Bundesliga

FC Bayern | Tuchel: "War teilweise Harakiri"

"Dinge gemacht, die haben wir noch nie trainiert"

Tuchels Kritik: "War teilweise Harakiri"

Thomas Tuchel war nach dem 2:2 in Freiburg bedient.

Thomas Tuchel war nach dem 2:2 in Freiburg bedient. IMAGO/Sven Simon

Eigentlich sah es für den FC Bayern am Freitagabend so aus, als ob ein sehenswerter Schlenzer von Mathys Tel und ein Traum-Solo von Jamal Musiala für drei Punkte in Freiburg sorgen - und damit über viele spielerische Probleme der Münchner hinwegtäuschen sollten. Doch Lucas Höler schlug kurz vor dem Ende ebenso sehenswert noch einmal zurück.

"Keine gute erste halbe Stunde" hatte Thomas Tuchel zuvor von seiner Mannschaft gesehen, wie der Trainer bei DAZN bemängelte: "Wir waren zu Recht im Rückstand und haben eine gute Reaktion gezeigt und eine gute zweite Halbzeit gespielt mit vielen Chancen, haben uns dann aber um den Lohn gebracht." Besonders ärgerte den zum Saisonende scheidenden Coach, dass sein Team in den ersten 30 Minuten "komplett ohne Struktur" und "viel zu undiszipliniert" im Positionsspiel war. "Wir haben Angriffe begonnen, wenn es überhaupt nicht los ging", schimpfte Tuchel. Zudem habe sein Team den Gegner "zum Kontern eingeladen".

Ein einfacher Diagonalschlag von Ritsu Doan auf Vincenzo Grifo reichte, um die Bayern-Abwehr aufzureißen. Die folgenden beiden Abschlüsse von Roland Sallai - darunter ein Fallrückzieher - parierte Manuel Neuer stark, seine Vorderleute brachten den Ball aber nicht final weg, Christian Günter nutzte es mit einem für ihn seltenen Erlebnis zur Freiburger Führung.

"Niemand bemerkt, dass eine Spielverlagerung stattfindet"

Tuchel kritisierte vor allem fehlende Kommunikation in seiner Defensive und dass deshalb "niemand bemerkt, dass eine Spielverlagerung stattfindet". In Sachen "Körpersprache und Verbissenheit" war der "Unterschied von der ersten halben Stunde zur nächsten Stunde zu eklatant, um dann zu erwarten, dass du mit einem Sieg rausgehst". Dabei hatte der 50-Jährige in der Spielvorbereitung gerade darauf Wert gelegt: "Es war ganz klar thematisiert, dass wir in einer anderen Emotionalität, Verbissenheit hier spielen wollen."

Zum Spiel

Erst nach rund einer halben Stunde besserte sich das Spiel der Münchner, richtig ins Rollen kam es aber nie. Zudem brauchte der Rekordmeister zwei - zugegebenermaßen sehr gelungene - Einzelleistungen, um zwei Treffer zu erzielen.

Tuchel wird deutlich

Woran lag es also, dass es am Ende nicht für drei Punkte reichte? "Ich glaube, dass es nicht am Wollen lag", meinte Tuchel. Wohl aber an der fußballerischen Durchführung. "Es war teilweise Harakiri. Ich glaube, wir hatten Phasen, in denen unser Innenverteidiger den Außenverteidiger hinterlaufen hat", haderte Tuchel und drückte in der Folge noch sein Unverständnis über die Spielanlage seines Teams aus: "Wir haben Dinge gemacht, die haben wir noch nie trainiert, über die haben wir noch nie gesprochen. Wir haben eigentlich sehr, sehr früh gespielt, als wäre es die 85. Minute und wir wären 0:1 zurück."

Seine Mannschaft habe in der ersten halben Stunde schlicht zu "kopflos" agiert und sei dafür "bestraft worden". Die zweite Halbzeit "war dann okay". Dennoch kam auch Tuchel zu dem Schluss: "Eine Halbzeit ist nicht genug, wenn wir wirklich herkommen, um gewinnen zu wollen."

Zuletzt hatte gerade das gegen Freiburg eigentlich immer geklappt. In den vergangenen 41 Bundesliga-Duellen mit dem Sport-Club standen 32 Siege, acht Remis und nur eine Niederlage zu Buche. Das neunte Unentschieden gegen die Breisgauer war nicht nur eine misslungene Generalprobe vor dem so wichtigen Rückspiel in der Champions League gegen Lazio Rom (Dienstag, 21 Uhr, LIVE! bei kicker), das an diesem Abend selbst gespielt und dramatisch Spieler und das Spiel verloren hatte, sondern wohl auch ein weiterer Rückschlag im Meisterrennen.

Am Sonntag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) kann Spitzenreiter Leverkusen mit einem Sieg in Köln den Vorsprung vor dem amtierenden Meister auf dann zehn Punkte ausbauen.

sts

Bilder zur Partie SC Freiburg gegen FC Bayern München