Ein klein wenig verkehrte Welt herrschte am 23. Bundesliga-Spieltag in Leipzig vor. Ganz besonders in den ersten 45 Minute, als Gastgeber RB Leipzig deutlich mehr Betrieb machte, offensiv Druck ausübte und spielerisch klar überlegen war. Eines ging der Elf von RB-Coach Julian Nagelsmann, der nach dem 3:0 bei Hertha BSC, dem vierten Ligasieg am Stück, viermal wechselte (Mukiele, Upamecano, Kluivert, Nkunku für Angelino, Klostermann, Haidara und Hwang), aber ab: die richtige Torgefährlichkeit.
Möglichkeiten gab es aber trotzdem. Halstenberg, Dani Olmo (jeweils 8. Minute), der überhastet aus bester Lage feuernde Sabitzer (33.), der pfeilschnelle Kluivert (37., Sommer rettete) und Dani Olmo (45.+1) vergaben jedoch teils leichtfertigt.
Hofmann im Glück, Thuram mit der Schulter
Warum nun verkehrte Welt? Ganz einfach: Das im Vergleich zum ManCity-Spiel (0:2) auf sechs Positionen veränderte Gladbach (u.a. Lazaro, Embolo rein, Stindl, Plea raus), das oft die Bälle zu schnell und leichtfertig herschenkte, führte nach Abschnitt eins 2:0. Zunächst verwandelte Hofmann einen von Upamecano plump verursachten Elfmeter (Check gegen Embolo) mit Glück zur Führung - Gulacsi war dran, konnte den schwach geschossenen Ball aber nicht parieren (6.). Wenig später flankte Lazaro in die Mitte zu Embolo, dessen Kopfball von Thurams Schulter rechts ins Eck gelenkt wurde (19.). Und wenn Hofmann besser gezielt hätte, wäre sogar das 3:0 möglich gewesen (40.).
Bundesliga - 23. Spieltag
Nkunku macht das Spiel wieder heiß
Mit Wiederbeginn zeichnete sich ein ähnliches Bild: Die Fohlen beschränkten sich auf Defensivarbeit, verloren die Kugel regelmäßig viel zu schnell wie einfach - und fingen sich in Minute 57 das überfällige 1:2. Nachdem kurz zuvor RB-Joker Sörloth noch sein Tor wegen Handspiel aberkannt bekommen hatte (52.), bereitete er dieses Mal via scharfem Querpass für Nkunku vor. Der Franzose brauchte hierbei aus nächster Nähe nur noch abstauben (57.), Sommer hatte keine Abwehrchance.
Poulsen schreit lauthals auf
Kein Wunder, dass dieses 1:2 Folgen hatte und die Grundstimmung im Team der Sachsen noch weiter veränderte - und zwar hin in Richtung Dauerdruck. Das 2:2 sollte schnellstmöglich her, zumal Gladbach weiterhin nicht viel Konstruktives zusammenbrachte. Und das 2:2 fiel: Nach einem Steilpass von Upamecano ließ Poulsen erst absichtlich passieren, ehe er den Ball direkt wieder von Dani Olmo bekam. Der Däne schloss nun aus etwa 17 Metern flach ab, zielte genau und hatte Glück, dass die Kugel am Ende vom linken Innenpfosten reinging. Sommer konnte nichts mehr machen (66.). Torschütze Poulsen freute sich über sein Tor mit einem Urschrei.
Wer hätte das gedacht: Erst liegt RB Leipzig überraschend 0:2 gegen Gladbach zurück, um am Ende doch noch zu siegen. imago images
Joker Sörloth dreht das Spiel
Doch die Sachsen wollten verständlicherweise noch mehr, weil von größtenteils enttäuschenden Gladbachern auch mit Einwechselspielern wie Neuhaus, Kramer, Stindl oder Plea zu wenig kam. Doch zunächst kam der Gastgeber kurzzeitig nicht mehr richtig auf, ehe Sommer einen Forsberg-Freistoß an die Latte lenkte (77.) und außerdem vor dem einschussbereiten Sörloth rettete sowie Dani Olmo obendrein aus guter Lage verzog (83.). Danach schaffte die Elf vom Niederrhein erst etwas Entlastung, ehe es in der Nachspielzeit dramatisch wurde: Nach Flanke von Nkunku stieg Sörloth nach einem leichten Stoß in den Rücken von Lazaro hoch und drückte die Kugel mit dem Kopf zum umjubelten 3:2 ins Netz (90.+3). Der VAR schaltete sich in der Folge ein - und am Ende behielt das Gespann um Hauptschiedsrichter Manuel Gräfe die erste Entscheidung bei. Und so machte RBL an diesem Abend aus einem anfänglich überraschenden 0:2 einen verdienten 3:2-Erfolg.
Für beide Teams geht es bereits unter der Woche mit dem DFB-Pokal weiter: Leipzig, das mit diesem Bundesliga-Sieg an Meister und Tabellenführer Bayern (zwei Punkte Rückstand) drangeblieben ist, spielt am Mittwoch (20.45 Uhr) gegen Wolfsburg. Das weiter in der Liga hinter den Erwartungen zurückbleibende Gladbach hat einen Tag zuvor (20.45 Uhr) Roses zukünftigen Klub Dortmund zu Gast. In der Liga ist RB derweil am Samstag (15.30 Uhr) in Freiburg dran, die nunmehr seit fünf Bundesliga-Partien sieglosen Fohlen (zwei Remis, drei Pleiten) spielen zeitgleich gegen Leverkusen.