Viele Mittelfeldgeplänkel
Hannovers Trainer Tayfun Korkut tauschte nach dem 1:1 beim 1. FC Köln gleich viermal Personal: Andreasen, Prib, Sakai und Schulz begannen für Bittencourt (Bank), Hirsch, Sané (beide nicht im Kader) und Joao Pareira (Gelb-Rot-Sperre). Stuttgarts Coach Huub Stevens brachte nach der 2:3-Heimniederlage gegen Borussia Dortmund drei Neue: Gentner, Ginczek und Maxim standen für Baumgartl (Infekt), Gruezo und Hlousek (beide Bank) in der Startelf.
Beide Mannschaften gingen nur ein dosiertes Risiko ein und taten sich schwer im Spielaufbau: Hannover setzte auf Pressing und lief den VfB schon früh an. Stuttgart stand tiefer, machte dafür aber die Räume entsprechend eng. So wurde sich in der Hoffnung auf Lücken lange belauert. In den Strafräumen kam es nur zu handgezählten Aktionen: Prib (2.) und Andreasen (8.) verbuchten erste Halbchancen für 96, bei Stuttgart köpfte Werner eine Gentner-Flanke knapp rechts neben den Pfosten (15.).
Stuttgarts Fehler laden Hannover ein
Der 23. Spieltag
Rein spielerisch blieb die Partie aber ein Offenbarungseid. Aufgrund zahlreicher Fehlpässe auf beiden Seiten, konnte kaum Durchschlagskraft entwickelt werden. Zwei Abwehrfehler der Schwaben hätten die Niedersachsen aber trotzdem beinahe in Führung gebracht: Erst verlor Niedermeier den Ball als letzter Mann gegen Joselu, doch der anschließende Heber des Spaniers rauschte über das Tor (21.). Danach spritzte Stindl bei einem schwachen Rückpass von Serey Dié dazwischen und servierte quer zu Joselu, der an einem starken Ulreich-Reflex scheiterte (35.).
Auf der anderen Seite kam auch Stuttgart zu einer zwingenderen Chance: Maxim dribbelte in den gegnerischen Strafraum und legte dann für Gentner ab, dessen wuchtiger Schuss aus 15 Metern aber gerade noch vom entgegenhechtenden Schulz knapp über die Latte abgefälscht wurde (25.). Ansonsten neutralisierten sich beide Teams über weite Strecken im Mittelfeld. Das Selbstvertrauen hatte bei den jeweils noch sieglosen Mannschaften im Jahr 2015 spürbar gelitten. Leistungsgerecht ging es torlos in die Halbzeitpause.
Gentner bricht den Bann
Viele Zweikämpfe: Hier duellieren sich Hannovers Christian Schulz (l.) und Stuttgarts Martin Harnik. picture alliance
Auch nach dem Seitenwechsel schien zunächst nicht viel zusammen zu laufen. Ein Abwehrfehler der Hannoveraner aber löste dann den Tor-Bann: Gentner "löffelte" die Kugel Richtung Strafraum, wo Hiroki Sakai im Luftduell mit Werner schwach nach links klärte. Dort hatte Gentner plötzlich freie Bahn und traf mit einem Linksschus zum 1:0 (52.). Die Antwort der Roten kam postwendend: Prib schoss aus 16 Metern zentraler Position haarscharf am rechten Pfosten vorbei (54.).
Nun hatten die Schwaben spürbar Selbstvertrauen getankt und wirkten in der Folge leichtfüßiger. Phasenweisen sollten sogar einige Kombinationen funktionieren. Korkut reagierte deshalb und brachte in einem Doppelwechsel mit Kiyotake und Bittencourt frische Offensivkräfte (61.). Diese Maßnahme zeigte Wirkung, denn plötzlich erarbeitete sich 96 Chancen: Albornoz schloss vom linken Strafraumeck ab, Ulreich lenkte den tückischen Schuss gerade noch mit den Fingerspitzen an die Latte (65.). Auch der VfB meldete sich noch einmal zu Wort: Gentner umkurvte nach feinem Maxim-Pass Zieler und chippte die Kugel aufs Tor - Schulz rettete per Kopf noch vor der Linie (68.).
Stindl triff, dann wird's bunt
Diese vergebene Chance sollte sich rächen: Nach einer Flanke von links legte Joselu im Sechzehner per Kopf quer zu Stindl ab, der aus fünf Metern ungedeckt zum 1:1 einschoss (70.). Der Ausgleichstreffer gab Hannover einen Schub. Nun hatten die Niedersachsen Oberwasser und kamen zu Chancen durch Joselu (74.) und Bittencourt (84.). Tore sollten keine mehr fallen, dafür wurde es aber noch richtig bunt: Stindl sah nach einem absichtlichen Handspiel Gelb und rückte daraufhin den Ball nicht raus. Also stand der 96-Kapitän Kopf-an-Kopf mit Harnik und ging nach einer leichten Kopfstoßbewegung des VfB-Angreifers zu Boden. Das Resultat: Stindl sah Gelb-Rot, Harnik sogar glatt Rot (90.+1). Auch Joselu, der sich in der folgenden Rudelbildung zu einem Schubser hinreißen ließ, kassierte noch Gelb. Danach passierte nichts mehr.
Hannover genießt auch am nächsten Samstag (15.30 Uhr) wieder Heimrecht. Zu Gast in der HDI Arena ist dann der FC Bayern München. Stuttgart ist bereits am Freitag (18.30 Uhr) gefordert und empfängt Hertha BSC.