Dreieinhalb Jahrzehnte - genau: 36 Jahre - gehörte Heinz Wiskow (78) der kicker-Redaktion an. Als junger Redakteur recherchierte er im Sumpf des Bundesligaskandals von 1971, gehörte dank seiner fast schon sprichwörtlichen Beharrlichkeit und Hartnäckigkeit schnell zu den am besten informierten Journalisten in Deutschland in dieser Sache.
Sein Arbeitsplatz wurde immer häufiger die DFB-Zentrale in der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise, später dann die verschiedenen Gerichtssäle. Der "richtige" Fußball wurde da zur schönen Abwechslung, doch die Überstunden, die der Skandal nötig machte, hielten den jungen Redakteur nicht davon ab, den FC Bayern durch die frühen 1970er Jahre zu begleiten.
Eines dieser Spiele führte den heutigen Rekordmeister 1971 zum FC Liverpool. Im Europapokal der Pokalsieger stand das Achtelfinale an und für die Bayern eine Revanche. In der Saison zuvor hatte es im Messepokal (dem Vorläufer des UEFA Cup und der heutigen Europa League) eine 0:3-Pleite an der Anfield Road gesetzt.
Ein kleiner, wendiger Stürmer
Für den kicker übernahm Korrespondent Arthur Rotmil die Vorberichterstattung und berichtete erstmals über einen jungen Spieler namens Kevin Keegan. Einen kleinen, wendigen Stürmer, den die Fans "Mighty Mouse" nannten. Wiskow redigierte die Story und wählte als Schlagzeile: "Vor Mighty Mouse haben alle Angst".
kicker-Redakteur Heinz Wiskow, hier 1983 mit Bayerns Karl-Heinz Rummenigge, machte Keegans Spitznamen salonfähig. imago images
Dies las bei der Vorbereitung zur Live-Übertragung ARD-Reporter Eberhard Stanjek, der Keegan während seiner Reportage mehrmals so nannte - und den Spitznamen damit in Deutschland bekannt und salonfähig machte. Schon sechs Jahre vor seinem Wechsel zum Hamburger SV kannte ganz Deutschland nun Kevin Keegan als "Mighty Mouse". Weil kicker-Redakteur Heinz Wiskow ihn für die Zeile auswählte und dem Kollegen Stanjek der Name ganz offensichtlich gefiel.
Dabei glänzte Keegan in den beiden Spielen gegen die Bayern nicht wirklich: das Hinspiel endete 0:0, im Rückspiel siegten die Münchner 3:1. Und Heinz Wiskow schwärmte von einem jungen, erst 19-jährigen Blondschopf als "alles überragendem Spieler der Bayern", zweifelsohne ein junger Spieler, der eine große Zukunft vor sich habe. Sein Name: Uli Hoeneß.
