Football

Jets-Legende schimpft: "Ich hab genug von Zach Wilson gesehen"

Super-Bowl-Sieger zählt auch Head Coach Saleh an

Jets-Legende Namath schimpft: "Ich hab genug von Zach Wilson gesehen"

Ist der erfolgreichste Quarterback in der bisherigen Geschichte der New York Jets: Joe Namath.

Ist der erfolgreichste Quarterback in der bisherigen Geschichte der New York Jets: Joe Namath. Getty Images

Es hätte ein früher Showdown in der neuen NFL-Saison werden sollen. Doch daraus wird nichts. Anstelle von Patrick Mahomes vs. Aaron Rodgers heißt es im kommenden Sunday Night Game zu Week 4, wenn die Kansas City Chiefs als amtierender Super-Bowl-Sieger auf die New York Jets treffen: Patrick Mahomes vs. Zach Wilson.

Und man muss kein Prophet sein, wenn man bei diesem Duell an einen (klaren) Sieg der Chiefs, die an diesem Sonntag mit einem 41:10 über die Chicago Bears hinweggefegt sind und ihre Bilanz auf 2:1-Siege verbessert haben, denkt.

Dafür ist in erster Linie die Offensive der Jets verantwortlich. Denn mit Zach Wilson, der nach dem Achillessehnenriss von Rodgers in Week 1 gegen die Buffalo Bills (Spiel noch 22:16 gewonnen) direkt wieder als Starting Quarterback in New York übernommen hatte, verlor seine jüngsten beiden Partien als Verantwortlicher in der Pocket - in Dallas und gegen die Patriots.

Namath in Richtung von Wilson: "Das ist abstoßend"

zum Thema

Dabei erntete der 24-jährige Second Overall Pick des NFL-Drafts 2021, der ohnehin seit Anbeginn seiner Zeit im "Big Apple" keinen guten Stand hat, lautstarke Pfiffe. Was bei vier Interceptions, nur zwei Touchdown-Pässen und mageren 467 Passing Yards in seinen drei Einsätzen 2023 durchaus nachvollziehbar ist. Beim Vergleich mit New England an diesem Sonntag führte Wilson seine auf dem Papier absolut fähige Offense nur zu drei Punkten und 61 Total Yards in den ersten neun (!) Drives. Am Ende des Tages brachte er nur 18 von 36 Zuspielen an den Mann - für schwache 157 Yards und keinen Score. Dazu passierte auch noch ein Safety. Das einzig Positive: kein Turnover.

In Joe Namath, der inzwischen 80-jährigen Quarterback-Legende der Jets, löste das Fassungslosigkeit und Wut aus.

Denn im Gespräch in der "Michael Kay Show" auf "ESPN New York Radio" sagte der Super-Bowl-Sieger von 1968/69 (der bislang einzige große Triumph der New Yorker) unter anderem: "Ich habe nichts Positives aus dem Spiel mitgenommen. Es war furchtbar."

Regelrecht eingeschossen hatte sich Namath dabei auf Spielmacher Wilson, der für ihn schlicht nicht mehr tragbar ist: "Ich würde ihn nicht behalten. Ich habe genug gesehen von Zach Wilson." Vor allem der erste von insgesamt drei kassierten Sacks, als der junge QB einfach ohne gegnerische Berührung zu Boden gesunken war, erzürnte den Hall of Famer mit dem Spitznamen "Broadway Joe". Quasi direkt in Richtung Wilson formulierte er: "Du setzt dich einfach hin? Du setzt dich bei einem Play hin? Du gehst einfach so zu Boden? Was ist da passiert? Ich dachte, du versuchst zu gewinnen und Plays zu machen. Du gibst ein Play aber stattdessen einfach auf? Was ist da los? Das ist abstoßend."

Saleh vertraut weiterhin auf Wilson

Zach Wilson (li.) und Robert Saleh

Zach Wilson darf sich für den Moment noch glücklich schätzen: Jets-Trainer Robert Saleh (re.) vertraut auf ihn. IMAGO/USA TODAY Network

Während seiner Schimpftirade kam Namath aber nicht nur auf Wilson, der neben Tim Boyle (28) und dem nun verpflichteten Free Agent Trevor Siemian (31) der einzige QB aktuell im Kader ist, zu sprechen. Auch Head Coach Robert Saleh, der mit der Pleite gegen die Patriots in seinem dritten Jets-Jahr auf die Bilanz von 12:25 sank, bekam zusammen mit General Manager Joe Douglas sein Fett weg: "Diese Leute wählen nicht die richtigen Spieler aus. Sie machen keinen guten Job, was Coaching angeht. Das ist offensichtlich." Daher sei es Zeit, "einige Leute loszuwerden und neue reinzuholen." Es müsse für ihn alles auf den Kopf getreten werden - "von oben bis unten".

Mit seiner Wutrede dürfte Namath vielen Anhängern der "Gang Green" aus dem Herzen gesprochen haben. Denn nach dem tragischen Verlust von Rodgers, der aufgrund einer speziellen OP-Variante im Optimalfall zu den Play-offs im Januar zurückkehren könnte (sollte die Endrunde von den seit 2010 auf die K.-o.-Runde wartenden Jets überhaupt erreichen werden), macht sich auch unter der Anhängerschaft immer mehr Frust breit. Durch viele Kommentare in sozialen Netzwerken und eben durch die Pfiffe im Stadion wird mehr und mehr klar, dass eine nicht kleine Masse Wilson nicht mehr als New Yorks Starting Quarterback sehen will.

Es ist noch eine lange Saison.

Aaron Rodgers

Doch für dem Moment scheint es eben noch weitergehen. Einerseits, weil es aktuell wohl keine große Lösung zu geben scheint - und andererseits, weil Wilson (noch) das Vertrauen genießt. Cheftrainer Saleh unterstrich erst am Montag zum wiederholten Male, dass der 24-jährige Spielmacher weiterhin auflaufen werde. Er nannte ihn einen "deutlich verbesserten" Spieler im Vergleich zur Vergangenheit (nur 15 Passing TDs und 18 Int. in seinen ersten beiden Jahren) und bezeichnete ihn als seinen "unbestrittenen Quarterback".

Und der verletzte Rodgers sagte in der "Pat McAfee Show" auch noch etwas: Er wünsche sich, dass die gesamte Jets-Gemeinschaft zusammenhalte - speziell die Fans und ehemalige Spieler. Denn diese Form von Generalkritik helfe der aktuellen Situation nicht. So sei am Ende des Tages "viel zu viel Negativität aktuell angesagt und die Welt geht bereits unter nach drei Wochen. Es ist noch eine lange Saison."

mag

Extreme Play-off-Dürrephasen in der NFL: Wer hat am längsten gewartet?