschaft unter anderem Lukebakio, der einen weiteren Konter frei vor ter Stegen am Tor vorbeischob (19.), und Onana, der an der Latte scheiterte (21.), zu verdanken.
Eine im Rückwärtsgang überforderte und im Spiel nach vorne zu ungenaue DFB-Elf stellte Flick nach einer halben Stunde um. Für den glücklosen Wirtz und den angeschlagenen Goretzka kamen Can und Debütant Nmecha, wodurch man fortan im 4-3-3 auflief. Can gab dabei den alleinigen Sechser, der von Nmecha und Kimmich flankiert wurde. Werner rückte wie Gnabry auf den Flügel neben der alleinigen Spitze Füllkrug.
Füllkrug bringt DFB vom Punkt zurück
Eine lohnende Maßnahme: Can gab der Defensive halt, Nmecha brachte gute Ansätze ins Spiel und Werner wie Gnabry genossen Freiheiten auf den Außenbahnen. Zwar kam Belgien weiterhin über schnelles Umschaltspiel, wurde dabei aber vor allem vom BVB-Abräumer gestoppt. Offensiv gelangen dann Werner (40.) und Wolf (41.) Torabschlüsse, nach einer Ecke und Handspiel Lukakus gab es Elfmeter für den DFB. Füllkrug, in der Entstehung mit einem gefährlichen Kopfball entscheidend beteiligt, schob trocken ein - und verkürzte mit seinem sechsten DFB-Tor im sechsten Spiel kurz vor der Pause (44.).

Sechstes Tor im sechsten DFB-Spiel: Niclas Füllkrug traf vom Punkt. IMAGO/Jan Huebner
Nach Wiederanpfiff zeigte sich Deutschland diesmal deutlich wacher, ließ im neuen System defensiv nichts anbrennen und war nach vorne die klar zielstrebigere Mannschaft. Ein erstes Ausrufezeichen setzte Gnabry (53.), kurz darauf köpfte Füllkrug knapp drüber (57.). Auch Werners vermeintlicher Ausgleich nach Abseits zählte nicht (59.), im Anschluss scheiterten der Leipziger sowie Kimmich aus der Distanz (65.).
Erste belgische Chance sitzt - DFB-Moral bleibt unbelohnt
Deutschland blieb gegen harmlose Belgier am Drücker, musste nach einem weiteren abgewehrten Versuch (Kimmich, 70.) aber einen Rückschlag hinnehmen. Erstmals tauchte Belgien im zweiten Durchgang im Strafraum auf - und wie zu Beginn des Spiels zeigten sich die Roten Teufel bei einem Konter eiskalt. De Bruyne stellte nach Vorarbeit Trossards auf 3:1 (78.).
Flick reagierte mit weiteren Wechseln - unter anderem durfte Vagnoman sein Debüt feiern - und läutete damit die Schlussoffensive ein. Zunächst scheiterte Gnabry nach tollem Solo noch am Pfosten (84.), kurz darauf verkürzte er nach Vorarbeit der Joker Berisha und Schade aus kurzer Distanz (87.). Die bereits siegessicheren Belgier schwammen fortan ordentlich, einzig Innenverteidiger Faes zeigte sich in letzter Instanz hellwach und verhinderte den späten Ausgleich, den sich leidenschaftlich anlaufende DFB-Spieler in der gut fünfminütigen Nachspielzeit zu erspielen versuchten.
Der Ausgleich blieb aus, womit Belgien erstmals seit 1954 wieder einen Sieg gegen Deutschland feierte. Während die Roten Teufel zwei Länderspielsiege zum Jahresauftakt feiern durften, musste der DFB nach dem Sieg gegen Peru trotz klarer Leistungssteigerung die Niederlage gegen den Nachbarn hinnehmen.