Bundesliga

Werder Bremen: Die Gründe für den Turnaround

Kader, Hierarchie, Zeit

Klein, aber fein: Die Gründe für den Werder-Turnaround

Beste Laune an der Weser: Werder Bremen ist seit sechs Pflichtspielen ungeschlagen.

Beste Laune an der Weser: Werder Bremen ist seit sechs Pflichtspielen ungeschlagen. IMAGO/Steinbrenner

Nur der Tabellenführer ist aktuell länger ungeschlagen in der Bundesliga als der SV Werder Bremen, nämlich: die ganze bisherige Saison, Bayer Leverkusen hat noch keines der 19 Spiele verloren. Bei den Bremern beläuft sich diese Serie nun immerhin auf sechs Partien, es handelt sich dabei um drei Siege und drei Unentschieden, die dem zuvor im letzten Tabellendrittel rangierenden Klub in dieser Hinsicht deutlich Luft verschafft haben. Plötzlich ist Werder Neunter - und steht so gut da wie lange nicht mehr.

Was noch vor drei Wochen wohl kaum so zu erwarten war, als resultierend aus einer 1:3-Testspiel-Niederlage bei Zweitligist Eintracht Braunschweig allerlei Alarmzeichen ausgesendet wurden, von Trainer Ole Werner ("So wird es nicht reichen") sowie von Leiter Profifußball Clemens Fritz ("Wenn du so auftrittst …"). Und dann war da noch der Auftritt von Leonardo Bittencourt ("Das klingt jetzt nicht so professionell"), der die Befürchtungen eines Fehlstarts im neuen Jahr zusätzlich nährte. Stattdessen folgten auf das mühevoll erwirkte 1:1 in Bochum nun zwei Achtungserfolge gegen Freiburg (3:1) und gerade in München, beim FC Bayern (1:0). Wie war dieser Turnaround möglich?

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Werner: "Und das bestätigt sich jetzt"

"Es ist einfach Zeit und konstante Arbeit", sagt Cheftrainer Ole Werner, in typisch-nüchternem Duktus. Und weiter: "Wir haben uns nicht aus der Ruhe bringen lassen von den Dingen drumherum." Womit auch die Ausfälle gemeint sein dürften, die den Kader ja tatsächlich immer wieder entscheidend ausgedünnt haben in der bisherigen Saison. Gerade erst am Samstag gegen Freiburg bedeuteten Adduktorenprobleme von Mitchell Weiser (Werner: "Wir sind optimistisch, dass er spätestens nach dem kommenden Mainz-Spiel wieder zur Verfügung steht") eine beträchtliche Schwächung für die Startelf, aus der auch die Verteidiger Amos Pieper und Milos Veljkovic bereits länger weggebrochen sind.

Doch gerade in der nun schmal besetzten Defensive hat sich um Kapitän Marco Friedl mit Anthony Jung und Niklas Stark eine Dreierkette gefunden, die als ein Fundament für den aktuellen Trend anzuführen ist. "Wir haben ja gesagt", so Werner: "Wenn wir mal konstant auf eine Lösung zurückgreifen können, dann erhöht das die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns auch insgesamt stabilisieren in unseren Abläufen und wie wir verteidigen. Und das bestätigt sich jetzt."

Der "eng gestrickte" Werder-Kader

Generell gilt das irgendwie für die gesamte Bremer Mannschaft: Dass die Voraussetzungen, "also Qualität", wie der 35-Jährige sagt, eigentlich gegeben sind. Werner stehen in seinem Kader sicherlich ein paar feine Fußballer zur Auswahl, insbesondere in der Offensive - und doch handelt es sich quantitativ weiterhin um ein fragiles Gebilde. Gegen Freiburg blieben etwa zwei Kaderplätze unbesetzt. "Das zeigt ja, wie eng das gestrickt ist, wie wenig am Ende passieren darf und wie sehr einzelne Ausfälle bei uns ins Gewicht schlagen", so der Werder-Coach.

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Und das wird auch erstmal weiterhin so bleiben. Dem Winter-Neuzugang Julian Malatini steht mit Nicolai Rapp (zum Karlsruher SC) genauso ein Abgang gegenüber, allerdings soll bis Ende der aktuellen Transferperiode noch ein Mittelfeldspieler verpflichtet werden. Werner ist diese begrenzten Möglichkeiten ja aber bereits gewohnt: "Trotzdem ist es so, dass wir aus dieser kleinen Gruppe aktuell alle gemeinsam relativ viel rausholen."

Hierarchie? Mehr als "das ganze Gewese"

Weil diese Gruppe trotz einiger Widrigkeiten allmählich zusammenzufinden scheint. Nachdem ein Wortführer wie Niclas Füllkrug den Verein im Sommer noch spät verließ, nachdem Neuzugänge aus dem Ausland wie Olivier Deman und Senne Lynen hinzukamen - und die hierarchischen Prozesse somit neu in Gang gesetzt wurden. "Es geht um das gegenseitige Kennenlernen, und wie man miteinander umgehen kann", erklärt Werner: "Natürlich hast du sowas wie einen Mannschaftsrat, den Kapitän und das ganze Gewese um diese Sachen. Aber es hat natürlich mit viel mehr als nur vier, fünf Leuten zu tun."

Mittlerweile herrsche nun mehr Klarheit in der Konstitution der Mannschaft, der Kommunikation und der Spielweise, weswegen neben den Werder-Profis wie etwa Justin Njinmah auch der Trainer festgestellt hat: "Es ist auf dem Platz, neben dem Platz sicherlich etwas gewachsen bei uns", so Werner: "Das ist das, was ich mit Zeit meinte."

Tim Lüddecke