U 21

Atubolu: "Die Erwartungshaltung ist mir egal"

Gehört dem Freiburger die Ära nach Neuer und Co.?

Atubolu: "Die Erwartungshaltung ist mir egal"

Freiburgs Noah Atubolu nimmt die Rolle als Titelverteidiger und Mitfavorit bei der U-21-EM an.

Freiburgs Noah Atubolu nimmt die Rolle als Titelverteidiger und Mitfavorit bei der U-21-EM an. IMAGO/HMB-Media

Aus dem Trainingslager der U 21-Nationalmannschaft in Prad am Stilfserjoch berichtet Thiemo Müller

Die endgültige Entscheidung über seine Nummer 1 bei der anstehenden U-21-Europameisterschaft hält sich Bundestrainer Antonio Di Salvo noch offen. Im inoffiziellen Testspiel gegen die Schweiz unter Ausschluss der Öffentlichkeit am Freitagabend sollen alle drei Keeper noch einmal eine Bewährungschance erhalten. Passiert dabei nichts Außergewöhnliches, wird Di Salvos Wahl aber auf den Jüngsten des aktuellen Torhüter-Trios fallen: Noah Atubolu, der in der kommenden Saison auch beim SC Freiburg als Stammkeeper die Rolle des zum FC Brentford abgewanderten Mark Flekken übernehmen soll. Der 21-jährige gebürtige Freiburger, bestätigt denn auch Di Salvo, habe "aktuell die Nase vorn" gegenüber den jeweils zwei Jahre älteren Konkurrenten Christian Früchtl (Austria Wien) und Nico Mantl (Aalborg BK).

Parallelen zu Neuer springen ins Auge

Mit seinen auf 1,90 Meter verteilten 96 Kilogramm ist Atubolu nicht nur eine imposante Erscheinung, sondern auch ein ernsthafter Kandidat, in der traditionellen Torhüter-Nation Deutschland die viel beschworene Lücke hinter der Generation Manuel Neuer, Marc-André ter Stegen, Kevin Trapp perspektivisch zu schließen. Gerade die Parallelen zu Neuer springen regelrecht ins Auge angesichts von Atubolus Athletik, seiner fußballerischen Klasse und der Tatsache, dass er sich in seinem Heimatklub aus der Jugend bis zur Nummer 1 der Profis hochgearbeitet hat. Wie einst Neuer auf Schalke, so nun Atubolu in Freiburg. Während des U-21-Trainingslagers in Prad am Stilfserjoch (Südtirol) sprach Atubolu im exklusiven Interview mit dem kicker über die bevorstehende EM ebenso wie über seine persönlichen Perspektiven.

"Wir verfolgen die Mission, als neue U21 für Deutschland den Titel zu verteidigen."

Noah Atubolu

Dass Außenstehende nach dem Titelgewinn der DFB-Auswahl vor zwei Jahren nun gerne plakativ von der "Mission Titelverteidigung" sprechen, stört Atubolu nicht. Auch wenn Di Salvo zu Recht betont, dass es sich aktuell schließlich um ein gänzlich neu formiertes Team handle. Atubolus Einstellung zu dieser Diskussion lautet schlicht: "Ich empfinde uns als richtig, richtig gute Mannschaft. Wir verfolgen die Mission, als neue U 21 für Deutschland den Titel zu verteidigen. Das nehmen wir so gerne an." Mit Ansprüchen, die von außen an ihn herangetragen werden, geht der Youngster generell bemerkenswert gelassen um. Auch unter dem Aspekt, als prädestinierter Erbe von Neuer und Co. gehandelt zu werden. "Die Erwartungshaltung ist mir ehrlich gesagt relativ egal", sagt Atubolu, "ich habe eine Erwartung an mich selbst. Wenn ich mich überzeuge und der Trainer zufrieden ist, ist das das Wichtigste."

Mit Mentaltraining die einstigen Versagensängste besiegt

Die große Chance, die seine aktuelle Ausgangsposition beinhaltet, erkennt der Sohn eines Nigerianers und einer Deutschen gleichwohl: "Ich will natürlich das Bestmögliche aus meiner Karriere herausholen. Irgendwann mal Nationaltorwart für Deutschland zu werden, ist da schon von klein auf ein Ziel." Als entscheidenden Schritt für seinen steilen Werdegang in den letzten Jahren bezeichnet Atubolu eine "180-Grad-Wende im Kopf", nachdem er als Jugendlicher lange Zeit unter schweren Versagensängsten auf dem Platz gelitten habe. "Das war so, aber diese Angst ist komplett weg", schildert der Jungprofi. "Früher wollte ich perfekt sein, alles richtig machen. Bis ich irgendwann gecheckt habe, dass das überhaupt nicht möglich ist. Das zu lernen, war ein Prozess. Ich musste daran arbeiten, nicht mehr zu selbstkritisch zu sein." Unter anderem durch Mentaltraining, das der SC Freiburg zu U-17-Zeiten für ihn organisiert hatte. "Das hat mir sehr geholfen. Ich habe auch für mich viel meditiert, dadurch innere Ruhe gefunden."

Warum Atubolu bei seinem Torwartspiel das fußballerische Risiko liebt, wie er von seinen jahrelangen Erfahrungen als Straßenfußballer bis heute profitiert, an welchen Vorbildern er sich orientiert, welches emotionale Verhältnis er zu seinem Arbeitgeber pflegt und warum er dankbar ist, in einem Freiburger Problemviertel aufgewachsen zu sein, lesen Sie im Interview am Donnerstag in der Printausgabe des kicker oder hier im eMagazine.