Bundesliga

Kohfeldt: Keine Zukunftsgedanken, kein Traumfußball, keine Ausreden

Werder-Trainer sieht sich in der "großen Pflicht"

Kohfeldts neuer Fokus: Keine Zukunftsgedanken, kein Traumfußball, keine Ausreden

Drei Endspiele vor der Brust: Florian Kohfeldt.

Drei Endspiele vor der Brust: Florian Kohfeldt. Getty Images

Vor einer Woche noch war die Gesamtgemengelage natürlich eine ganz andere gewesen. Da hatte sich alles nur darum gedreht, ob Kohfeldt die Saison beim akut abstiegsbedrohten Klub überhaupt noch zu Ende bringen darf. Erst ein überzeugender Auftritt im zum Job-Endspiel für den 38-Jährigen erklärten DFB-Pokalhalbfinale gegen RB Leipzig brachte am vergangenen Freitag Gewissheit darüber, trotz des späten Ausscheidens in der Nachspielzeit der Verlängerung (1:2). Die Partie überzeugte die Werder-Verantwortlichen zumindest davon, die Sieben-Niederlagen-Serie in der Bundesliga in dieser Konstellation doch beenden zu können.

Kein klares Bekenntnis, aber ein Gespräch

Sollten die Bremer in den drei dort noch ausstehenden Spielen gegen Bayer Leverkusen am Samstag (15.30 Uhr), Augsburg und Mönchengladbach nicht einen erneuten Leistungseinbruch erleiden, darf der aktuelle Coach die Saison also wohl zu Ende bringen. Was darüber hinaus passieren soll, dazu wollen sich derzeit weder Klub noch Trainer positionieren. Während Sportchef Frank Baumann in der aktuellen Situation die Bedeutung einer "Geschlossenheit im Verein" hervorhob und aufgrund der Leipzig-Partie von "Zuversicht und Optimismus" sprach, sagte auch Kohfeldt: "Ich konzentriere mich jetzt nur auf das nächste Spiel, um mit Werder Bremen so schnell es geht die Klasse zu halten."

Bei den aber natürlich immer wieder auftretenden Fragen nach der Zukunft des noch bis 2023 an den Verein gebundenen Trainers wurde nun am Donnerstag auf ein Gespräch verwiesen, das nach der Spielzeit abgehalten werden soll, laut Baumann aber derzeit "nachgelagert" sei. "Ich habe mit Frank in dieser Woche einen Zeitplan besprochen", erklärte Kohfeldt. Bis es jedoch soweit sein wird, gebe es für ihn "kein links und rechts". Stattdessen sei es zunächst seine "große Pflicht, mich 24 Stunden nur damit zu beschäftigen", wie der Klassenverbleib gesichert werden kann. "Alles andere ist in meinen Gedanken nullkommanull präsent", so der Werder-Cheftrainer.

Selke, Füllkrug und Standards

Bei seiner aller Voraussicht nach letzten Rettungsmission wird Kohfeldt wohl weiterhin auf ein Sturmduo setzen, das in dieser Saison aufgrund diverser Verletzungszwangspausen nur selten zusammengespielt hat, bestehend aus: Niclas Füllkrug und Davie Selke. Wie schon im Pokal-Halbfinale würden die beiden laut Bremens Coach "eine enorme körperliche Präsenz auf den Platz bringen", die sich gerade bei umkämpften Bällen in vorderster Linie bezahlt machen dürfte. Auch bei Standardsituationen, denen Kohfeldt in den letzten drei Spielen eine nicht unwesentliche Bedeutung beimisst, versprechen zwei der kopfballstärksten Werder-Profis gewisse Erfolgsaussichten.

Denn so sehr der zurückliegende Pokalfight den Bremern zwar Auftrieb in Sachen Leistungsbereitschaft gegeben habe, so realistisch kann der Fußballlehrer jene 120 Minuten vom Freitagabend ebenfalls einschätzen: "Wir wollen nicht so tun, als hätten wir Traumfußball gespielt - das haben wir nicht", erläuterte Kohfeldt, "und ich glaube auch nicht, dass der jetzt auf einmal noch kommen wird."

Am Samstag gehe es hauptsächlich darum, dass die Spieler erneut "die Mentalität auf den Platz bringen", wie schon gegen RB Leipzig, seines Zeichens schließlich ein absoluter Bundesliga-Topklub, ebenso wie Bayer Leverkusen. Einen Spannungsabfall beim Wettbewerbs-Wechsel von Pokal auf Bundesliga versuchte Kohfeldt auf der Pressekonferenz am Donnerstag jedenfalls entgegenzuwirken, indem er "keinen großen Unterschied" bei Herangehensweise und Ausgangslage ausgemacht hatte - und seinen Profis damit explizit keine Ausreden zubilligte: "Das ist eine Aufgabe für die Mannschaft."

Tim Lüddecke

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