Zum letzten öffentlichen Training der Freiburger am Donnerstagvormittag kamen rund 150 Menschen, darunter auch eine Kindergruppe, um sich vor allem von Streich zu verabschieden. Zuletzt waren an Feier- und Ferientagen mehrere hundert da.
Der scheidende SC-Coach könnte wohl schon ein ganzes Zimmer mit Geschenken füllen, die ihm überreicht wurden. Einige Flaschen Wein waren dabei, berichtete er, "aber was Leute mir gemacht, gebastelt oder geschneidert haben, das ist kaum zu glauben". Zusammen mit der emotionalen Verabschiedung nach dem Heimspiel gegen Heidenheim sei ihm "so viel Zuspruch, Nähe und Liebe" in den vergangenen Wochen teilweise "zu viel der Ehre" gewesen.
Als "wunderbar, berührend und ein Geschenk des Himmels" bezeichnete er das, "aber du brauchst auch fast alle Kraft, dem standzuhalten". Deswegen sei er auch "froh, wenn es vorbei ist - und ich wieder einigermaßen meine Mitte finden kann". Er bedankte sich für die vielen Präsente, hofft aber vor allem auf ein sportliches im letzten Spiel in Berlin. Schließlich hat es zuletzt zuhause trotz guter Leistungen und deutlich mehr Chancen gegen Wolfsburg (1:2) nicht gereicht, und gegen Heidenheim nur zu einem Punkt.
"Wann haben wir mal wieder ein Heimspiel am letzten Spieltag?"
Ausgangslage vor 34. Spieltag
Auswärts haben die Freiburger in der Rückrunde deutlich mehr Siege gesammelt (drei), im eigenen Stadion wurde nur Hoffenheim geschlagen, gleich zu Beginn im Januar. Trotzdem bedauert Streich, dass er mit seinem Team zum vierten Mal in Folge zum Abschluss auswärts antreten muss. "Wann haben wir endlich mal wieder ein Heimspiel am letzten Spieltag?", habe er sich gefragt, als der Spielplan veröffentlicht worden war. An der Alten Försterei traut er seinen Spielern aber zu, "dass sie sich nicht verstecken und sich zeigen". Letztlich hätten sie "nichts zu verlieren".
Der SC-Trainer trauert auch nicht den vielen vergebenen Punkten nach, mit denen die Freiburger ihre Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb schon sicher hätten. "Wir haben genau zum richtigen Zeitpunkt gewonnen, um nicht in negatives Fahrwasser zu kommen", erinnerte er an frühere Saisonphasen, "und wir hatten eine großartige Europacup-Saison". Das will seine Mannschaft auch mit dem künftigen Trainer Julian Schuster wieder erleben. "Die Jungs wollen die Saison vergolden", sagte Streich, "sie werden alles auf dem Platz lassen."
Ausfälle sind keine Erklärung
Dazu müssten sie allerdings effektiver sein als zuletzt, "und die eine oder andere Chance nutzen", und sich auch bei den offensiven Standardsituationen steigern. Die Stärke der Vorjahre kam in dieser Saison zu selten zum tragen, erklärte Streich. "Wir sind da momentan nicht gut, bei den Hereingaben und in der Mitte."
Das könne auch nicht nur mit den Ausfällen von Matthias Ginter und Philipp Lienhart erklärt werden. Die beiden kopfballstarken Verteidiger fehlen bereits seit Wochen, jetzt kommt mit Manuel Gulde (Muskelfaserriss) ein weiterer dazu. "Ich hoffe, dass wir am Samstag das Negative bei den Standards brechen können", sagte Streich, "jetzt haben wir nochmal die Möglichkeit, richtig einen rein zu wuchten und mit Überzeugung den Ball rein zu machen."
Um Platz acht zu verteidigen, der im Fall eines Leverkusener Pokalsiegs zum internationalen Geschäft reichen würde, bräuchte der Sport-Club einen Punkt. "Auf Unentschieden haben wir noch nie gespielt, das können und wollen wir auch nicht", betonte Streich, "wir wollen unbedingt gut spielen und gewinnen." Das wäre dann sicherlich eines der schönsten Abschiedsgeschenke für den 58-Jährigen.