Bundesliga

Wolfsburg: Niko Kovac und der Rauswurf-Realismus

Wolfsburgs Trainer steht vor dem Darmstadt-Spiel unter Druck

Kovac und der Rauswurf-Realismus: "Natürlich werden vielleicht auch hier Mechanismen greifen"

Kennt die Mechanismen des Fußballgeschäfts: Wolfsburgs Trainer Niko Kovac.

Kennt die Mechanismen des Fußballgeschäfts: Wolfsburgs Trainer Niko Kovac. IMAGO/Jöran Steinsiek

Von den entscheidenden Stellen beim VfL Wolfsburg gibt es Rückendeckung für Niko Kovac und sein Trainerteam. Geschäftsführer Marcel Schäfer führt selbstredend keine öffentliche Trainerdiskussion, auch Aufsichtsrat Frank Witter glaubt noch daran, dass ihre Mannschaft in der bestehenden Konstellation die Wende in dieser bislang enttäuschend verlaufenen Saison schaffen kann.

Trainer Kovac freut sich über diese "Wertschätzung", wie er es ausdrückt. "Ich glaube schon, dass wir als Trainerteam gut, intensiv, sehr akribisch arbeiten und dass das auch wahrgenommen wird und dass wir eher eine Ergebniskrise als eine Spielkrise haben." Wenngleich in diesem Punkt die Meinungen schon eher auseinandergehen. Ja, der VfL hätte zuletzt Spiele im Pokal gegen Mönchengladbach (0:1 nach Verlängerung) oder in der Liga gegen Freiburg (0:1) als verdienter Sieger beenden können, und doch ist der VfL fußballerisch in dieser Saison meilenweit vom eigenen Anspruch entfernt. Eine Weiterentwicklung gibt es bislang nicht.

Erst einmal gilt es, nicht in den Abstiegskampf zu geraten

In der aktuellen Phase geht es jedoch vor allem um Ergebnisse, darum, nicht in den Abstiegskampf zu geraten.

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Kovac weiß, das hat er als Trainer selbst schon erlebt, dass eine Rückendeckung nur so lange ihre Gültigkeit besitzt, bis entschieden wird, auf der Trainerposition eine Veränderung vorzunehmen. Das kann auch mal schnell gehen. Der Kroate kennt das Geschäft, er ist Realist: "Ich weiß, dass wir an Ergebnissen und Tabellenständen gemessen werden." Deswegen ahnt er, dass das Ende in Wolfsburg bei weiter ausbleibendem Erfolg auch ein längst nicht mehr unrealistisches Szenario ist: "Natürlich können und werden vielleicht auch hier irgendwann die Mechanismen greifen."

Gleichwohl empfindet er das Vertrauen des VfL bislang als außergewöhnlich - schließlich droht Wolfsburg unter ihm zum zweiten Mal sein Saisonziel "internationales Geschäft" zu verpassen. "Ich finde", so Kovac, "das fühlt sich nicht nur anders an, sondern es ist auch anders als anderswo. Wir möchten das Vertrauen zurückgeben."

Welche Aussagekraft haben die Spiele gegen Darmstadt und Bayern?

Wann dieses entzogen wird, dies wird wohl überlegt sein in der sportlichen Führung. Welche Aussagekraft haben die beiden letzten Spiele in diesem Jahr? Würde ein Sieg am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) bei Tabellenschlusslicht Darmstadt alles ändern? Oder eine erwartbare Niederlage am Mittwoch darauf beim Jahresabschluss daheim gegen den FC Bayern? Grundsätzliche Dinge müssen Manager Schäfer und Sportdirektor Sebastian Schindzielorz einschätzen und abwägen. Sind Sie überzeugt davon, dass Kovac und seine Leute dazu in der Lage sind, in der Rückrunde den richtigen Weg mit diesem Kader einzuschlagen? Gibt der Trainermarkt überhaupt geeignete und vor allem verfügbare Kandidaten her? Da würde der Sommer gewiss eine größere Auswahl bieten.

Und überhaupt: Welche Rolle spielen die Finanzen? Der VfL ist durch die angespannte Situation bei Eigner "Volkswagen" stärker denn je angehalten, die Wirtschaftlichkeit zu beachten. Eine Trennung von Kovac und Co. bei gleichzeitiger Bezahlung eines neuen Trainerteams würde teuer werden.

Kovac vor Darmstadt: "Es wird ein knappes Ergebnis werden"

Über allem steht aber der sportliche Erfolg. Noch hat Kovac die Chance, die Kurve zu kriegen. Ein Sieg in Darmstadt sollte dabei die Mindestvoraussetzung sein. "Es wird ein heißes Spiel werden bis zur letzten Sekunde", glaubt der Trainer. "Es wird ein knappes Ergebnis werden und es geht darum, dass man das Ergebnis dann auf seine Seite zieht." Er weiß selbst: Es wird langsam Zeit.

Thomas Hiete