Bundesliga

Kellers bittere Kritik: "Dann ist es kein Zufall mehr"

Kölns Geschäftsführer glaubt weiter an den Klassenerhalt

Kellers bittere Kritik: "Dann ist es kein Zufall mehr"

Ernster Blick, ernste Lage: Kölns Geschäftsführer Christian Keller verfolgte die Pressekonferenz mit Timo Schultz und stellte sich danach selbst den Fragen der Journalisten.

Ernster Blick, ernste Lage: Kölns Geschäftsführer Christian Keller verfolgte die Pressekonferenz mit Timo Schultz und stellte sich danach selbst den Fragen der Journalisten. IMAGO/Nico Herbertz

Die Worte waren ungewohnt deutlich. "Wir sind zu Recht abgeschossen worden", sagte Christian Keller nach der 1:5 Niederlage des 1. FC Köln gegen RB Leipzig. Der Geschäftsführer Sport der Geißböcke hatte sich nach der Pressekonferenz den Kölner Journalisten gestellt und dabei kein Blatt vor den Mund genommen. "In den entscheidenden Zweikämpfen waren wir nicht da, haben uns an der Außenlinie mehrfach abkochen lassen. Dann reicht es gegen einen Gegner mit dieser Qualität nicht", lautete Kellers enttäuschtes Fazit.

Sechs Spiele in Folge wartet Köln nun schon wieder auf einen Sieg. Trainer Timo Schultz holte acht Punkte in den zehn Partien, seitdem er die Mannschaft Anfang Januar übernahm. Die Situation in der Tabelle bessert sich nicht, der Abstand auf die direkten Nicht-Abstiegsplätze betrug am Freitagabend weiter sieben Zähler. Richtige Aufbruchstimmung kam nur kurz auf, inzwischen ist der Klub schon wieder tief im Krisenmodus drin.

Platz 15 bleibt im Blick

"Wir sind mit der Zielrichtung ins neue Jahr gestartet, über dem ersten Strich zu stehen", sagt Keller. "Das ist der Relegationsplatz." Der Rückstand auf die Konkurrenz höre sich "vermeintlich viel an, aber du musst nur zweimal am Stück gewinnen. Dann sieht die Welt wieder ganz anders aus". Den direkten Klassenerhalt will Keller nicht abschreiben: "Dafür sind es zu viele Spiele."

Gegen Leipzig allerdings wurde perfekt sichtbar, wieso Köln so dramatisch dasteht. Und Keller zählte selbst auf, was seinem Team fehlt. "Zu viele individuelle Fehler in entscheidenden Situationen", habe das Team gemacht, monierte er. Der 47-Jährige führte exemplarisch Rasmus Carstensens Duell mit David Raum vor dem 1:3 an, bei dem sich Kölns Däne locker abschütteln ließ. "Ein ganz leichter Zweikampf" sei das gewesen, beim 1:4 dann ein "schlecht verteidigter Eckball", bei dem niemand den im Rückraum lauernden Amadou Haidara im Blick hatte.

Keller fehlen "die Basiselemente"

"Wir waren in vielen Spielen auf Augenhöhe", findet Keller, und meint damit unter anderem die Partien mit 1:1-Endstand gegen Wolfsburg, Hoffenheim und Stuttgart. Am Ende habe aber jeweils kein Sieg gestanden. "Wenn dir immer ein Tick fehlt, dann ist es am Schluss auch kein Zufall mehr", kritisiert der Geschäftsführer und bemängelte: "Und wenn der Tick so wie heute ist, dass du in den entscheidenden Momenten die Schärfe und Präsenz in den Zweikämpfen hast, sind das Basiselemente."

Die kommenden Kölner Aufgaben

Ist der Kader also einfach nicht gut genug, fehlt die Qualität? Die Defizite hatte er ja selbst aufgezählt. "Wenn wir solche Fehler machen, dann reicht es nicht", gibt Keller zu, betont aber auch: "Wenn wir von der Qualität her so unterlegen wären, spielen wir nicht in Stuttgart 1:1 und halten nicht gegen Leverkusen das Spiel lange offen (0:2 nach 75 Minuten in Unterzahl, Anm. d. Red.)." Genauso habe man ja auch gegen Hoffenheim und Stuttgart gepunktet.

Drei Punkte aber gab es in keinem der Spiele und am Freitagabend ein enttäuschendes Fazit über die zweite deutliche Niederlage in dieser Saison, nachdem der Effzeh bereits im Hinspiel mit 0:6 untergegangen war: "Ein enttäuschendes Ergebnis. Wir haben gegen einen Gegner verloren, der in einer anderen Liga spielt als wir." Keller meinte das mit Blick auf das Sportliche. Sein Klub ist aber in ernster Gefahr, dass Köln und Leipzig kommende Saison tatsächlich eine Liga von einander trennt.

Jim Decker