Bundesliga

Rafal Gikiewicz: "Dann packe ich meine Koffer und wechsle"

Augsburgs Torhüter im Gespräch

Gikiewicz: "Dann packe ich meine Koffer und wechsle den Verein"

Er spricht stets Tacheles: FCA-Keeper Rafal Gikiewicz.

Er spricht stets Tacheles: FCA-Keeper Rafal Gikiewicz. imago images

Aus dem Augsburger Trainingslager in Scheffau berichtet Mario Krischel

Die einzige Einheit des Tages lief für Rafal Gikiewicz und seine Teamkollegen beim FC Augsburg verhältnismäßig entspannt. Nach dem Test gegen den tschechischen Erstligisten Dynamo Budweis (0:1) am Mittwochabend beließ es Trainer Enrico Maaßen in der Tiroler Sonne am Donnerstag bei einer Regenerationseinheit. Nach dem Mittagessen nahm sich ein gut gelaunter und angriffslustiger Gikiewicz fast eine Stunde Zeit und sprach mit dem kicker über …

… das unter Trainer Enrico Maaßen veränderte Torwartspiel: "Ich muss hoch stehen, eine stetige Anspielstation sein. Wir wollen den Ball haben, nicht nur lang hinten rausschlagen. Fußball ist Risiko, und wir müssen jetzt ein bisschen mehr ins Risiko gehen. Gegen Bayern kann ich den Ball auch mal lang schlagen, aber wir müssen diese Automatismen jetzt lernen. Ich bin sehr froh, mit 34 nochmal was zu lernen. Für meinen Oberschenkel war es nicht einfach, den Ball 100 Mal im Spiel hinten rauszuhauen." (grinst)

… seinen Status als Nummer 1: "Es ist keine klare Situation, in den Testspielen darf jeder mal ran. Ich muss trainieren und gehe es an wie jedes Jahr: Ich will besser sein als der Gikiewicz von gestern. Ich will mehr machen und gesund bleiben, und ich weiß auch, was ich noch besser machen kann."

Wenn ich das Gefühl habe, schlecht zu sein, bin ich der erste, der das sagt.

Rafal Gikiewicz

… potenzielle Neuzugänge im Tor: "Ich habe keine Angst vor irgendwem. Wenn mir die Verantwortlichen sagen, dass ich die Entwicklung der Mannschaft blockiere, dann akzeptiere ich das. Dann packe ich meine Koffer und wechsle den Verein. Wenn ich das Gefühl habe, schlecht zu sein, bin ich der erste, der das sagt. Aber das Gefühl habe ich nicht."

… seine Gesundheit: "Ich fühle mich super und kenne meinen Körper bestens. Das Alter spielt gar keine Rolle."

… seine Zukunft: "Ich habe einen Vertrag in Augsburg, die Familie fühlt sich sehr wohl. Aber im Fußball weißt du nie, was morgen kommt. Ich bin zum ersten Mal das dritte Jahr in Folge bei einem Verein, jetzt kommt eine gefährliche Zeit!" (lacht)

… seine Gründe für das dritte Jahr in Augsburg: "Wenn Enrico nicht gekommen wäre, wäre meine Zeit in Augsburg vielleicht vorbei gewesen. Die frische Luft, die Enrico bringt, tut sehr gut; die Dinge, die ich jetzt noch lernen kann. Jeden Tag ist das Training ein bisschen anders. Ich habe wieder mehr Freude. Die letzten zwei Jahre haben wir unsere Ziele erreicht, aber keinen attraktiven Fußball gespielt. Das meine ich nicht als Kritik an Markus oder Heiko, aber selbst Bielefeld und Fürth haben versucht, guten Fußball zu spielen. Wenn du willst, geht das. Vielleicht machst du ein paar Fehler, aber die Spieler bekommen ein besseres Gefühl und haben mehr Spaß."

… seinen 2023 auslaufenden Vertrag: "Ich denke darüber nicht nach. Ich zeige meine Leistung, und dann schauen wir mal, wie viele Angebote nach der Saison auf dem Tisch liegen. Davon nehme ich das beste."

… den Zeitpunkt für Gespräche: "Ich gehe nicht jeden Tag bei Stefan Reuters Büro vorbei und klopfe an. So bin ich nicht. Erstmal muss ich die Nummer 1 werden. Und wenn wir dann gut spielen, habe ich keine Sorgen."

Ich will nur einmal spielen, ich will mir diesen Traum erfüllen.

Rafal Gikiewicz

… seinen Traum von der polnischen Nationalmannschaft: "Mir reicht auch eine Minute gegen San Marino oder Weißrussland. Ich habe mit dem Trainer (Czeslaw Michniewicz, d. Red.) gesprochen, und es ist klar, dass er immer zwei junge und zwei erfahrene Torhüter nominiert. Ich werde nur nominiert, wenn sich entweder Lukasz Skorupski oder Wojciech Szczesny verletzt oder zu schlecht ist. Ich will nur einmal spielen, ich will mir diesen Traum erfüllen. Ich will meinen Kindern zeigen, was mit harter Arbeit möglich ist. Ich kam als No-Name nach Deutschland und hatte nicht viel Talent. Ich habe hart gearbeitet und alles geschafft. Wenn du willst, schaffst du alles."

… den Wechselwunsch seines Landsmannes Robert Lewandowski: "Ich kann ihn verstehen. Er hat hier alles erreicht und will jetzt nochmal was Neues probieren. Manchmal ist es am besten, wenn man sich dann in die Augen guckt und auseinandergeht."

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