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Champions League in Gefahr: Juventus bekommt zehn Punkte abgezogen

Richterlicher Entscheid am Montag der 1:4-Schmach in Empoli

Champions League in Gefahr: Juventus bekommt zehn Punkte abgezogen

Muss nun mit zehn Punkten Abzug in der Serie A leben: Italiens Rekordmeister Juventus Turin.

Muss nun mit zehn Punkten Abzug in der Serie A leben: Italiens Rekordmeister Juventus Turin. IMAGO/Gruppo LiveMedia

Klappe, die nächste: Der Finanzskandal rund um Juventus zieht sich bereits seit Monaten hin - und hat neben den nationalen Auswirkungen in Form von abgezogenen Serie-A-Punkten womöglich noch weitere Folgen. Die UEFA könnte zum Beispiel noch tätig werden.

Für den Moment steht aber fest, dass der italienische Rekordmeister auf ein neues mit einem deutlichen Punktabzug bestraft wird. Aus den anfänglichen 15 Zählern, die Ende Januar verhängt und Ende April wieder in Gänze gestrichen worden waren, wurden nun zehn.

Das oberste Gericht des italienischen Fußballverbandes FIGC (Federazione Italiana Giuoco Calcio) fällte in Rom an diesem Montag dieses frischeste Urteil und blieb damit nur minimal unter den von Chefankläger Giuseppe Chiné geforderten elf Punkten Abzug. Losgegangen waren all diese Verhandlungen bereits im März 2022, als gleich elf Klubs (Juventus, SSC Neapel, CFC Genua, Sampdoria Genua, Empoli, Parma Calcio, AC Pisa, FC Pro Vercelli, Delfino Pescara, Novara, Chievo Verona) und 61 Direktoren zunächst freigesprochen wurden.

Übrig blieb bis zuletzt nur Turin.

Der Vorwurf

Konkret geht es in diesem Fall um fingierte Spielerbewertungen. Juve wird zur Last gelegt, einigen ihrer Profis in der Vergangenheit bewusst falsche Marktwerte zugeschrieben zu haben - allein in den Jahren 2018, 2019 und 2020 soll die Vereinsbilanz so um 115 Millionen Euro geschönt worden sein.

Obendrein ist dem Traditionsklub vorgeworfen worden, während der Coronavirus-Pandemie Schwarzgeld ausbezahlt, respektive zugesichert zu haben. Die Beschuldigten hätten 23 Profis, die einem coronabedingten Gehaltsverzicht in Höhe von insgesamt 90 Millionen Euro zugestimmt hatten, einen Teil ihres Salärs doch noch gewährt - allerdings illegal durchs Hintertürchen.

Das Verbandsgericht hatte die Turiner im Anschluss für die jahrelang gefälschten Marktwerte der Spieler eben zu jener 15-Punkte-Strafe verurteilt. Dagegen waren die Bianconeri vor dem höchsten italienischen Sportgericht vorgegangen und hatten zunächst damit Erfolg gehabt - die Richter des Nationalen Olympischen Komitees (Coni) hoben die Strafe auf, gaben den Fall aber für ein neues Urteil wieder zurück an die FIGC-Kammer.

Sieben ebenfalls angeklagte frühere Juve-Manager wie Ex-Profi und der ehemalige Vize-Präsident Pavel Nedved, die im ersten Verfahren noch Sperren erhalten hatten, wurden dieses Mal freigesprochen. Die einstigen Vereinsbosse um Präsident Andrea Agnelli waren schon zu Jahresbeginn gesperrt worden - ihre Strafe hatte das oberste Coni-Sportgericht auch nicht revidiert.

"Große Verbitterung" in Turin

Eine erste Stellungnahme der Turiner ließ nicht lange auf sich warten. Noch am Montagabend veröffentlichte der Verein ein Statement auf den eigenen Kanälen - ausgestattet mit folgenden Worten: "Der Juventus Football Club nimmt die Entscheidung des FIGC-Berufungsgerichts zur Kenntnis und behält sich das Recht vor, die Gründe zu lesen, um eine mögliche Berufung beim Garantieausschuss des CONI zu prüfen." Das Urteil löse im Verein und bei all seinen Fans "große Verbitterung" aus - und werde eben noch nicht final akzeptiert.

Der sportliche GAU

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Tabellarisch bedeutet das für den Moment, dass die Alte Dame von sportlich erspielten 69 Punkten auf 59 Zähler abrutscht. Was einen tabellarischen Sturz von Platz 2 auf Rang 7 nach sich zieht. Die zuletzt wieder für ziemlich sicher gehaltene erneute Teilnahme an der neuen Champions-League-Gruppenphase wäre für das Team von Trainer Massimiliano Allegri, das erst vergangene Woche knapp das Europa-League-Finale verpasst hatte (Aus gegen den FC Sevilla), in Verbindung mit dem mies laufenden Gastspiel beim FC Empoli (1:4-Schmach am Ende) Stand jetzt komplett vom Tisch. Das Urteil wird allerdings wie vom Verein angekündigt angefochten - Ausgang offen.

Weiteres Ungemach droht dennoch: Die bereits erwähnten Tricksereien während der Corona-Pandemie, den 2020 mit Profis ausgehandelten Gehaltsverzicht absichtlich falsch verbucht zu haben, sind noch nicht verhandelt worden. In der vorigen Woche hatte Chefankläger Chiné den Verein diesbezüglich bereits angezeigt. Die erste Verhandlung in diesem Verfahren ist für 15. Juni anberaumt.

Und die UEFA, die den italienischen Spitzenklub eventuell auf bestimmte Zeit gänzlich für internationale Wettbewerbe ausschließen kann, ermittelt ebenfalls.

mag

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