Bundesliga

Kimmich: Die Suche nach Hilfe

Bayerns Mittelfeldspieler vor der neuen Saison im Blickpunkt

Kimmich: Die Suche nach Hilfe

Bayerns Sechser Joshua Kimmich braucht einen Sechser.

Bayerns Sechser Joshua Kimmich braucht einen Sechser. IMAGO/RHR-Foto

Was auch immer Hansi Flick zuletzt machte oder sagte, es war nicht sehr erfolgreich. Seien es die nächsten verkorksten Länderspiele gegen die Ukraine, Polen und Kolumbien oder die teilweise eher merkwürdigen Auftritte auf Pressekonferenzen.

Bei einem dieser Termine passierte es neulich auch, dass Flick auf die Idee kam, den oft gescholtenen Joshua Kimmich ungefragt für einen Vergleich herzuziehen, der seinem einstigen Bayern-Schützling mehr Spott als Unterstützung einbrachte. Wie die von Michael Jordan und Kobe Bryant sei Kimmichs Mentalität, meinte Flick, "er will immer siegen, geht voran und gibt alles. Ich würde mir wünschen, dass man in einer Phase, in der es nicht so läuft, das berücksichtigt".

Kimmich muss weiterhin als Sündenbock herhalten

Ein nachvollziehbares Plädoyer für jenen Spieler, den er dann im letzten Spiel gegen Kolumbien auf der Bank platzierte. Und doch verfehlte es seine Wirkung in den nicht sehr nachgiebigen sozialen Medien vollständig. Was hängenblieb, war der Eindruck, der nicht erst in dieser Saison entstanden ist: Kimmich muss weiterhin als Sündenbock herhalten. Und dringend Hilfe erhalten - von den Verantwortlichen des FC Bayern.

Hinter Kimmich liegt erneut eine Saison, die auf dem Papier alles andere als schlecht aussieht und letztlich ja auch immerhin mit der nächsten Meisterschale - seiner achten - endete. Mehr denn je war allerdings zu sehen, dass der inzwischen 28-Jährige, der in Abwesenheit von Manuel Neuer und Thomas Müller nicht selten die Kapitänsbinde trug, abhängig ist von der Form seines Nebenmannes.

Wer stopft die Löcher vor der Abwehr?

Marcel Sabitzer gab Kimmich zu Saisonbeginn, als Leon Goretzka wegen einer Knie-OP fehlte, die Absicherung als tiefer Sechser. Nachdem Goretzka zurückgekehrt war, stand das vertraute Duo wieder auf dem Feld, allerdings auch jenes, das schon im Vorjahr unter Julian Nagelsmann Löcher vor der Abwehr gelassen hatte, die einst Spieler wie Thiago oder Javi Martinez stopfen konnten.

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Kimmich ist - wie Goretzka - eher Achter als Sechser. Einer, der das Gefühl hat, mehr als andere machen zu müssen und deshalb auch alles machen will. Kimmich tritt nahezu jeden Standard, ist überall auf dem Feld zu finden und manchmal dann nicht da, wo er eigentlich gebraucht wird. Trotzdem war er noch derjenige, der einem oft erschreckend schwachen Bayern-Spiel ein bisschen Kreativität verlieh. Gegen Hertha zum Beispiel, als der Tabellenführer Dortmund zwei Tage zuvor in Bochum gepatzt und die Bayern gegen den Letzten aus der Hauptstadt Probleme hatten, ein Tor zu erzielen. Kimmichs feiner Chipball auf Serge Gnabry war der notwendige Dosenöffner, seine Vorlage zum 2:0 auf Kingsley Coman nicht weniger sehenswert.

Sechser Kimmich braucht einen Sechser

Sieben Tore und elf Assists sind zwar nicht Kimmichs Bestwerte, dennoch eine ordentliche Ausbeute für einen Sechser, der jetzt einen Sechser braucht. Gelingt es den Bayern, einen defensiv orientierten Mittelfeldspieler - einen wie Casemiro oder Rodri - zu finden, kann Kimmich seinen Stärken als Spielgestalter ruhigeren Gewissens nachgehen.

"Wir haben Großes vor"

Ein Modell mit einer klaren Sechs und zwei Achtern wäre wie gemacht für die zweifellos talentierte Schaltzentrale des Rekordmeisters, die in den zurückliegenden zwei Spielzeiten mehr mit sich selbst zu kämpfen hatte. "Wir haben Großes vor", versicherte Kimmich zuletzt. An ihren Vorhaben sind die Bayern bislang auch noch nie gescheitert.

Mario Krischel

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