Bei all der vorhandenden Qualität durfte man beim Bundesliga-Klassiker zwischen Dortmund und Bayern von Chancen ausgehen, die ersten 45 Minuten dieses Topspiels des 9. Spieltags boten das allerdings nicht. Vielmehr ließen die von Edin Terzic angeleiteten BVB-Schützlinge, die nach dem 4:1 in der Champions League beim FC Sevilla etwa mit Rückkehrer Hummels, Schlotterbeck und Ex-Münchner Süle als Rechtsverteidiger und mit Moukoko anstelle von Modeste im Angriff agierten, den Gast nicht sonderlich aufkommen.
Weil im Umkehrschluss allerdings auch der unter der Woche mit einem 5:0 in der Königsklasse gegen ein überfordertes Viktoria Pilsen erfolgreiche und ohne Müller (Auswirkungen nach Covid-19), ohne Hernandez (Muskelbündelriss im Adduktorenbereich) und ohne den zumindest auf der Bank sitzenden Kimmich (zuletzt Covid-19) agierende Meister stabil stand, ergab sich Abtastarbeit im Mittelfeld. Reihenweise intensive Zweikämpfe mit etwas Überhärte und eingefangener Gelber Karten auf beiden Seiten waren die Folge.
Goretzka erwischt die BVB-Abwehr
Bundesliga - 9. Spieltag
Ein paar fußballerische Highlights hatte dieser 107. Erstliga-Vergleich zwischen diesen beiden Giganten des deutschen Fußballs aber auch zu bieten - und zwar zunächst von den Westfalen: Malens erster Versucht wurde von de Ligt abgelenkt (21. Minute), Upemecano musste kurz vor dem eigenen Kasten retten (25.) und Guerreiro prüfte Neuer mit einem Distanzgeschoss (30.).
Nur drei Minuten später zeigte sich dann auch der bis dato offensiv zu ungenau spielende FCB erstmals richtig - und traf: Nach sehenswertem Dribbling von Musiala sowie überlegter Ablage auf Goretzka schloss dieser überlegt ins linke untere Eck ab. Torwart Meyer hatte keine Chance (33.). Zugleich war dies der Pausenstand, auch weil Malen noch an Neuer verzweifelte (36.).
Sané gelingt die schnelle Vorentscheidung
Mit Wiederbeginn, wo FCB-Coach Nagelsmann direkt dreimal wechselte und unter anderem Kimmich brachte sowie den am Kopf verletzten Davies runternahm, rissen die Münchner die Kontrolle aber komplett an sich. Dabei half natürlich das schnell erreichte 2:0, als erneut Musiala den Vorlagengeber mimte und Sané bediente. Dieser schloss ab, Meyer kam ran, konnte den Einschlag jedoch nicht mehr verhindern (53.). Sané und Musiala hätten wenig später sogar direkt das 3:0 hätten nachlegen müssen (64.).
Moukokos Spannungsmacher - und Modestes Augenkniff
Und genau dieses ausgelassene 3:0 sollte sich noch rächen - und zwar im Spielfilmformat. Denn ein regelrechter Sport-Thriller spielte sich nun im Signal-Iduna-Park ab. Angefangen mit einem cleveren Haken von Joker Modeste gegen Upamecano sowie einem überlegten Pass in den Rückraum für Sturmpartner Moukoko, der sauber annahm und eiskalt links zum 1:2 einschoss (75.). Es folgte ein starker Trick des eingewechselten Adeyemi gegen Stanisic und zugleich ein perfekter Querpass ins Zentrum auf Modeste, hier versagten dem im Sommer aus Köln gekommenen Torhoffnungsträger aber die Nerven. Er verfehlte die Kugel, Neuer wusste zu parieren bei diesem Hochkaräter (83.). Doch der Rekordmeister hielt die Schwarz-Gelben irgendwie auch danach im Spiel, auch weil Coman als Einwechselspieler Gelb-Rot sah (90.). Und so machte letztlich ausgerechnet Modeste seinen Fauxpas wieder gut und traf nach herausragender Vorarbeit von Schlotterbeck via Kopfball zum lautstark gefeierten 2:2 (90.+5).
Sowohl die Schwarz-Gelben als auch die Münchner, die nach diesem Remis weiterhin punktleich sind, sind bereits unter der Woche direkt wieder gefordert. Der BVB empfängt am 4. Spieltag der Champions-League-Gruppenphase (Dienstag, 21 Uhr) erneut den FC Sevilla, der FCB ist am Mittwoch (21 Uhr) in Pilsen zu Gast. In der Bundesliga geht es für beide Teams dann am kommenden Wochenende weiter: Schwarz-Gelb spielt bei Union Berlin am Sonntag (17.30 Uhr), zwei Stunden später trifft der FCB in der Allianz-Arena auf den SC Freiburg.