Im Vergleich zum 0:1 in Braga, der zweiten Niederlage im zweiten Europapokalspiel, brachte Union Berlins Trainer Urs Fischer drei Neue: Für Jaeckel, Ryerson und Puchacz spielten Trimmel, Gießelmann und Baumgartl, der damit nach seiner Hodenkrebs-Diagnose und fünfmonatiger Zwangspause sein Comeback in der Startelf gab.
Im Gegensatz zu Fischer sah Wolfsburgs Trainer Niko Kovac nach dem 1:0 in Frankfurt keinen Grund für personelle Änderungen und erlebte anschließend sogleich mit, wie Union ein Blitzstart missglückte: Nur wenige Sekunden nach Anpfiff zwang Haberer VfL-Keeper Casteels direkt zu einer guten Parade, während der zuletzt so formstarke Becker im Anschluss an einen Freistoß knapp verzog (4.).
Die Wölfe überstanden die Anfangsphase unbeschadet, sahen sich in der Folge aber weiterhin mit galligen Unionern konfrontiert. Die Köpenicker glänzten mal wieder defensiv, schafften in Ballnähe mit ihrem energieintensiven Laufspiel immer wieder Überzahl und erspielten sich klare Feldvorteile. Ganz vorne fehlten jedoch die zündenden Ideen, sodass Becker und Siebatcheu in diesem intensiven Duell immer wieder in der Luft hingen.
Defensive Dominanz
Wolfsburg konnte mit der Arbeit gegen den Ball zufrieden sein, weniger dafür mit dem eigenen Offensivspiel. Das fand praktisch nicht statt. Weder lange Bälle noch kurze Pässe führten gegen diese aufmerksamen Berliner zum Erfolg. So dauerte es bis zur 32. Minute, ehe Brekalo den ernsten und einzigen nennenswerten Abschluss der Gäste in Hälfte eins verbuchte - und das war ein Schuss aus spitzem Winkel, der klar danebenging.
Es war ein Spiel der Abwehrreihen. Zweikämpfe prägten das Bild auf dem Rasen, daraus resultierend aber auch immer wieder Spielunterbrechungen und damit einhergehende Diskussionen. Gerade zum Ende des ersten Durchgangs war es eine recht zerfahrene Partie, die letzten Endes torlos in die Halbzeit ging.
Bundesliga - 7. Spieltag
Siebatcheu nähert sich an - und macht's dann
Lebhafter ging es nach Wiederanpfiff zu: Nach dem Siebatcheu (47., 50.) und auf der Gegenseite Arnold (51.) sich angenähert hatte, entwischte Becker auf der linken Außenbahn Lacroix und flankte anschließend exzellent vors Tor zu seinem Sturmpartner Siebatcheu, der sich bedankte und dynamisch aus kurzer Distanz zum 1:0 einköpfte (55.).
Kovac reagierte auf den Rückstand mit den Einwechslungen von Felix Nmecha und Marmoush, die für Waldschmidt und Svanberg kamen (60.). Auf der Gegenseite hatte Baumgartl nach etwas mehr als einer Stunde frühzeitig Feierabend. Der Abwehrmann verließ das Feld und großem Applaus.
Beckers Lauf hält an
Die Stimmung war ob der Führung ohnehin prächtig. Minutenlang hallte ein "Eisern Union" durchs weite Rund, während die Wölfe vergeblich anrannten. Berlin erwartete die Niedersachsen tief, verteidigte dabei exzellent und fuhr in der 77. Minuten den vorentscheidenden Konter: Nach einem Ballverlust von Arnold schickte der kurz zuvor eingewechselte Seguin Becker mit einem tollen Pass auf die Reise. Der Niederländer nahm den Ball stark mit der Schulter mit und vollstreckte anschließend eiskalt zum 2:0.
Für Becker war es seine bereits zehnte Torbeteiligung - Topwert in der Liga. Top ist auch die Platzierung der Berliner, die sich als Tabellenführer in die Länderspielpause verabschieden. Weiter geht's für beide Klubs am Samstag, den 1. Oktober, wieder zurück: Union ist dann zu Gast in Frankfurt, Wolfsburg bekommt Besuch aus Stuttgart - Anpfiff ist jeweils um 15.30 Uhr (LIVE! bei kicker).