Wolfsburgs Trainer Niko Kovac musste im Vergleich zur 0:2-Niederlage bei Union Berlin auf den am Knie angeschlagenen Nationalspieler Lukas Nmecha verzichten und setzte dafür auf den Ex-Stuttgarter Marmoush im Angriff. Darüber hinaus standen Gerhardt, Kaminski und Wimmer (nach Gehirnerschütterung) neu in der Startelf, Franjic, Brekalo und Waldschmidt landeten auf der Bank.
VfB-Coach Pellegrino Matarazzo indes ließ es beim Versuch, den ersten Auswärtssieg seit saisonübergreifend 13 Ligaspielen einzufahren, etwas lockerer angehen und tauschte gegenüber der 1:3-Niederlage gegen Frankfurt lediglich einmal: Stenzel vertrat den erkälteten Sosa. Neuzugang Zagadou fand sich auf der Bank wieder.
Bundesliga - 8. spieltag
"Es wird kein Spiel auf technisch hohem Niveau, in erster Linie wird es um Zweikämpfe gehen", hatte Kovac vor Anpfiff bei "Sky" gesagt und sollte nur bedingt Recht behalten. Zwar agierten beide Teams anfangs noch risikoavers, doch das änderte sich schon bald.
Spektakel in Hälfte eins
Weil beide Mannschaften im Mittelfeld nicht wirklich Zugriff auf Ball und Gegner bekamen, entwickelte sich ein flottes Duell mit Chancen auf beiden Seiten. Die Wolfsburger machten zunächst den etwas besseren Eindruck, auch weil sie mehr investierten als die auf Konter lauernden Gäste.
Die Niedersachsen erspielten sich ein Chancenplus, doch Wimmer (9.), Gerhardt (14.), Marmoush (15.) und Svanberg (21.) blieben glücklos. Nicht so Guirassy auf der Gegenseite, der in der 22. Minute Itos Ball noch entscheidend ins Tor drückte und die zu diesem Zeitpunkt etwas überraschende Gäste-Führung besorgte.
Die VfL-Antwort ließ nicht lange auf sich warten, um genauer zu sein, nur wenige Sekunden: Kaminski hatte das Auge für Marmoush, der sich die Kugel zurechtlegte und trocken aus 16 Metern ins linke untere Eck zum 1:1 vollstreckte (23.). Das Spektakel hatte Fahrt aufgenommen - und noch so einiges zu bieten.
Mit seinem Tor startete er das Spektakel in Wolfsburg: Serhou Guirassy. IMAGO/Eibner
Mavropanos macht Müller Patzer wieder gut
Beide Mannschaften entwickelten über die Flügel immer wieder Gefahr, so auch die Wölfe nach 38 Minuten, als der Ball im Anschluss an einen Konter vor die Füße von Arnold fiel und dieser aus der zweiten Reihe auf 2:1 stellte - Stuttgarts Schlussmann Müller sah in dieser Szene alles andere als gut aus, da ihm der Ball durchrutschte.
Wolfsburg wähnte sich schon in der Halbzeitführung, doch die wurde den Hausherren verwehrt. Zunächst rettete Casteels gegen Ito zur Ecke. Aus dieser entsprang dann jedoch der 2:2-Ausgleich: Stenzel ließ Marmoush mit einem einfachen Haken aussteigen und flankte ins Zentrum, wo van de Ven verpasste und Mavropanos wuchtig ins lange Eck einnickte (45.+1).
Kovacs Prophezeiung tritt ein
Auch der zweite Durchgang war unterhaltsam, wenngleich nicht mehr ganz so rasant. Der VfL machte weiter mehr fürs Spiel, doch Stuttgart kam über Konter zu den besseren Chancen: Silas traf nur den Querbalken (57.), während Endo links verzog (63.). Der Japaner rutschte jedoch bei seiner Chance unglücklich aus und musste kurz darauf angeschlagen für Millot ausgewechselt werden (68.).
Kovacs Prophezeiung von dem Spiel wurde übrigens in Hälfte zwei wahr. Die Zweikämpfe häuften sich, wurden intensiver - sechs Gelbe Karten zeugen davon. Spielerisch gab es aber Luft nach oben, vor allem bei den Niedersachsen, die sich immer wieder teils krasse Fehlpässe im Spielaufbau erlaubten und sich so selbst in Bedrängnis brachten. Eigene Chancen, wie Kaminskis etwas zu hoch angesetzter Versuch (74.) hatten daher alles Engagement zum Trotz Seltenheitswert.
Weil auch den Gästen in einem inzwischen zerfahrenen Spiel der nötige Punch fehlte, sah es schon nach einem Remis aus. Doch dann zauberten die Wölfe doch noch einen klasse Spielzug aus dem Hut: Nach Doppelpass mit Marmoush verlängerte Svanberg super per Kopf in die Mitte zu Gerhardt, der sich bedankte und aus kurzer Distanz den aus Wolfsburger Sicht erlösenden 3:2-Siegtreffer besorgte (90.+1).
Am kommenden Wochenende geht es für die Wolfsburger am Samstag nach Augsburg (15.30 Uhr), während die Schwaben einen Tag mehr zur Regeneration haben. Für die Süddeutschen wird es tags darauf zu Hause gegen Union Berlin wieder ernst (19.30 Uhr).