Bundesliga

Kommentar: Hoeneß macht beim VfB Nägel mit Köpfchen

Kommentar

Hoeneß macht Nägel mit Köpfchen

Ist sich treu geblieben: Sebastian Hoeneß.

Ist sich treu geblieben: Sebastian Hoeneß. imago images

Am Donnerstag ließ Sebastian Hoeneß zwischen den Zeilen durchblicken, dass ein Abschied aus Stuttgart unwahrscheinlich erscheint. Er denke nicht, "dass der Weg mit dem VfB am Ende der Saison zu Ende ist". Am Freitag hat der Stuttgarter Cheftrainer Nägel mit Köpfen gemacht. Besser gesagt: Nägel mit Köpfchen. Die Vertragsverlängerung bis 2027 ist nicht nur ein schlichtes Bekenntnis zum VfB Stuttgart. Es ist ein Zeichen seiner Persönlichkeit.

Der 41-Jährige gehört zu der Spezies Trainer, die sich nicht verstellen. Weder gewollt noch ungewollt. In den vergangenen Wochen, in denen ihn der Boulevard und sämtliche TV-Anstalten mit vermeintlichen Wechselgedanken - ob zum FC Bayern, zu Bayer Leverkusen oder Borussia Dortmund - durch die Straßen getrieben haben, blieb Hoeneß stets Hoeneß: unaufgeregt und freundlich, obwohl sichtlich von dem Thema und den in unterschiedlichsten Formen sich wiederholenden Fragen genervt.

Die Narbe aus Hoffenheim schmerzt Hoeneß bis heute

Zum einen aus der Position der Stärke heraus. Die sportliche Bilanz des gebürtigen Münchners, der den VfB vor elf Monaten auf dem letzten Tabellenplatz übernahm, ihn in die Relegation und zum Klassenerhalt und jetzt in die Champions-League-Ränge geführt hat, lässt sich nur als sensationell bezeichnen. Zum anderen hat Hoeneß erlebt, wie schnell sich der Wind in der Steppe Bundesliga drehen kann. Nach einem sehr gelungenen Beginn bei der TSG Hoffenheim verlor er nach einem Rückfall in Zeiten der tabellarischen Bedeutungslosigkeit erst den Rückhalt und dann seinen ersten Posten in der Erstklassigkeit. Eine Narbe, die bis heute schmerzt. Ihn aber auch daran erinnert, nicht nur Demut zu fordern, sondern diese auch zu leben.

STUTTGARD, GERMANY - AUGUST 19: Serhou Guirassy of VfB Stuttgart and head coach Sebastian Hoeness of VfB Stuttgart gestures during the Bundesliga match between VfB Stuttgart and VfL Bochum 1848 at MHPArena on August 19, 2023 in Stuttgart, Germany. (Photo by Harry Langer/DeFodi Images via Getty Images)

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Der Mann, der immer davon spricht, keinen Karriereplan zu verfolgen, hat durchaus ein Konzept. Sportlich deutlich erkennbar, was den VfB zu einem Topteam gemacht hat. Persönlich mit dem Ziel, irgendwann auch mal Größen wie den Rekordmeister aus dem Süden, den sich anbahnenden Meister aus dem Westen oder dessen Nachbarn in Schwarz-Gelb zu übernehmen.

Hoeneß weiß, dass die Chance, die sich möglicherweise in diesem Sommer hätte bieten können, wiederkommt. Egal, bei welchem Topklub. Erfolgreiche Arbeit vorausgesetzt. Die familiären Bande an die Säbener Straße sind dick wie Schiffstaue - doch in diesen stürmischen Zeiten, in denen auch Ausnahmetrainer wie Julian Nagelsmann oder Thomas Tuchel an der Isar eine Havarie erleiden, auch eine Belastung für das Haus Hoeneß. Wenn Onkel Uli im Misserfolgsfall mit dem Neffen brechen müsste, würde dies auch auf Bruder Dieter ausstrahlen.

Warum Hoeneß nicht viel falsch machen kann

Mit VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth, der die Verpflichtung von Hoeneß im Frühjahr 2023 forcierte, und dessen Rückendeckung kann der Chefcoach in Ruhe die nächsten Schritte seiner jungen Karriere gehen. Gemeinsam hat man eine der spannendsten Mannschaften Europas aufgebaut. Noch kämpfen sie und der Traditionsklub mit finanziellen Altlasten. Doch die sportliche Perspektive ist vielversprechend und obendrein lukrativ.

Hoeneß kann nicht viel falsch machen. Der VfB bietet in diesen Tagen alles, was er benötigt, um sich als Toptrainer nicht nur kurz- oder mittel-, sondern auch langfristig zu etablieren. Und seien wir mal ehrlich: Es wäre überraschend, wenn sich der 41-Jährige wie so viele seiner Spieler - etwa Waldemar Anton, Enzo Millot, Chris Führich, Hiroki Ito oder Dan-Axel Zagadou und andere - keine Ausstiegsmöglichkeit hätte zusichern lassen.

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