2. Bundesliga

Herz und Seele: Stindl lässt Träume reifen

KSC-Rückkehrer ragt gegen Liverpool heraus

Herz und Seele: Stindl lässt Träume reifen

Dreh- und Angelpunkt des Karlsruher Spiels gegen Liverpool: Rückkehrer Lars Stindl.

Dreh- und Angelpunkt des Karlsruher Spiels gegen Liverpool: Rückkehrer Lars Stindl. IMAGO/Jan Huebner

34.000 Zuschauer sorgten bei der Premiere des ausgebauten Karlsruher BBBank Wildparkstadions am Mittwochabend für absolutes Bundesliga-Flair. "Eine fantastische Atmosphäre", schwärmte nicht nur KSC-Coach Christian Eichner. Und auf dem Rasen ließen die Schützlinge des Fußballlehrers trotz der 2:4-Niederlage im Testspiel gegen den FC Liverpool die Träume der Fans weiter reifen. Schließlich brachen die Badener erst nach fast komplettem Personalwechsel in der Schlussphase ein.

Im Mittelpunkt der Ovationen: Rückkehrer Lars Stindl (34), der sich auf der Zehnerposition direkt als Herz und Seele des KSC-Spiels einführte - und dabei die ganze Bandbreite seiner offensichtlich weiterhin erstklassigen Qualitäten zeigte.

Selbst Klopp ist verzückt: "Schön, dass ich dabei sein durfte"

"Lars verleiht unserem Spiel nochmal eine ganz neue Note", bestätigt Mittelstürmer Fabian Schleusener. "Er macht uns als Mannschaft insgesamt besser, das kann man schon so sagen." Das findet auch Eichner, ohne Stindl im Vergleich zu den natürlich ebenfalls beteiligten Kollegen überhöhen zu wollen. Aber, so der Coach: "Mit der Ankunft von Lars wurde auch im Training der Fokus noch einmal geschärft und das Niveau gehoben."

Stindl feiert Traum-Comeback - Vorfreude auf eine "richtig interessante" 2. Liga

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Der spektakulärste Hammer: Stindls Volley-Abnahme zum zwischenzeitlichen 1:1, knapp hinter der Strafraumgrenze nach einer perfekt getimten Freistoß-Flanke von Marvin Wanitzek. Das wirkte einstudiert, war aber eine "relativ spontane Aktion" der beiden Top-Techniker, wie Stindl anschließend preisgab. Und selbst Liverpool-Coach Jürgen Klopp schnalzte angesichts dieses "Tor des Mo-nats" mit der Zunge: "Lars Stindl kehrt zurück und macht diesen Treffer - schön, dass ich dabei sein durfte."

Die Grätsche gegen Darwin als i-Tüpfelchen

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Nicht minder herausragend: Stindls Vorarbeit zum 2:1, als der Routinier den Ball im zentralen Mittelfeld zunächst artistisch unter Kontrolle brachte, um mit dem nächsten Kontakt für Sebastian Jung den Raum auf der halbrechten Bahn zu öffnen. Jung startete durch und schloss unwiderstehlich ab. Generell bewies Stindl mit vielen intelligenten Aktionen am Ball fast bei jeder Gelegenheit: Er ist wie erhofft der Spieler, der die Kollegen besser machen und damit das Team auf ein höheres Niveau heben kann.

Seine womöglich eindrucksvollste Aktion lieferte das KSC-Eigengewächs freilich kurz vor der Pause mit einer Grätsche gegen Darwin ab. Als letzter Mann stoppte Stindl in bester Innenverteidiger-Manier den LFC-Stürmer, der sonst auf und davon gewesen wäre. "Bei den meisten Leuten bleibt sicher eher das Tor haften", erklärte der Spielmacher anschließend. "Aber solche Aktionen, die der Mannschaft Stabilität geben, sind im modernen Fußball extrem wichtig."

Wir müssen immer wieder investieren, was die 2. Liga von uns fordert.

KSC-Coach Christian Eichner

Was wiederum ganz in Eichners Sinne war. An der fußballerischen Klasse seiner Mittelfeldraute in Person von Stindl, Wanitzek, Paul Nebel und Jerome Gondorf besteht ohnehin keinerlei Zweifel. Aber: "Wir müssen immer wieder auch investieren, was die 2. Liga von uns fordert", schreibt der Trainer seinen Technikern ins Stammbuch. "Daran arbeiten wir deshalb auch mehr als an den Themen mit Ball."

Generell hatte der Zweitligist gegen den letztjährigen Tabellenfünften der Premier League defensiv einige Mühe, gerade im zweiten Abschnitt. Doch konnte sich so Keeper Patrick Drewes, ablösefrei vom SV Sandhausen gekommen, prompt als starker Rückhalt auszeichnen. Der 30-Jährige hielt sein Team sogar lange in Führung, war aber bei den späten Gegentreffern chancenlos. Auch wenn er "den Jungs das Unentschieden gegönnt hätte", schien Eichner letztlich gar nicht unglücklich über den finalen Euphorie-Dämpfer.

Eichners witziger Konter auf Klopps Kritik am Rasen

Ebenso übrigens wie Kollege Klopp, der ulkte: "Ich hatte zwischendurch Angst, dass der KSC gewinnt. Nicht weil es für uns so schlimm gewesen wäre - aber ich habe mal mit Mainz 5:0 gegen Liverpool gewonnen und bin dann abgestiegen. Da dachte ich: Das muss für den KSC ja nicht unbedingt sein…"

Ernsthaft verstimmt war Klopp allerdings über den Zustand des Spielfelds, empfahl den zuständigen Verantwortlichen der Stadt sogar spöttisch "einen Hochschul-Kurs" in Rasenpflege. Was Kollege Eichner lachend konterte: "Für uns war der Rasen heute großartig. Jürgen Klopp war halt noch nicht im Dezember hier…"

Thiemo Müller

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