Bundesliga

FC Bayern München: Goretzka am Scheideweg

Wie meldet sich Bayerns Mittelfeldspieler im Sommer zurück?

Goretzka am Scheideweg

Welche Rolle spielt Leon Goretzka in der kommenden Saison beim FC Bayern?

Welche Rolle spielt Leon Goretzka in der kommenden Saison beim FC Bayern? IMAGO/Laci Perenyi

Leon Goretzka ist einer dieser Menschen, die ihrem Gegenüber mit einem Blick oder einem Augenbrauenheben zu verstehen geben, was sie jetzt von dieser Aussage oder Frage halten. Wenn Goretzka also, für gewöhnlich auch nach Niederlagen der Bayern noch ansprechbar, nicht gut gelaunt ist, laufen Reporter gerne mal Gefahr, beim bulligen Nationalspieler aufzulaufen. Und mit der guten Laune hatten es die Bayern in der Rückrunde ja nicht so. Was nicht nur, aber eben auch an Goretzka lag.

Hinter dem inzwischen 28-Jährigen liegt eine Rückrunde, die Fragen aufwirft. Welchen Goretzka bekommt Thomas Tuchel ab Mitte Juli zu sehen? Den kernigen Box-to-Box-Spieler, der ein Gespür für torgefährliche Situationen mitbringt wie kaum ein anderer Mittelfeldspieler? Also jener Spieler, der zwischen September und Oktober des Vorjahres Tor an Vorlage reihte und auf dem Weg zur Triple-Form war. Oder den Goretzka, der angeblich defensivere Aufgaben zu erfüllen hatte und auf dem Weg nach vorne nur noch platt wirkte? Also jener Spieler, der lieber ab- als aufdrehte und eher mit hängenden Schultern als der breiten Brust auffiel.

Achter, Sechser - oder Bankdrücker?

Aktuell weiß auch der Spieler nicht, was ab der kommenden Saison von ihm verlangt wird. Wie auch? Die Bayern suchen schließlich noch einen Sechser, der anders als Goretzka und Joshua Kimmich primär defensive Aufgaben erledigt und den Rücken freihält. Und mit Raphael Guerreiro kam bereits ein vielseitig einsetzbarer Techniker dazu, der zwar eigentlich links hinten agiert, genauso aber auch im zentralen Mittelfeld eingesetzt werden kann - und von Tuchel schon eingesetzt wurde.

Ist Goretzka also in der kommenden Saison Teil einer Doppelacht mit seinem langjährigen Doppelsechs-Partner Kimmich? Oder droht ihm - wie zum Ende der abgelaufenen Saison - ein Bankplatz? Der aus Leipzig gekommene Konrad Laimer verschärft die Konkurrenzsituation zusätzlich. "Natürlich waren schlechte Leistungen dabei", zog Goretzka kürzlich bei der Nationalmannschaft im "Sport1"-Interview eine persönliche Bilanz. "Mehr, als man von mir gewohnt ist. Dem muss man sich selbstkritisch stellen, und das mache ich."

Im entscheidenden Spiel wurde Goretzka ein- und wieder ausgewechselt

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Als die Bayern beim Saisonfinale in Köln noch eine theoretische Chance auf die Meisterschaft hatten, berief Tuchel Ryan Gravenberch für Goretzka in die Startelf. Und als aus der theoretischen Chance dann in der Schlussphase eine sehr realistische wurde, nahm Tuchel den 14 Minuten zuvor erst eingewechselten Goretzka schon wieder runter. Eine vertretbare Entscheidung, schließlich brachte der eingewechselte Jamal Musiala das Tor zur Meisterschaft, trotzdem dürfte es auf Goretzka wie eine kleine Ohrfeige gewirkt haben. Das machte sich später bei den Feierlichkeiten bemerkbar.

Laut eigener Aussage hat Goretzka nun "große Pläne" beim FC Bayern und denkt nicht daran, den Rekordmeister zu verlassen. Damit diese großen Pläne aufgehen, müsste er jedoch wieder zu alter Form finden - ansonsten droht wie schon zuletzt die Bank. Oder ein Tapetenwechsel.

Mario Krischel

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