Bundesliga

Freiburger Defensive: Anfällig wie seit fast 20 Jahren nicht

Ginter und Lienhart schmerzlich vermisst

Freiburger Defensive: Anfällig wie seit fast 20 Jahren nicht

Wechselbad der Gefühle: Yannik Keitel war in Lens noch der beste Mann, gegen die Eintracht unterlief ihm ein kapitaler Fehler.

Wechselbad der Gefühle: Yannik Keitel war in Lens noch der beste Mann, gegen die Eintracht unterlief ihm ein kapitaler Fehler. IMAGO/Steinsiek.ch

Donnerstagabend, Europa League, Lens: Überraschend steht Yannik Keitel in der Startelf, und dann auch noch erstmals im Zentrum der Dreierkette. Dabei hat der 24-Jährige, eigentlich auf der Sechs zu Hause, seit Anfang Oktober nur zwei Minuten (!) gespielt. Die fehlende Spielpraxis ist ihm aber zu keinem Zeitpunkt anzumerken. Keitel ist beim 0:0 gegen den französischen Vizemeister der beste Mann auf dem Platz.

Sonntagnachmittag, Bundesliga, Freiburg: Keitel steht gegen Eintracht Frankfurt erneut in der Startelf. Doch diesmal machen sich die vergangenen Monate bemerkbar. Vor dem 0:1 verliert er erst Omar Marmoush aus den Augen, schätzt dann die Flugbahn des Balles falsch ein und kommt zu allem Überfluss auch noch ins Straucheln.

Es ist der Auftakt zu den gemeinsamen Fehler-Festspielen des SC Freiburg und der Eintracht. Keitel befindet sich an diesem Nachmittag beim gerechten 3:3-Remis also in bester Gesellschaft. Beim zweiten Freiburger Gegentreffer versagt die Konterabsicherung völlig, Manuel Gulde verpasst es in letzter Instanz, Marmoush anzugehen. Beim dritten Tor der Eintracht spaziert wieder Marmoush durch die Hintermannschaft, bei Torschütze Ansgar Knauff ist ebenfalls niemand, Keitel noch am nächsten. Das Freiburger Glück: Die Frankfurter Defensive macht es an diesem Tag nicht besser.

Rückrunde: Die meisten Gegentore der Liga

Wirklich überraschend ist das in Freiburg nicht, in der Abwehr läuft es sei Wochen nicht mehr rund. In der Hinrunde bedeuteten 26 Gegentore in 17 Spielen Platz 7 in der Statistik - identisch mit dem Tabellenplatz. Diese Stabilität ist in der Rückrunde verflogen. 14 Gegentore in fünf Spielen sind der mit Abstand schlechteste Wert der Liga. In den vergangenen vier Spielen kassierte der Sport-Club jeweils drei Gegentore.

Eine solche Serie gab es seit fast 20 Jahren nicht. Genau genommen gab es eine solche Serie erst einmal in der Freiburger Bundesliga-Geschichte. Die dauerte vom 27. Oktober bis zum 13. November 2004. Die Gegner hießen Hamburger SV (0:4), Hertha BSC (1:3), Bayer Leverkusen (1:4) und Arminia Bielefeld (2:3). Am Ende der Saison stiegen die Freiburger als Schlusslicht in die 2. Liga ab. Auch wenn der chronische Berufsskeptiker Christian Streich jedes Jahr Ähnliches befürchtet und am Sonntagabend mit dem Hinweis auf den Sieg von Mainz 05 darauf verwies, wie wichtig der Punktgewinn gegen die Eintracht gewesen sei, ist der Abstiegskampf in dieser Saison meilenweit entfernt.

Lienhart und Ginter: Rückkehr nicht absehbar

Der Grund für die aktuelle Anfälligkeit liegt auf der Hand. Philipp Lienhart fehlt seit Mitte Dezember wegen Adduktorenbeschwerden und wird wegen einer Mitte Januar erfolgten Leistenoperation auch noch einige Wochen bis zu seiner Rückkehr benötigen. Dass seit zwei Spielen nun auch noch Matthias Ginter wegen anhaltender Achillessehnenbeschwerden ausfällt und seine Rückkehr nicht absehbar ist, hat die Lage extrem verschärft. Das Fehlen von zwei international erfahrenen Innenverteidigern dieses Formats würde jeder Bundesligist spüren. Freiburg kann die Ausfälle schlichtweg nicht kompensieren.

"Die zwei haben uns die letzten eineinhalb Jahre extrem viel Stabilität gegeben. Nichtsdestotrotz haben wir Jungs mit Qualität auf dem Platz. Es sollte nicht unser Anspruch sein, so viele Gegentore zu kassieren", sagt Nicolas Höfler. Streich sieht kein grundsätzliches, beziehungsweise personalbedingtes Problem: "In Lens haben wir es gegen eine Top-Mannschaft außergewöhnlich gut gemacht."

Keitel fraglich für Lens

Am Donnerstag sollte das gegen Lens erneut gelingen, um nach dem 0:0 im Hinspiel ins Achtelfinale der Europa League einzuziehen. Doch die Personalsorgen reißen nicht ab. Keitel musste gegen die Eintracht mit Bandscheibenbeschwerden raus. "Wir müssen abwarten, es könnte sein, dass er ausfällt", erklärt Streich. Kilian Sildillia oder Attila Szalai stehen als Alternativen bereit. Doch beide fielen zuletzt nicht als Stabilisatoren auf. Nicht ohne Grund, zog beiden Streich den positionsfremden Keitel vor ...

Moritz Kreilinger

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