Bundesliga

Sallai nach Denkpause: Versöhnliches Ende vor der Trennung?

Bisher turbulente Saison für Freiburgs ungarischen Nationalspieler

Sallai nach Denkpause: Versöhnliches Ende vor der Trennung?

Trennt sich Freiburg von Offensivspieler Roland Sallai?

Trennt sich Freiburg von Offensivspieler Roland Sallai? IMAGO/Sven Simon

Schon am Freitag bei der Pressekonferenz konnte man stutzig werden. Wie er Sallai derzeit erlebe und wie wichtig der ungarische Nationalspieler im Freiburger Saisonendspurt noch werden könne, wurde Christian Streich gefragt. "Wenn er die Dinge richtig einordnen kann, kann er wichtig werden", antwortet der SC-Coach knapp und ging auf Nachfrage nicht auf weitere Details ein.

Der 57-Jährige wusste zu diesem Zeitpunkt schon, dass er Sallai für das samstägliche Ligaduell mit Leipzig aus dem Kader streichen würde. Das Fehlen der Offensivkraft auf dem Aufstellungsbogen am Spieltag kam für die allermeisten Beobachter und Fans überraschend.

Vor seiner Gelbsperre beim Spiel in Köln (1:0) hatte Sallai beim 2:1 in Bremen als Torschütze und Vorbereiter überzeugt und bei der 1:5-Pokalklatsche gegen Leipzig am Dienstag einen belebenden Jokerauftritt hingelegt. Hinzukam das Fehlen von Positionskonkurrent Ritsu Doan (Knieprobleme).

"Denkpause"

Alles in allem eine Steilvorlage für Sallais Rückkehr in die Startelf. Die setzte dieser aber offenbar gehörig in den Sand und verhalf stattdessen Youngster Noah Weißhaupt zu dessen Bundesliga-Startelfdebüt. "Denkpause" lautete Streichs Begründung nach der Partie für die Abwesenheit des Ungarn, erneut wollte Freiburgs Trainer nicht näher auf die Hintergründe eingehen.

Streich nannte allerdings den Zeitrahmen, verbunden mit einer klaren Erwartung: "Die Denkpause ist am Sonntag um 10 Uhr beendet. Die ging dann zweieinhalb Tage. Ich schätze und hoffe sehr, dass das ausreicht. Zweieinhalb Tage reichen normalerweise aus zum Denken."

Duell um ein Königsklassenticket bei Union Berlin

Seit dem Spielersatztraining am Sonntag ist Sallai also wieder Teil des Teams. Nach dem freien Montag startete an diesem Dienstag mit Krafttraining und einer Einheit auf dem Rasen die Vorbereitung auf das wichtige direkte Duell um ein Königsklassenticket bei Union Berlin am Samstag.

Trennen sich die Wege?

Wie fällt Sallais Reaktion nach der Denkpause aus? Wie die von Streich auf Sallais Verhalten? Spielt Sallai am Samstag und wenn ja, wie lange? Spannende Fragen, die sich nun stellen. Aber in näherer Zukunft nicht die letzten zu dieser Personalie bleiben werden. Übergeordnet geht es darum: Trennen sich die Wege von Sallai und dem SC in diesem Sommer nach dann fast fünf gemeinsamen Jahren?

Viel spricht dafür. Sallai selbst sieht sich schon länger zu Höherem berufen und versuchte in der ersten Saisonhälfte unter anderem mit drei Beraterwechseln seine Chancen auf einen Abschied zu einem lukrativeren Arbeitgeber zu erhöhen. Im Winter klappte ein Wechsel nicht, auch weil der SC den Spieler angesichts des Weggangs von Kevin Schade nicht abgeben wollte.

"Viel Druck von außen"

Im März meldete sich dann Sallais Vater Tibor, selbst Ex-Nationalspieler, mit öffentlicher Kritik an der Einsatzverteilung von Streich und der klaren Empfehlung, sein Sohn solle im Sommer in die Serie A wechseln - der Favorit soll Lazio Rom sein. Streich konterte vor dem Spiel gegen Hertha mit klaren Worten ("Wir können nichts machen. Wir haben die Eltern, die wir haben"), nahm aber seinen Spieler in Schutz, der von solchen Aussagen geschädigt würde. Sallai Junior habe "viel Druck von außen", müsse schauen, dass er in Spielen für den SC "einen klaren Kopf" habe. Das war gegen Ende der vergangenen Woche offenbar nicht der Fall.

An guten Tagen kann Sallai mit seinem geradlinigen, dynamischen Spiel sowie guten Abschlüssen sowohl einer Bundesligapartie seinen Stempel aufdrücken, als auch auf internationaler Bühne überzeugen. Im Sommer 2022 schnürte er für Ungarn etwa einen Doppelpack gegen England in der Nations League. Die aktuelle Saisonbilanz, durch eine Augenbodenfraktur fiel er im Herbst einige Wochen aus, liest sich aber ernüchternd: 23 Profieinsätze, zwei Tore, zwei Vorlagen. Auch im Nationalteam lief es zuletzt nicht rund. Im März verärgerte Sallai seinen Trainer Marco Rossi, als er sich die Ausführung eines Strafstoßes über "Schere, Stein, Papier" mit Leipzigs Dominik Szoboszlai sicherte - und dann verschoss. 

Nun bekommt Sallai wohl noch die Chance auf ein versöhnliches Saisonende - falls er die Denkpause genutzt hat. Und dann? Der SC will den noch bis 2025 vertraglich gebundenen 25-Jährigen, für den man 2018 4,5 Millionen Euro Ablöse an Apoel Nikosia zahlte, natürlich nicht unter Wert verkaufen. Der Wert von Sallai hängt aber stark von dessen Verfassung ab, physisch wie mental. Nach den Eindrücken dieser Saison scheint eine Trennung die beste Lösung zu sein - für beide Seiten.

Carsten Schröter-Lorenz