2. Bundesliga

Zeefuik, Klemens, Hussein: Sechs-Appeal gesucht

Hertha muss gegen Paderborn das defensive Mittelfeld umbauen

Zeefuik, Klemens, Hussein: Sechs-Appeal gesucht

Gute Laune im Training von Hertha BSC.

Gute Laune im Training von Hertha BSC. picture alliance / nordphoto GmbH / Engler

Fußball ist ungerecht. Marc Oliver Kempf, den ein von Kapitän Toni Leistner später sachgemäß als "Schweinepass" bezeichnetes Zuspiel von Andreas Bouchalakis bei der 1:3-Niederlage in Nürnberg allenfalls halbherzig erreichte, darf am Samstag gegen den SC Paderborn nicht mitwirken. Der Grund: die Sperre von zwei Liga-Spielen für die Rote Karte, die sich Kempf nach besagtem Pass für seine Notbremse an Benjamin Goller einfing. Und Bouchalakis, der in Nürnberg spielte, als bräuchte er eine Pause, und passte, als wäre beim Team-Frühstück im Hotel das Müsli aus gewesen, steht am Samstag auf dem Rasen des Olympiastadions in der Berliner Startformation.

Gesucht wird ein neuer Nebenmann für den Griechen. Marton Dardai, der seit Saisonbeginn auf der Doppel-Sechs spielte und mit Bouchalakis in Nürnberg das Zentrum nicht in den Griff bekam, übernimmt Kempfs Posten in der Innenverteidigung. Ein Linksfuß ersetzt den anderen - klingt sinnstiftend. In Herthas Problemzone, dem Bereich vor der Abwehr, muss Trainer Pal Dardai jetzt aber die Antwort auf eine überaus knifflige Frage finden.

Hussein ist keine Option für die Startelf

Wer passt zu Bouchalakis - in einem Spiel, das der Coach "sehr körperbetont" erwartet? Sommer-Neuzugang Bilal Hussein, nominell der logische Nachrücker, hat eher schlechte Karten. Der feingliedrige Schwede, in der Liga bisher fünfmal eingewechselt, ist offenbar auch am Samstag nicht als erste Wahl eingeplant. "Es fehlt ein bisschen Robustheit. Daran muss man sich gewöhnen", sagt Dardai in Bezug auf Hussein. "Man muss nicht stark sein, aber schlau. Bilal ist noch nicht so weit. Er ist ein guter Fußballer, aber gegen den Ball, wo wir im Moment Probleme haben, sehe ich noch nicht so die Umstellung bei ihm. Es ist Deutschland, es ist 2. Bundesliga - da brauchst du deinen Körper. Wir suchen eine andere Lösung. Der Platz wird wahrscheinlich nach 20 Minuten kaputt sein. Da brauchen wir Spieler, die zweikampfstark sind."

Als Herthas mit einigen Profis verstärkte U 23 am Dienstagabend im Rahmen des Premier League International Cups der U 23 von Leeds United mit 1:3 unterlag, spielte Hussein 45 Minuten - und blieb unauffällig. "Er braucht Spielpraxis und wird die Minuten bei uns bekommen und dann Stück für Stück dichter ranrücken", sagt Sportdirektor Benjamin Weber. "Jetzt geht es darum, Lösungen für die einzelnen Spiele zu finden." Das ist Dardais Job für Samstag. Auch Pascal Klemens und Michal Karbownik kennen die Mittelfeld-Rolle.

Klemens, gelernter Innenverteidiger, spielte in der Sommervorbereitung und in den ersten Saisonwochen auf der Sechs - bis Bouchalakis verpflichtet wurde. Nach einer Verletzung fehlte Klemens zuletzt Spielpraxis, er stand in Leeds 70 Minuten auf dem Platz. Karbownik wiederum wirkt seit Wochen sowohl defensiv als auch offensiv fahrig, wegen Jeremy Dudziaks Verletzung blieb der Pole zuletzt als Linksverteidiger aber im Team.

Es läuft womöglich auf Zeefuik hinaus

Womöglich entscheidet sich Dardai gegen Paderborn für Deyovaisio Zeefuik auf der Sechs. Der robuste Niederländer, ein Sinnbild für Willen und Robustheit, war in Nürnberg und zuvor auf Schalke (2:1) als Rechtsaußen gefragt. Seine Stammposition ist die des Rechtsverteidigers. Allerdings: In der Sommer-Vorbereitung 2022 testete Dardai-Vorgänger Sandro Schwarz Zeefuik auf der Sechs, der konnte dort durchaus überzeugen.

Mit Blick auf den Rasen im Olympiastadion, der durch Unions Champions-League-Spiel am Dienstag gegen Neapel (0:1) arg ramponiert ist, hat Dardai ein Credo ausgegeben, das ganz gut zum unermüdlichen Zeefuik passt: "Wir wollen Rasen fressen und so viel laufen, bis er richtig kaputtgeht - Hauptsache, wir gewinnen."

Steffen Rohr

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