Bundesliga

Gegenbauer attackiert Windhorst: "Er hat den Verein angezündet"

Herthas Ex-Präsident rechnet mit dem Investor ab

Gegenbauer attackiert Windhorst: "Er hat den Verein angezündet"

Wurden bei Hertha BSC keine Freunde: Werner Gegenbauer (li.) und Lars Windhorst.

Wurden bei Hertha BSC keine Freunde: Werner Gegenbauer (li.) und Lars Windhorst. IMAGO/Bernd König

"Er hat in den vergangenen Wochen, mitten im Abstiegskampf, den Verein angezündet. Windhorst hat eine Spaltung zu verantworten, die den Klub und alle Abteilungen schwer verunsichert hat", sagte Gegenbauer in einem Interview mit dem "Tagesspiegel" (Mittwochausgabe). "Es wird die Aufgabe meiner Nachfolgerin oder meines Nachfolgers sein, diese Spaltung rückgängig zu machen."

Gegenbauer, der nach dem Votum der Mitglieder ursprünglich bis 2024 als Präsident gewählt war, hatte am Dienstag seinen Rücktritt erklärt. Damit war er einer möglichen Abwahl auf der für Sonntag angesetzten Mitgliederversammlung zuvorgekommen. Für die mit Spannung erwartete Zusammenkunft der Basis, bei der der Aufsichtsrat des Vereins neu gewählt wird und Investor Windhorst, seit Jahren selbst Mitglied, sprechen will, wurden mehrere Abwahlanträge gegen einzelne Präsidiumsmitglieder und das komplette Präsidium eingereicht.

Wenn der Verein Hertha BSC ein Vergnügungspark und die Profiabteilung darin das Riesenrad wäre, dann würden Tennor einige Gondeln des Riesenrades gehören.

Werner Gegenbauer

Trotz seiner heftigen Attacken gegen Windhorst, der seit Sommer 2019 insgesamt 375 Millionen Euro in den Klub investiert und dafür 64,4 Prozent der Anteile der ausgegliederten Profiabteilung bekommen hat, erklärte Gegenbauer auf die Frage, ob er wegen Windhorst gehe: "Ganz klar nein! Ich bin überzeugt, nach all den Auseinandersetzungen ist jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Neuanfang, unabhängig von Personen. Ich hätte allerdings nicht gedacht, am Ende meiner Amtszeit solche Dinge zu erleben." Windhorst habe "vermutlich seinen Geldgebern erzählt, er habe Hertha BSC gekauft. Das stimmt aber nicht", erklärte Gegenbauer, der vor seinen 14 Jahren als Präsident bereits zwei Jahre als Aufsichtsratsvorsitzender amtiert hatte.

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Der Unternehmer hatte im Zuge des Konflikts mit Windhorsts Tennor-Holding stets auf die Vereins-Autonomie und die Unantastbarkeit der 50+1-Regel verwiesen. Windhorst seinerseits hatte im März offen zum Sturz Gegenbauers aufgerufen und der Klubführung "Machterhalt und Kungelei" vorgeworfen. Dem "Tagesspiegel" sagte Gegenbauer: "Man sollte wissen, dass Tennor nur Kommanditanteile an der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA, also der Profiabteilung, hält. Das heißt, wenn der Verein Hertha BSC ein Vergnügungspark und die Profiabteilung darin das Riesenrad wäre, dann würden Tennor einige Gondeln des Riesenrades gehören. Aber eben nicht die Steuerungsanlage des Riesenrades und schon gar nicht der Vergnügungspark."

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Von einem Vergnügungspark ist Hertha aktuell allerdings ein gewisses Stück entfernt. In den drei Jahren seit Windhorsts Einstieg, dank dem der chronisch hochdefizitäre Klub seine Schulden reduzieren und seine Eigenkapitalquote aufstocken konnte, landete Hertha in der Bundesliga auf den Plätzen 10, 14 und 16. Den Absturz in die 2. Liga hatten die Berliner am Montagabend durch einen 2:0-Sieg im Relegationsrückspiel beim Hamburger SV (Hinspiel 0:1) so eben noch abgewendet. Angesichts der desaströsen sportlichen Bilanz trotz der Windhorst-Gelder räumte Gegenbauer ein: "Ein sportlicher Effekt ist aus dem Zufluss der Mittel nicht zu sehen. Das ist unsere Verantwortung, und er hat natürlich das Recht, seine Enttäuschung zu artikulieren. Über Form und Inhalt lässt sich streiten." Und streiten, danach sieht es aus, wird man bei Hertha in dieser Woche noch einige Male.

Tennor-Sprecher: "Sehr persönliche und haltlose Attacken"

Das Lager des Investors reagierte auf die Frontalattacke Gegenbauers relativ zurückhaltend. Tennor-Sprecher Andreas Fritzenkötter sagte dem kicker am Mitwochvormittag: "Wir sehen mit Respekt, dass Werner Gegenbauer den Weg für einen Neuanfang freigemacht hat. Die sehr persönlichen und haltlosen Attacken gegen Lars Windhorst haben zwar mit Neuanfang nichts zu tun. Nachtreten ist aber nicht unser Stil."

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