Bundesliga

Mit neuer Nummer: Atubolus "große Aufgabe" nach dem EM-Frust

Freiburgs Keeper bekommt wohl bald neuen Vertrag

Mit neuer Nummer: Atubolus "große Aufgabe" nach dem EM-Frust

Neue Herausforderungen warten: Freiburgs Torwart-Hoffnung Noah Atubolu.

Neue Herausforderungen warten: Freiburgs Torwart-Hoffnung Noah Atubolu. IMAGO/foto2press

Der SC-Sportdirektor und -Chefscout Klemens Hartenbach weilte selbst in Georgien, beobachtete intensiv die Gruppe A mit den Gastgebern, Portugal und den wie Deutschland enttäuschenden Holländern und Belgiern. Die ersten deutschen Spiele gegen Israel (1:1) und Tschechien (1:2), die das frühe Turnier-Aus schon fast besiegelten, schaute Hartenbach ebenfalls live. Mit Atubolu, Yannik Keitel, Noah Weißhaupt und Kenneth Schmidt stellte der Sport-Club schließlich den größten Block im EM-Kader des DFB.

Hartenbach spürte eine "brutale Enttäuschung"

Mit allen vier Freiburger Jungprofis unterhielt sich Hartenbach an der Schwarzmeerküste, spürte vor allem bei Atubolu eine "brutale Enttäuschung". Die deutsche Nummer 1 stand einige Wochen vor seiner bereits öffentlich verkündeten Beförderung zum Bundesliga-Stammkeeper besonders im Fokus, konnte den kontinentalen Talente-Wettstreit aber nicht für Eigenwerbung oder einen Gewinn an zusätzlichem Selbstvertrauen nutzen.

U-21-Quartett soll am 20. Juli ins Training einsteigen

"Jeder Torhüter wünscht sich ein Retterspiel", sagt Hartenbach im Gespräch mit dem kicker: "Noah hat sich aber bei der EM nicht groß auszeichnen können." Obendrein wirkte er mal unsicher, mal unglücklich - wie etwa beim Gegentor gegen Israel oder seinem fußballerisch anspruchsvollen, aber mitunter auch sehr risikoreichen Aufbauspiel.

Den in Georgien gesammelten Ballast gilt es schnell loszuwerden. "Nach ein paar Tagen Urlaub schüttelt er das ab", ist sich Hartenbach sicher. Atubolu solle sich nun zunächst einmal erholen nach erfreulichen, aber auch turbulenten und herausfordernden Wochen mit für ihn ungewohnter medialer Aufmerksamkeit. Wie seine drei Klubkollegen hat er drei Wochen Urlaub, stößt zum traditionell im österreichischen Schruns abgehaltenen, diesmal am 20. Juli startenden Sommertrainingslager wieder zur Mannschaft von Christian Streich.

Er wird einige Gelegenheiten bekommen, sich auszuzeichnen und auch mal ein Spiel zu retten.

Klemens Hartenbach

"Dann hat er eine große Aufgabe vor sich", sagt Hartenbach in Bezug auf die neue Rolle Atubolus, der zwar schon drei Profieinsätze - zwei im DFB-Pokal und einen in der Europa League -, aber noch keine Bundesligapartie absolviert hat. "Er wird in unserer Saison mit drei Wettbewerben einige Gelegenheiten bekommen, sich auszuzeichnen und auch mal ein Spiel zu retten", betont der Sportchef, der als Keeper unter anderem zehn Zweitligaspiele für den SC bestritt.

Der eine oder andere Fehler ist einkalkuliert

Die Freiburger Verantwortlichen sind ansonsten bemüht, die Erwartungen an das Eigengewächs zu dämpfen, ihm Druck zu nehmen. Die Fußstapfen des nach Brentford gewechselten Mark Flekken in einem zum zweiten Mal in Serie in der Europa League vertretenen Team sind groß. Das ist allen beim SC bewusst, der eine oder andere Fehler, der dem jungen Keeper womöglich unterlaufen wird, deshalb einkalkuliert.

Warum Atubolu eine deutsche Torwarthoffnung ist

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Dennoch: Vorschusslorbeeren gab es bisher reichlich für Atubolu, der nicht wegen der anrührenden Aufsteigerstory eines in einem Freiburger Problemviertel aufgewachsenen jungen Fußballers befördert wurde, sondern wegen seiner Fähigkeiten und seines Potenzials. Seit dieser Woche ist zudem klar, dass der bisher mit der 21 aufgelaufene Atubolu auch mit der passenden Rückennummer in die neue Saison startet. Die 1 hat er von Benjamin Uphoff übernommen, der sich künftig als Nummer drei hinter Rückkehrer Florian Müller einreiht.

Kühlen Kopf bewahren - auch wenn der Vertrag angepasst wird

Der Weg ist also geebnet für Atubolu, der sich fortan auf seine Stärken besinnen und trotz des aufregenden Drumherums einen kühlen Kopf bewahren sollte. Auch, wenn wie zu erwarten ist, im Verlaufe des Sommers sein erst im Oktober 2022 verlängerter Vertrag abermals vorzeitig ausgedehnt und auch gehaltstechnisch an seine neue Rolle angepasst wird.

"Die Erwartungshaltung ist mir ehrlich gesagt relativ egal", betonte Atubolu im kicker-Interview Mitte Juni in Bezug auf sein Ansehen als eine der großen deutschen Torwarthoffnungen für die Ära nach Manuel Neuer. Er wolle vor allem sich und seine Trainer überzeugen, seinen Weg konsequent weitergehen. Auch bei Rückschlägen.

Ich werde auch weiter mutig spielen.

Noah Atubolu

Das bekräftigte er in Georgien kurz nach der finalen 0:2-Niederlage gegen England: "Ich will mutig spielen, werde auch weiter mutig spielen, auch wenn deswegen mal eine Unsicherheit dabei ist. Ich bleibe meiner Spielart treu." Ab August will er sich mit diesem Stil erfolgreich in der Bundesliga behaupten.

Carsten Schröter-Lorenz

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