Bundesliga

Raus aus der Achterbahn: Freiburg hält mal wieder die Null

Erleichterung bei Trainer Streich - Lob für das Kollektiv

Raus aus der Achterbahn: Freiburg hält mal wieder die Null

Zufrieden mit dem Auftritt seiner Defensive: SC-Coach Christian Streich.

Zufrieden mit dem Auftritt seiner Defensive: SC-Coach Christian Streich. IMAGO/osnapix

Der SC Freiburg sitzt in einer Achterbahn. Zumindest erwecken die jüngsten Partien diesen Auftritt. Auf ein enttäuschendes 0:5 in Stuttgart folgt eine gute Leistung gegen Dortmund - doch die Belohnung bleibt beim 2:4 aus. In der Europa League agiert die Mannschaft danach ungewohnt fehleranfällig, gewinnt aber irgendwie doch mit 3:2 bei Olympiakos Piräus. Wieder ganz anders der Auftritt beim 0:0 in Frankfurt. Endlich steht hinten mal wieder die Null, der Punkt geht in Ordnung.

Am vergangenen Freitag, am Tag der Heimreise aus Griechenland war die Achterbahn zumindest stimmungstechnisch aber nochmal kurz im freien Fall. Der SC machte eine Nachricht öffentlich, die intern für Bedrückung sorgte: "Christian Günter muss wegen einer Infektion seiner ursprünglich erlittenen offenen Unterarmfraktur längerfristig medizinisch und operativ behandelt werden." Ein harter Schlag. Mit 303 Bundesligaspielen ist er SC-Rekordspieler. Und seine 134 Liga-Startelfeinsätze in Serie von 2018/19 bis 2022/23 sind mit Abstand Topwert unter den aktuellen Bundesligaprofis.

Günters Fehlen bleibt eine Herausforderung

Das längerfristige Fehlen des Kapitäns bringt nun die Statik dieser gewachsenen Mannschaft ins Wanken. Streich und Co. müssen dabei mit dem Fluch von Günters guten Taten klarkommen. Da er über Jahre fast keine Minute verpasst hatte, war irgendwann kein Back-up mehr für diese undankbare Rolle zu bekommen. Streich wird über viele Wochen improvisieren müssen. 

Gegen Piräus wurde der gelernte Innenverteidiger Kenneth Schmidt am Rande der Viererkette postiert, offenbarte aber Unsicherheiten und rotierte wieder auf die Bank. Im Spiel eins nach der jüngsten Diagnose bei der Eintracht beorderte Streich wie bisher fast immer in dieser Saison Rechtsverteidiger Lukas Kübler auf die andere Seite und postierte eine Dreierkette. Die Eintracht wurde dennoch gerade anfangs oft über Küblers Seite gefährlich, zudem fehlten in der Offensive Günters Tiefenläufe.

Fürs Erste waren in Frankfurt alle Beteiligten aber erleichtert, dass nach der Flut an Gegentoren die Abwehr wieder auf dem Weg zur gewohnten Stabilität ist. Die zugegebenermaßen nicht gerade durchschlagskräftigen Hessen kamen in 90 Minuten nur zur drei nennenswerten Abschlüssen. "Es war ein kollektives, hartes Arbeiten. Wir waren insgesamt stabiler, kompakter, die Abstände waren nicht so groß, die Kette ist besser rausgeschoben. Wir haben alles reingehängt, was drin war im Tank. Das hat mich sehr, sehr gefreut", sagte ein sichtlich erleichterter Christian Streich.

Atubolu zeigt seine Können

Die weiße Weste dürfte auch dem zuletzt nicht immer sattelfesten Torhüter Noah Atubolu Auftrieb geben. Der 21- Jährige war der Rückhalt bei Freiburgs Punktgewinn und bei Fares Chaibis Distanzschuss in der ersten Hälfte ebenso zur Stelle wie kurz nach der Pause gegen Omar Marmoush.

Überhaupt stellte das Team die in Piräus gezeigten ungewohnt krassen individuellen Fehler wieder ab. "Wir haben direkt am Freitag, nachdem wir zurückgekommen sind, Videobesprechungen gemacht und es intensiv besprochen. In Piräus und hier zu bestehen, war für uns sehr wichtig ...", betonte Streich, dem ein Spiel aus den letzten Wochen noch immer nachgeht "... nach dem scheiß Spiel gegen Dortmund, dass du auf keinen Fall verlieren darfst, aber vier Tore bekommst."

Sallai diszipliniert wie nie

Dass die Achterbahn am Sonntag vorerst zum Stillstand gekommen ist, lag in der Defensive auch an der Geschlossenheit. Die Stabilität war nicht nur der Dreierkette zu verdanken. Ganz bewusst hob Streich Roland Sallai heraus. In Piräus agierter der Ungar im 4-2-3-1 noch als Offensivspieler, im 3-4-3 war er am Sonntag mit viel mehr Defensivaufgaben betraut.

"Er hat ein sehr diszipliniertes und zweikampfstarkes Spiel gemacht. Das war das disziplinierteste Spiel, was der Roland auf der Position gespielt hat, seitdem er bei uns ist", betont der Trainer. Wie blöd, dass der 26-Jährige kein Linksfuß ist und zumindest an Tagen mit der Dreierkette die Günter-Position auf der linken Schiene beackern kann. Denn die Vertretung des Kapitäns bleibt eine Herausforderung.

Moritz Kreilinger, CSL

Bilder zur Partie Eintracht Frankfurt gegen SC Freiburg