Bundesliga

Hertha BSC - Weber: "Ab sofort Vollgas"

Herthas neuer Sportdirektor zurück im alten Klub

Weber: "Ab sofort Vollgas"

Bekennender Teamplayer und Realist: Benjamin Weber.

Bekennender Teamplayer und Realist: Benjamin Weber. IMAGO/Matthias Koch

"Richtig Sonntag", sagte Benjamin Weber am Sonntagmittag, "wird es nicht werden." Dafür war und ist zu viel los - bei Hertha BSC und bei ihm, und seit dem Sonntag gehört beides wieder zusammen. Elf Monate nach seinem freiwilligen Abschied ist der gebürtige Berliner zu seinem Herzensklub zurückgekehrt, in neuer Rolle, mit viel Energie und Hertha-Urgestein Andreas "Zecke" Neuendorf als Bindeglied zwischen Akademie und Lizenzspielerbereich an seiner Seite. Nach 18 Jahren im Verein tat Weber die knapp einjährige Auszeit nach eigener Aussage gut, aber "es war auch nicht so, dass ich in der Zeit völlig tatenlos gewesen bin. Ich habe nach 18 Jahren ein Stück weit abgeschaltet, aber war auch viel im Fußball unterwegs".

Herthas langjähriger Nachwuchs-Chef hospitierte bei Manchester United, dem FC Liverpool und Dinamo Zagreb, er besuchte in Ungarn die Akademie des früheren Hertha-Kult-Keepers Gabor Kiraly und schloss im April 2022 den im Oktober 2020 begonnenen Pilotlehrgang des von der DFL und dem DFB aufgelegten Zertifikatsprogramms "Management im Profifußball" erfolgreich ab. Zu den Absolventen gehörten unter anderen auch Stefan Kießling, Christian Gentner und Marcel Schäfer - und Sebastian Zelichowski, der zuletzt bei Hertha Technischer Direktor war und am Wochenende im Zuge der Trennung von Sportgeschäftsführer Fredi Bobic ebenfalls geschasst wurde.

"Ich bin Berliner, durch und durch": Webers Dienstantritt bei der Hertha

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Zelichowski ist Vergangenheit bei den Blau-Weißen, Weber die Gegenwart. Er wollte in den Profibereich, jetzt hat er das bei Hertha geschafft. Für den neuen Sportdirektor "war es natürlich ein Stück weit wie nach Hause zu kommen, in seinen Verein zu kommen", dorthin, wo er alle kennt: "Ich hätte nicht gedacht, dass ich so schnell zu meinem Verein zurückkomme. Ich bin Berliner, ich bin Herthaner durch und durch." Von 2000 bis 2006 absolvierte Weber ein Diplom-Studium der Sportwissenschaft mit dem Schwerpunkt Sportökonomie/Sportmanagement an der Universität Potsdam, später sammelte er im Rahmen eines Pflichtpraktikums beim NDR Erfahrungen im journalistischen Bereich. Danach ging er - zunächst als studentischer Mitarbeiter - zu Hertha, wo er erst im Marketing- und Sponsorenbereich arbeitete, ehe er in die Akademie wechselte, deren Leitung er 2014 übernahm.

Weber ging 2022 aus freien Stücken

Hertha BSC

In Webers Zeit als Verantwortlicher im Nachwuchsbereich fallen unter anderem der Gewinn der Deutschen Meisterschaft der A-Junioren 2018 unter dem im vergangenen Sommer zur U 17 des FC Bayern abgewanderten Trainers Michael Hartmann, die Teilnahme an der UEFA Youth League 2019, die beiden DFB-Pokalfinals der Junioren 2015 und 2016 sowie die Neugestaltung des Trainings- und Medizinzentrums der Akademie. Zum 1. Juli 2021 engagierte Bobic Pablo Thiam als neuen sportlichen Leiter der Akademie, Weber firmierte fortan als Leiter Akademie und Organisation - und verließ Hertha im Februar 2022 aus freien Stücken.

Jetzt ist er zurück und freut sich, "dass es wieder losgeht", aber der bekennende Teamplayer und Realist weiß um die Schwere der Aufgabe: "Es ist ein knackiger Start, aber die Herausforderung nehmen wir an." Und richtig Sonntag wurde aus dem ersten Sonntag im neuen Amt natürlich nicht mehr. Am Vormittag tauschte sich Weber mit Kaderplaner Dirk Dufner aus, später mit Trainer Sandro Schwarz. Am Dienstag schließt das Transferfenster, mindestens zwei, womöglich drei neue Profis will Hertha noch holen. Und am Samstag geht’s zum Liga-Sechsten Eintracht Frankfurt. "Ab sofort Vollgas" geben will der zweifache Familienvater Weber. Anders wird’s nicht gehen.

Einen "mutigen Weg" nannte Hertha-Präsident Kay Bernstein den Kurswechsel des Klubs, der nach Jahren gelebter Großspurigkeit zurück zu seinen Wurzeln findet. "Die meisten von euch“, sagte Bernstein in der Pressekonferenz am Sonntag an die Adresse der Journalisten, "haben sicher damit gerechnet, dass Horst Heldt hier sitzt oder dass Andreas Rettig hier sitzt. Wir sind aber überzeugt von unserem Weg." Und von Benjamin Weber.

Steffen Rohr

Bobic-Aus bei Hertha: Bernstein erklärt die Entscheidung

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