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Der 38-Jährige, der ManCity stoppen und dann Pfarrer werden will

Watford-Keeper Gomes vor dem FA-Cup-Finale

Der 38-Jährige, der ManCity stoppen und dann Pfarrer werden will

"Der FA Cup gehört 'Gomie'": Heurelho Gomes, Fan-Liebling beim FC Watford.

"Der FA Cup gehört 'Gomie'": Heurelho Gomes, Fan-Liebling beim FC Watford. imago images (3)

Am Samstag (18 Uhr, LIVE! bei kicker.de und im Stream bei DAZN) stehen sich Manchester City und der FC Watford im FA-Cup-Finale gegenüber, und ja: Vielleicht wollte tatsächlich jemand, dass Heurelho Gomes bei diesem Spiel dabei ist.

Wäre dieser eine Anruf nicht gekommen, Gomes wäre jedenfalls schon seit fünf Jahren wieder in seiner brasilianischen Heimat. "Alles war gepackt, zwei Umzugskisten waren sogar schon abgeschickt", erzählte er unlängst über den schicksalhaften Sommer 2014, als sein Vertrag bei den Tottenham Hotspur auslief. Er war 33 alt, sein England-Abenteuer schien beendet. "Dann kam am Tag vor meinem Abflug der Anruf aus Watford." Und Gomes weiß jetzt: "Er hat mein Leben hier verändert."

Aufstieg, "Spieler der Saison": Gomes hatte doch noch etwas zu erledigen

Die gegenseitigen Erwartungen waren erst mal überschaubar; Gomes, im Frühjahr 2013 als Leihspieler neunmal im Tor der TSG Hoffenheim, einigte sich mit dem damaligen Zweitligisten auf einen Einjahresvertrag. Und so ging es danach weiter: Aufstieg in die Premier League, neuer Dreierjahresvertrag, Watfords "Spieler der Saison 2015/16", Vertragsverlängerung bis 2019. Gomes hatte in England noch etwas zu erledigen.

Fanliebling bei den "Hornissen" blieb er auch noch, als der neue Trainer Javi Gracia nach zwei Dritteln der Vorsaison begann, ihn auf die Bank zu setzen. 2018/19 hat Gomes, inzwischen 38, gar keine der 38 Premier-League-Partien absolviert - der Held dieser Spielzeit könnte er trotzdem noch werden.

Er statt Gomes im Tor? Stammkeeper Foster lacht: "Ich würde ablehnen!"

Weil er in den Pokalwettbewerben den Vorzug vor Stammkeeper Ben Foster erhielt, geht jeder davon aus, dass Gomes auch am Samstag in Wembley einlaufen wird, allen voran Foster selbst: "Ich würde ablehnen!", lachte Englands Ex-Nationalspieler - selbst nur zwei Jahre jünger als Gomes -, als er gefragt wurde, wie er auf eine Finalnominierung reagieren würde. "Der FA Cup gehört 'Gomie', und es wäre falsch, ihn ihm jetzt wegzunehmen. Er hat es verdient."

Gracia ließ die Torwartfrage unter der Woche öffentlich noch unbeantwortet, doch auch er wird diese Geschichte kaum kaputt machen: Gomes, einst unter anderem Abo-Meister mit Eindhoven, winkt zehn Jahre nach seinem bisher letzten (Confederations Cup 2009) plötzlich der zehnte Titel seiner Karriere, Watford, dem Liga-Elften damit die zweite Europapokalsaison nach 1983/84. Und es wird wohl Gomes' letztes Profispiel.

Trainer Gracia will, dass Gomes weitermacht - sein Konkurrent: Gott

"Zu 99 Prozent", sagte er im März, will er nach dieser Saison aufhören, sein Vertrag läuft mal wieder aus. Gracia hofft noch auf einen Sinneswandel, dieses eine Prozent, und hat ein Gespräch angekündigt. Doch diesmal sind andere Kräfte am Werk als zwei Umzugskartons. "Ich bin von Gott dazu berufen worden, Pfarrer zu werden", so Gomes über seine Pläne ab dem Sommer, "deswegen werde ich vielleicht Pfarrer."

Erst mal will er aber noch ManCity um Torwart-Landsmann Ederson ärgern, das am Samstag als erster englischer Klub das nationale Triple gewinnen kann und die letzten zehn Aufeinandertreffen gegen Watford für sich entschieden hat. "Jeder sagt, dass wir null Chance haben", weiß Etienne Capoue, Watfords diesjähriger "Spieler der Saison". Ein von Gott berufener Pfarrer zwischen den Pfosten kann da sicher nicht schaden.

Jörn Petersen