Bundesliga

Eintracht Frankfurt: Für Ngankam"fühlt es sich noch komisch an"

Neuland für den gebürtigen Berliner nach Hertha-Abschied

Ngankam bei der Eintracht: "Es fühlt sich noch komisch an"

Neu in Frankfurt: Jessic Ngankam.

Neu in Frankfurt: Jessic Ngankam. IMAGO/Kessler-Sportfotografie

Aus dem Frankfurter Trainingslager in Windischgarsten/Österreich berichtet Moritz Kreilinger

Es liegt keine einfaches Jahr hinter dem Berliner Jung. Aufgewachsen in Spandau und damit in unmittelbarer Nähe zum Westend und der Hertha, hatte der inzwischen 23-Jährige die alte Dame schon früh ins Herz geschlossen. Der Abstieg in die 2. Liga schmerzt also nicht nur aus sportlichen Aspekten. Zurückblicken möchte der Angreifer aber gerade nicht: "Ich bin nach Frankfurt gewechselt, um in die Zukunft zu blicken, ich will das Thema abhaken."

Fernab von der Heimat will Ngankam durchstarten, fernab von einer zuweilen auch etwas erdrückenden Erwartungshaltung. Der Deutsch-Kameruner war einer der Lichtblicke in der vergangenen Saison. Die Hinrunde verpasste er noch wegen einer Knieverletzung und einem folgenden Muskelfaserriss. Danach blühte er auf. Vier Tore und zwei Vorlagen steuerte er in der völlig verkorksten Hertha-Rückrunde bei. Der schnelle und zugleich robuste Stürmer wurde zum Hoffnungsträger. Wer sich aber wirklich von ihm allein den Klassenerhalt erhoffte, der verkannte die dramatische Lage in Berlin.

Die deutschen U21-Nationalspieler Jessic Ngankam (l) und Kilian Fischer (r) spielen im Trainingslager auf dem Platz;dahinter steht der deutsche U21-Nationaltrainer Antonio Di Salvo. Für die finale EM-Vorbereitung ist das Team im Trainingslager in Südtirol.

"Robust mit wahnsinnigem Torinstinkt": Ngankam verstärkt Frankfurt

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Den Ausschlag für den Wechsel zur Eintracht habe gegeben, "weil man hier nach vorne blicken kann. Man hat eine Zukunft, in der man sich zeigen kann". Man könnte diesen Satz auch als Spitze in Richtung Hertha interpretieren, doch das war sicher nicht Ngankams Intention. Viel mehr wirkte es wie ein Zeichen der Vorfreude. Der Ballast, den er durch die Situation bei der Hertha sicher spürte, ist abgeworfen.

Nach einem fußballerischen Leben in Blau-Weiß, das nur von einer Leihstation bei Greuther Fürth unterbrochen wurde, hat Ngankam die Folgen seines ersten Vereinswechsels aber noch nicht völlig verarbeitet. Er im Eintracht-Trikot? "Ich bin ehrlich: Gerade fühlt es sich noch etwas komisch an. Aber ich gewöhne mich daran."

Gewöhnung ist das Stichwort. Denn auch fußballerisch wird sich Ngankam anpassen müssen. Die Qualität seiner neuen Mitspieler spürte er direkt am Leib. "Das Tempo ist ziemlich hoch. Wenn man eine Minute im Kreis dem Ball hinterherrennen muss, merkt man schon, dass das Niveau ziemlich hoch ist", berichtet Ngankam lachend. Dem neuen dürfte helfen, dass er nicht mit überbordendem Respekt, sondern mit einer zuweilen etwas frechen Leichtigkeit in seine Rolle als Adlerträger startet. Zumindest erweckt er diesen Eindruck.

Vor dem Konkurrenzkampf in der durchaus prominent besetzten Offensivabteilung schreckt er nicht zurück, ganz im Gegenteil. Er bezeichnet ihn als "cool". Er freut sich darauf, weil er sich dann weiterentwickeln müsse. Ngankam will sich nicht verstecken: "Kolo Muani ist schon schnell, aber ich denke, dass ich auch schnell bin." Der U-21-Nationalspieler könnte als Teil einer möglichen Doppelspitze neben dem Franzosen agieren, fühlt sich aber genauso auf dem Flügel wohl.

Jessic  Ngankam   fotografiert  beim  Fußball  Testspiel  Spiel  SG Barockstadt  Fulda-Lehnerz   gegen  Eintracht Frankfurt   am   23.7.2023  in  Fulda

"Eine Minute im Eck": Ngankam betont hohes Tempo

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Was die Fans von ihn erwarten dürfen? "Ich denke, dass ich ein dynamischer Spieler bin, der körperlich robust ist, einen guten Abschluss hat und Bälle gut festmachen kann." Gelingt es Ngankam, seine Unbekümmertheit auf den Rasen zu transportieren, könnten sie in Frankfurt viel Freude an ihn haben. Doch auf seinem Weg hat der Offensivspieler noch das ein oder andere zu lernen.

Fehlschuss im Testspiel: "Der nächste geht rein!"

Dass er sich im letzten Testspiel bei der SG Barockstadt als quasi erste Handlung im SGE-Trikot den Ball nach einem Elfmeterpfiff schnappte und mit einem schwachen Abschluss vergab, war nicht unbedingt der glücklichste Start. Zumal er erst im Juni bei der U-21-EM seinen letzten Strafstoß vergab. Die Unbekümmertheit bringt also nicht ausschließlich positive Aspekte mit sich. Er selbst macht sich, was auch sonst, da keinen Kopf: "Der nächste geht rein!"

Auch mit den rassistischen Beleidigungen, die er und sein DFB-Kollege Youssoufa Moukoko nach den Fehlschüssen vom Punkt und dem Turnier-Aus in den sozialen Netzwerken über sich ergehen lassen mussten, geht der Youngster recht gelassen um. "Traurig, dass wir rassistisch gehatet wurden", sagt Ngankam. Doch die Sache ist für ihn abgehakt. "Als Spieler muss man da drüberstehen."

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