Bundesliga

VfL Wolfsburg: Niko Kovac geht auf Distanz zu seinem Team

Vernichtende Kritik des Wolfsburger Trainers an seinen Spielern

Kovac geht auf Distanz zu seinem Team

Übte deutliche Kritik an seinen Spielern: Wolfsburg-Coach Niko Kovac.

Übte deutliche Kritik an seinen Spielern: Wolfsburg-Coach Niko Kovac. picture alliance/dpa

Die Schallplatte klang eigentlich genauso wie vor zwei Wochen nach dem Wolfsburger 2:4 gegen den 1. FC Köln. Wieder einmal vermisste Trainer Niko Kovac die Grundtugenden bei seiner Mannschaft, die eine Woche nach dem ersten Saisonsieg in Frankfurt (1:0) beim 0:2 bei Spitzenreiter Union Berlin letztlich chancenlos war und vor allem offensiv ein erschreckend schwaches Bild abgab. "Wir sind einfach nicht bereit, die Basics, die man im Fußball braucht, Leidenschaft, Kameradschaft, die Mentalität, die Aufopferung an den Tag zu legen. Das fehlt mir", sagt Kovac und legt damit den Finger in eine seit langer Zeit klaffende Wunde, die er bislang selbst nicht schließen konnte.

"Arbeit, Fußball, Leidenschaft" - den Wolfsburger Klub-Slogan wünschen sich die Verantwortlichen auf dem Rasen, zu sehen bekommen sie in unschöner Regelmäßigkeit einfalls- und emotionsloses Gebolze und den Versuch, zumindest defensiv irgendwie eine Stabilität zu erzeugen. Was vor acht Tagen in Frankfurt gelang, in Berlin aber wieder einmal vor allem nach dem Seitenwechsel kläglich scheiterte.

Fußball ist nicht nur Hacke, Spitze, eins, zwei, drei.

Niko Kovac

Und so verharrt der VfL im Tabellenkeller unter seinem neuen Trainer, der noch deutlicher auf Distanz zu seinen Spielern geht als zuletzt. "Fußball ist nicht nur Hacke, Spitze, eins, zwei, drei", sagte Kovac auch in Richtung seines Stürmers Luca Waldschmidt, der mit einem misslungenen Hackentrick das 0:1 und damit die Niederlage einleitete. "Fußball ist Arbeit, vor allem, wenn du in anderen Sachen Defizite hast und limitierter bist." Zusammengefasst: Kicken können seine Spieler schon nicht, und kämpfen leider auch nicht. Kovac verzweifelt an seinem zur Verfügung stehenden Aufgebot, von dem er mit bitterer Miene sagt: "Wir haben den Kader, den wir haben."

Der für den nun drohenden Abstiegskampf offensichtlich nicht gemacht ist. Was die Alarmglocken rund um Wolfsburg noch lauter schrillen lassen muss. "Ich habe noch nie eine Mannschaft gesehen", sagt Kovac, "die unten war und sich spielerisch aus dieser Situation gelöst hat. So kannst du kein Spiel gewinnen." Es gehe um Leidenschaft, Kampfgeist, Wille, Teamspirit. "Das", so der Dauerwunsch des 50-Jährigen, "müssen wir an den Tag legen. Nicht nur einmal im Monat, sondern Woche für Woche."

"Notfalls spielen mein Bruder und ich"

Kovac gibt sich trotz aller selbst geäußerten Zweifel und seines vernichtenden Urteils über seine Spieler überzeugt: "Wir kriegen es hin, notfalls spielen mein Bruder und ich mit." Niko und Robert Kovac, der Trainer und der Co, die einst beim FC Bayern spielten. Ob diese Hinweise, wiederholt formuliert, ihrem Team helfen, ist zweifelhaft.

Thomas Hiete

Bilder zur Partie 1. FC Union Berlin - VfL Wolfsburg