Bundesliga

Bonhof wettert: "Gräfe werde ich in Zukunft ablehnen"

Referee aus Berlin stellt sich auf bemerkenswerte Weise

Bonhof wettert: "Gräfe werde ich in Zukunft ablehnen"

Im Zwiegespräch: Referee Manuel Gräfe (vorne) mit Assistent Markus Sinn.

Im Zwiegespräch: Referee Manuel Gräfe (vorne) mit Assistent Markus Sinn. imago images

Es war die 45. Minute, die nach dem Dortmunder 2:0-Erfolg im Borussia-Park die Emotionen hochkochen ließ. Speziell Gladbachs Vizepräsident Bonhof war bedient. Doch was war passiert? Thomas Delaney hatte das Spiel toll eröffnet und Marco Reus auf dem linken Flügel mustergültig eingesetzt. Dessen erste Flanke ins Zentrum wurde noch geblockt, im zweiten Anlauf fand er aber Jadon Sancho, der auf 1:0 stellte. Referee Manuel Gräfe bekam einen Hinweis aus Köln und sah sich die Szene am Monitor nochmal an. Die entscheidende Frage: War der Ball vor der zweiten Reus-Flanke nicht schon mit vollem Durchmesser hinter der Torauslinie?

Reus hatte dazu eine klare Meinung. Bei "Sky" sah er sich die Szene an - und sagte sofort: "Aus." Es rang dem BVB-Kapitän aber auch ein Lächeln ab. Sein vielsagender Kommentar: "Wir stehen fast jedes Mal nach dem Spiel hier und diskutieren über den VAR. Für mich war er im Aus. Aber der Schiedsrichter hat so entschieden. Für uns war es Glück."

Mit weniger Humor sah es VfL-Vizepräsident Bonhof, der in der Mixed Zone wetterte: "Gräfe werde ich in Zukunft ablehnen. Ob das geht, weiß ich nicht. Aber solange ich hier etwas zu sagen habe, wird er uns nicht mehr pfeifen." Die Szene sei "spielbeeinflussend" gewesen. Denn: "Der Ball war klar im Aus." Gräfe und die Videoschiedsrichter in Köln hätten das Spiel beeinflusst.

"Du musst wertneutral pfeifen"

"Wenn du so ein Spiel hast, musst du wertneutral pfeifen. Das hat er aus meiner Sicht mehrmals im Borussia-Park nicht getan", schoss Bonhof in Richtung des Berliner Unparteiischen. Dieser stellte sich anschließend sehr souverän den Medienvertretern. Gräfe erklärte, dass er sich die Szene auf dem Platz nochmal angesehen habe, weil "das heute heute so ein wichtiges Spiel war, in dem es um Meisterschaft und Champions League ging".

Es sei der "Wunsch der Vereine und der Öffentlichkeit, dass es auf dem Platz entschieden wird". Natürlich seien "faktische Entscheidungen in Köln" zu treffen. Aber diesmal wäre das nicht möglich gewesen: "Auf Grund der Bilderlage war es noch immer eine knappe Entscheidung." Es habe im Borussia-Park leider "keine Torauslinienkamera" gegeben.

Ich glaube, er wird es morgen ein bisschen anders sehen.

Referee Manuel Gräfe

"Für den Assistenten, der genau auf der Seitenlinie stand, und das war sein größter Vorteil, war der Ball knapp nicht im Aus", so Gräfe über Linienrichter Markus Sinn. Für solche Situationen würden die Assistenten auf den Lehrgängen ausgebildet. "Für Köln war er auch noch auf der Linie. Aus unserer Sicht ist die Entscheidung richtig."

Den Ärger von Bonhof könne er dennoch nachvollziehen. "Absolut. Ich habe ja selbst früher gespielt", schob Gräfe hinterher. Bonhof sei ein "Top-Spieler gewesen und guter Funktionär". "Ich glaube, er wird es morgen ein bisschen anders sehen", so der Unparteiische. Mit ein wenig Abstand werde Bonhof diese Szene sicherlich mit "mehr Fairness, Respekt und Objektivität" bewerten. Aber es sei auch "jede Meinung erlaubt": "Auch wenn er morgen dabei bleibt, dann ist das so."

Gräfe: "Das muss der DFB und die Liga irgendwann entscheiden"

Eine wichtige Erfahrung für alle sei, dass die "Technik auch an Grenzen stößt". Das alles seien "Dinge, die weiterentwickelt werden müssen". Gräfe habe längst gemerkt, dass "die Spieler mittlerweile auch genervt sind". Seine Einstellung zum Thema Videobeweis: "Das muss der DFB und die Liga irgendwann entscheiden. Ob der Mehrwert an vermeintlicher Gerechtigkeit es wert ist, dafür dem Spiel etwas zu nehmen, was es über Jahrzehnte ausgezeichnet hat." Andererseits habe sich der Fußball eben "immer weiterentwickelt".

msc/jan

Bilder zur Partie Bor. Mönchengladbach - Borussia Dortmund