Bundesliga

Haberer? "Konkurrenzsituation hat sich nicht zu seinen Gunsten entwickelt"

Freiburgs Sportdirektor Hartenbach über die Lage des U-21-Europameisters von 2017

Haberer? "Konkurrenzsituation hat sich nicht zu seinen Gunsten entwickelt"

Zukunft unklar: Janik Haberer.

Zukunft unklar: Janik Haberer. imago images/Passion2Press

Die Idee war gut, in der Umsetzung gesellte sich Glück dazu. Janik Haberer wollte in der Nachspielzeit des Spitzenspiels bei den Bayern einen vertikalen Pass von Vincenzo Grifo mit einem Kontakt am Gegner vorbeilegen. Der Ball prallte bei der Aktion von Freiburgs Mittelfeldspieler an Münchens Verteidiger Tanguy Nianzou, zurück zu Haberer und ihm in den Lauf. Die Bahn war frei, ein satter, halbhoher, präziser Abschluss neben den langen Pfosten - da war selbst Weltstar Manuel Neuer machtlos.

Das Tor zum 1:2 kam für Freiburg zwar zu spät, um einen Punkt aus München zu entführen, der Schütze aber setzte nach langer Zeit mal wieder ein Zeichen. Es war Haberers erster Treffer seit Februar 2020. Der U-21-Europameister von 2017, der seit seiner Ankunft im Sommer 2016 vier Jahre zum SC-Stammpersonal gezählt hatte, flog zuletzt unter dem Radar.

"Es war keine einfache Zeit, wozu er seinen Teil beigetragen hatte", sagt Sportdirektor Klemens Hartenbach. Kurz gefasst: Haberer sah sich schon lange zu Höherem berufen, kündigte in der Kabine zum Sommer 2020 seinen Weggang an. Es gab Verwirrspiele um seine Vertragslaufzeit, interne Irritationen. Ein Wechsel erfolgte nicht. Vor allem, weil sich Haberer im Juni 2020 einen Wadenbeinbruch und einen Syndesmoseanriss zuzog, der auf seinen Wunsch erst im Oktober kommuniziert wurde. Sein Stellenwert sank deutlich.

Haberer zeigt, dass er wichtig sein kann

Nach der Reha setzte ihn Trainer Christian Streich von Januar 2021 bis Saisonende zwar noch 14-mal ein, jedoch nur sechsmal länger als 30 Minuten (kicker-Notenschnitt 4,5). Im Sommer folgten laut Hartenbach "tadellose Gespräche" zur Aufarbeitung. Der Sportdirektor attestiert ihm seitdem "ein super Verhalten im Team". Nur: "Die Konkurrenzsituation hat sich nicht zu seinen Gunsten entwickelt, er ist trotzdem ein wichtiger Baustein, siehe das Bayern-Spiel", sagt Hartenbach.

Nicolas Höfler, Maximilian Eggestein und Yannik Keitel stehen im zentralen Mittelfeld aktuell vor Haberer. Bilanz diese Saison: Zwölf Pflichtspiele, viermal länger als 30 Minuten (kicker-Note: 3,75). Am Donnerstag zeigte Haberer beim 2:1-Testspielsieg in Karlsruhe als Startspieler neben Höfler phasenweise, dass er weiterhin ein wichtiges Kadermitglied für den SC sein kann. Er bereitete etwa den ersten Freiburger Treffer vor, kam selbst in Abschlusspositionen und half mit, das SC-Spiel nach einem lautstarken Streich-Kommando von der Seitenlinie wieder zu ordnen.

Vertrag läuft im Sommer 2022 aus

In der aktuellen Vierer-Konstellation würde Hartenbach daher gerne auch in die Saison 2022/23 starten. Er weiß aber auch: Die Nummer vier im Zentrum zu sein, das ist nicht der Anspruch des Mannes, dem Horst Hrubesch nach dem Junioren-Titel 2017 eine große Karriere zutraute. Was einen Abschied im Sommer 2022 wahrscheinlich macht. Dann endet Haberers Vertrag, der sich inzwischen nicht mehr von seinem Stiefvater Dietmar Kohli, sondern von der Agentur USG beraten lässt, die etwa Kevin Volland und Matthias Ginter sowie Christian Günter und weitere SC-Profis vertritt.

Als ablösefreier Profi mit der Erfahrung von 142 Bundesliga-Einsätzen (zehn Tore) hat Haberer noch ein gutes Standing im Markt. Auch wenn er noch nicht wieder die Dynamik und Topform früherer Tage erreicht hat, ist er für einige Bundesligisten oder ausländische Klubs interessant. Seine Freiburger Zeit würde dann nach sechs größtenteils erfreulichen Jahren enden. Den Schritt nach vorne hat zuletzt allerdings der Sport-Club gemacht.

Carsten Schröter-Lorenz

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