Bundesliga

Glasner, Grenzen und Konflikte in Wolfsburg

Sportlich geht's voran, intern aber kracht es beim VfL

Glasner, Grenzen und Konflikte in Wolfsburg

Tut sich schwer mit der Rolle, nur Trainer in Wolfsburg zu sein: Oliver Glasner.

Tut sich schwer mit der Rolle, nur Trainer in Wolfsburg zu sein: Oliver Glasner. imago images

Es spricht für die Wolfsburger Verantwortlichen Jörg Schmadtke und Marcel Schäfer, dass sie nicht unüberlegt handeln und direkt die Reißleine ziehen. Obwohl ihnen ihr Trainer Oliver Glasner in der vergangenen Woche den roten Teppich dafür ausgerollt hatte mit seinen von Enttäuschung geprägten Worten über den nicht erfolgten Transfer eines Offensivspielers "mit Tempo und Tiefgang" inklusive der Betonung, dass man doch monatelang darüber gesprochen habe. Erst einmal, so scheint es, hält das VfL-Führungsduo an seinem Trainer fest. Dabei dürfte eine Trennung in diesem Fall nur aufgeschoben sein.

Unzufriedenheit mit Glasner dauert schon länger an

Die Unzufriedenheit über das Vorgehen des Fußballlehrers nicht nur in öffentlich diskutierten Transferangelegenheiten zieht sich schon seit längerer Zeit durch den Klub und auch durch die Mannschaft, in der die Fürsprecher des Trainers in den vergangenen Wochen und Monaten weniger wurden. Was wiederum für das Team und auch Glasner spricht: Auf dem Rasen werden interne Probleme nicht offensichtlich, der VfL steht mit zwei Siegen und fünf Remis noch ungeschlagen auf Platz sechs und ist damit abgesehen vom peinlichen Aus in der Europa-League-Qualifikation gegen AEK Athen (1:2) weitgehend im Soll.

Trainersteckbrief Glasner
Glasner

Glasner Oliver

Bundesliga - 7. Spieltag
mehr Infos
Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Bayern München Bayern München
18
2
RB Leipzig RB Leipzig
16
3
Borussia Dortmund Borussia Dortmund
15

Donnerwetter von oben

Dennoch gibt es Dissonanzen, die von Glasner nun auf unvorsichtige (oder beabsichtigte?) Art und Weise an die Öffentlichkeit getragen werden. Der 46-Jährige gibt sich jetzt verwundert ob der Wucht, die seine Worte über die längst abgeschlossene Transferperiode entwickelt haben. "Dieser ganz große Aufruhr war für mich ein bisschen überraschend", sagt er nun, nachdem er zwei Tage zuvor noch zur freien Interpretation seiner Bemerkungen über verpasste Transferziele aufgerufen hatte. Worauf nicht nur ein mediales Echo erfolgte, sondern auch ein gewaltiges Donnerwetter seiner Vorgesetzten.

Kein Allesmacher mehr wie in Linz

Weil Glasner nicht zum ersten Mal Grenzen überschritt, die es für ihn als Allesmacher in Linz, wo er Trainer und Sportchef in Personalunion war, noch nicht gegeben hatte. In Wolfsburg wiederum, das wusste er bei Amtsantritt, ist er "nur" der Trainer. Eine Rolle, mit der sich Glasner dem Vernehmen nach nur schwer anfreunden kann. An die klare Abmachung, dass sich ausschließlich die sportliche Führung, sprich Geschäftsführer Schmadtke und Sportdirektor Schäfer, öffentlich über Transferangelegenheiten äußert, verstieß er nicht zum ersten Mal. Schon sein Vorpreschen während der abgelaufenen Wechselperiode, als Glasner "Handlungsbedarf" anmeldete, sorgte für Verstimmung.

Die Basis zur vertrauensvollen Zusammenarbeit zerstört

Die sich merklich auf das Binnenverhältnis ausgewirkt hat. Die Verbindung zwischen Schmadtke und Glasner leidet schon seit geraumer Zeit, auch bei Schäfer als Vermittler soll der Trainer mit seiner Art zunehmend Unverständnis hervorrufen. Glasners Steilvorlage zur sofortigen Trennung könnten die Chefs nun nutzen. Allerdings gibt es sportlich aktuell keinen sich extrem aufdrängenden Grund, etwas zu verändern. Klar scheint dennoch: Glasner ist nur noch ein Trainer auf kürzere Zeit, als es der Vertrag bis 2022 hergibt. Eine stabile Basis für eine vertrauensvolle und harmonische Zusammenarbeit - zu der immer auch interne Konflikte gehören können - ist spätestens seit der vergangenen Woche nicht mehr vorhanden.

Thomas Hiete

Bilder zur Partie VfL Wolfsburg - TSG Hoffenheim